Mit mathematischen Strategien zum Wetterfolg?
Mit mathematischen Strategien zum Wetterfolg? Unser Artikel zeigt wie das geht.
Sportwetten in Deutschland boomen wie nie zuvor. Gerade die Online-Anbieter tragen einen großen Teil zum Erfolg der Branche bei.
Rund 120 Online-Wettanbieter gibt es momentan für den deutschen Markt. Darüber hinaus können Spieler an über 22.000 offiziellen Toto-Lotto-Annahmestellen, an 5.000 privaten Anbietern, sowie in 9.000 Spielhallen und 67 Spielbanken ihre Wetten platzieren.
Die Anzeigetafel der Pferderennbahn in Frankfurt. Hier wird kräftig gewettet. Bildquelle: „Anzeigetafel““ by dontworry ist lizensiert unter CC by 3.0.
In Deutschland wurde innerhalb der letzten 5 Jahre eine Verdoppelung der Wetteinsätze verzeichnet. 2012 lagen die gesamten gespielten Summen bei einer Höhe von 3,46 Milliarden Euro, 2017 waren es bereits 7,67 Milliarden Euro. Etwa 88.000 Arbeitsplätze hängen mittlerweile von der Wettindustrie ab.
Ob bei Sportwetten Glück oder Fachwissen zum Erfolg führt, dieser Frage sind wir in einem Artikel nachgegangen. Das Resultat: Reines Fachwissen führt nicht zu erfolgreichen Wetteinsätzen. Expertenwissen lässt sich also nicht automatisch zu Geld machen. Erfolgreiche Spieler kombinieren tagesaktuelles Wissen mit mathematischen Strategien. Nur so können Sie erfolgreich tippen. Aber wie funktioniert das?
Arbitrage – wetten mit starken Quotenunterschieden
Das erste Zauberwort lautet Arbitrage. Das Wort stammt aus dem Französischen und steht für eine risikolose Investitionsstrategie, die sich die Differenz in Kursen, Zinsen und anderen Preisunterschieden zu Nutze macht. Am häufigsten ist diese Strategie von den Derivaten am Aktienmarkt bekannt.
Aber auch bei Sportwetten kommt sie zum Einsatz. Hier entstehen Arbitrage-Situationen vor allem in Partien unterer Spielklassen, weil die Partien dort von den Buchmachern weniger präzise analysiert werden als in großen, wichtigen Spielen. Somit kommt es zu großen Abweichungen der angebotenen Quoten. In Bundesligaspielen oder Ähnlichem kommt es quasi zu keiner solchen Situation.
Ein Beispiel eines risikolosen Gewinns:
Tennisspieler A aus Deutschland trifft auf Tennisspieler B aus Italien.
Der Buchmacher A, aus Deutschland, sieht seinen lokalen Sportler als Favoriten und bietet die folgende Quote:
• Sieg Tennisspieler A: 1,1
• Sieg Tennisspieler B: 4
Da ein italienisches Wettbüro Wettbüro einen Sieg des italienischen Sportlers erwartet, weichen ihre Quoten deutlich ab:
• Sieg Tennisspieler A: 3,5
• Sieg Tennisspieler B: 1,2
Unabhängig vom Ausgang der Partie kann man mit diesen Quoten nun einen Gewinn erzielen.
Dazu könnte man folgende Wetten platzieren:
Buchmacher A:
10 Euro auf den Sieg von Tennisspieler B bei einer Quote von 4,0
Buchmacher B:
10 Euro auf den Sieg des Tennisspieler A bei einer Quote von 3,5
Der Gesamteinsatz liegt bei 20 Euro.
Gewinnt Tennisspieler B, erhält Spieler A 40 Euro von Buchmacher A. Gewinnt Tennisspieler A, erhält er immerhin 35 Euro von Buchmacher B.
Nach Abzug des Einsatzes von 20 Euro hat der Wettende also einen garantierten Gewinn von entweder 15 Euro oder 20 Euro.
Nun sollte man als Spieler allerdings immer beachten, welche Anbieter die Glücksspielsteuer von 5 Prozent an ihre Wettenden weitergeben und welche nicht.
In der Praxis treten diese Arbitrage Situationen zwar auf, aber sie sind nie so eindeutig ersichtlich wie in unserem Beispiel. Wettende können Anbietervergleichsportale nutzen, um nach diesen Quoten zu suchen.
Außerdem ist es schwierig, diese in die Praxis umzusetzen. Man braucht als Wettender eine hohe Anzahl an Konten bei den verschiedenen Anbietern und einen hohen Cashflow. Softwares können bei der Suche und dem Vergleich der Quoten helfen, aber die Anbieter gehen auch massiv gegen Spieler vor, die versuchen, sich Arbitrage Situationen zu Nutze zu machen. So kann es passieren, dass Wetten gesperrt werden oder für einen Moment nicht platziert werden können und dass sich die Quoten bis dahin schon wieder verändert haben.
Value Bets – wenn der Spieler mehr weiß als der Buchmacher
Die häufiger verwendete Strategie sind sogenannte Value Bets. Diese treten immer dann auf, wenn ein Buchmacher eine Eintrittswahrscheinlichkeit falsch bewertet und daher eine zu hohe Quote anbietet. Durch sorgfältige Analysen der tatsächlichen Sportereignisumstände (Spielerverletzungen, etc.) sowie genauen Berechnungen der sogenannten fairen Quote für den Ausgang einer Partie können Spieler diese zu hoch angesetzten Quoten erkennen und zu ihrem Vorteil nutzen.
Zur Errechnung von Value Bets wird in der Praxis folgende Formel angewendet:
Wert (Value) = (Quote des Buchmachers x eigene angenommene Eintrittswahrscheinlichkeit in Prozent) / 100
Verdeutlichen wir dies wieder am selben Beispiel der Tennispartie:
Tennisspieler A aus Deutschland trifft auf Tennisspieler B aus Italien.
Der Buchmacher A bietet die folgende Quote:
• Sieg Tennisspieler A: 1,1
• Sieg Tennisspieler B: 4
Somit nimmt der Buchmacher A an, dass Tennisspieler A mit einer Wahrscheinlichkeit von 90.91 Prozent gewinnt.
Der Wettende schätzt aber ein, dass Tennisspieler A mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent gewinnt.
Dann handelt es sich um eine Value Bet.
Wert (Value) = (1,1 x 95) / 100 = 1,045
Sobald das Ergebnis einen Wert über 1 ergibt, spricht man von einer Value Bet.
Insiderwissen hilft zum Aufspüren von Value Bets
Nun ist es natürlich subjektive Einschätzung der Spieler, ob eine Value Bet vorliegt oder nicht. An dieser Stelle kommt wieder das Insiderwissen zum Tragen, besonders das tagesaktuelle. Sicher ist es nicht leicht, sich gegen ganze Teams von Quotenmachern in den Wettbüros einen Informationsvorsprung zu verschaffen, aber auch hier haben die Spieler öfter in den kleineren Partien niedrigerer Spielklassen Erfolg. Die Devise nur mit mathematischen Strategien zum Wetterfolg ist also auch nicht die Antwort. Eine gewisse Portion Insiderwissen und Tagesaktualität gehört auch dazu.
Nächsten Sonntag beschäftigen wir uns mit mathematischen Spielansätzen in Casinos.