Milliardenschwerer Glücksspiel-Ring in Vietnam aufgeflogen
Die vietnamesische Polizei hat einen Online-Glücksspiel-Ring aufgedeckt, dem es gelungen war, insgesamt 1,3 Milliarden US-Dollar auf verschiedenen Bankkonten anzuhäufen. Dies berichtete die Vietnam News Agency am Montag.
Die vietnamesische Polizei nahm 24 Verdächtige fest. (Bild: Wikipedia)
Bei der polizeilichen Ermittlung, im Rahmen derer das illegale Online-Glücksspiel aufflog, soll es sich um den größten Einsatz dieser Art in der Geschichte Vietnams gehandelt haben. Insgesamt wurden hierbei 24 Personen festgenommen.
Wie das Ministerium für öffentliche Sicherheit mitteilte, führten 30 Einsatzteams in acht vietnamesischen Städten, darunter Hanoi und Ho Chi Minh City, gleichzeitig Razzien durch.
Gegen 14 der hierbei festgenommenen Verdächtigen wird nun wegen der Organisation illegalen Glücksspiels ermittelt. Weitere zehn Festgenommene müssen sich vor Gericht wegen der unerlaubten Teilnahme am Online Glücksspiel verantworten. Einer der Verhafteten soll Ausländer sein, die anderen Einheimische.
In Vietnam ist nahezu jede Form von Glücksspiel derzeit streng verboten. Ausnahmen bilden die staatliche Lotterie sowie einige große, lizensierte Casino Resorts, beispielsweise in den Provinzen Bắc Ninh, Bà Rịa–Vũng Tàu oder Quảng Ninh.
Deren Besuch ist Touristen gestattet, Einheimischen allerdings weiterhin verboten. Vietnamesen dürfen, sofern sie älter als 21 Jahre sind und über ein monatliches Einkommen von mehr als 445 US-Dollar verfügen, seit diesem Jahr legal in dem Casino Resort auf der Insel Phú Quốc spielen. Im Rest des Landes ist für sie die Durchführung vom und die Teilnahme am Glücksspiel illegal.
Die Spieler hatten die Webseite Fun88 besucht, die Sportwetten angeboten hatte. Sie wurden auf der Seite aufgefordert, Geld auf Konten einzuzahlen, um es gegen virtuelles Geld einzutauschen, das sie für Wetten nutzen konnten. Da der Glücksspiel-Anbieter jeweils geringe Beträge auf verschiedene Bankkonten verteilte, war er von den Behörden lange unentdeckt geblieben.
Weiterer Glücksspielring aufgeflogen
Erst im vergangenen Jahr ist es der Polizei in Vietnam gelungen, einen mehr als 420 Millionen US-Dollar schweren Glücksspielring auszuheben. Nachdem mehrere Verhaftungen durchgeführt wurden, leitete die Polizei weitere Ermittlungen ein, um herauszufinden, wie breit aufgestellt die Gruppe tatsächlich war.
In Folge dieser Untersuchungen wurde erst vor wenigen Tagen eine hochrangige politische Persönlichkeit wegen ihrer Verbindungen zum illegalen Glücksspiel festgenommen: Dem Chefinspektor des Informationsministeriums, Đặng Anh Tuấn, wird vorgeworfen, die Anführer des Glücksspielrings vor polizeilichen Zugriffen geschützt zu haben.
Die betreffenden Vorfälle reichen bis ins Jahr 2016 zurück. Zu dieser Zeit ging beim zuständigen Ministerium Informationen ein, die auf einen illegalen Glücksspielring in Vietnam hinwiesen. Đặng Anh Tuấn wurde mit den Ermittlungen beauftragt und berichtete, dass er keinen Hinweis auf illegale Aktivitäten habe finden können. Ihm gelang es, das Ministerium zu überzeugen, die Angelegenheit fallenzulassen. Nun wird ihm vorgeworfen, seine Position missbraucht und die Machenschaften des Rings vertuscht zu haben.
Verwicklungen vietnamesischer Staatsbeamter ins illegale Glücksspiel
Zuvor waren bereits zwei weitere hochrangige Persönlichkeiten wegen ihrer Verwicklungen in den Skandal aufgeflogen. Hierbei handelte es sich um den ehemaligen Direktor der Abteilung für Prävention von High-Tech-Kriminalität des Informationsministeriums, Nguyễn Thanh Hóa, sowie den früheren Direktor der Generalpolizeibehörde, Phan Van Vink.
Insgesamt gab es 90 Verhaftungen, die mit dem Glücksspielring in Verbindung standen. Den Festgenommenen wurden unter anderem das Anbieten unerlaubten Glücksspiels, Geldwäsche und die Veruntreuung von Anlagevermögen vorgeworfen. Während 17 der Angeklagten zur Zahlung von jeweils 1.724 US-Dollar verurteilt wurden, wurden 22 auf Bewährung entlassen. Die Übrigen müssen eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren verbüßen.
Versuche, das illegale Glücksspiel in Vietnam einzudämmen
Vietnam versucht, dem illegalen Glücksspiel im Land einerseits durch polizeiliche Ermittlungen bis in die Reihen höchster Politiker, andererseits aber auch durch Einführung des Pilotprojektes auf der Insel Phu Quoc Herr zu werden. Indem hier das Glücksspiel versuchsweise legalisiert wird, soll herausgefunden werden, ob sich das illegale Glücksspiel auf diese Weise eindämmen lässt.
In den USA steht man dem Versuch der vietnamesischen Behörden kritisch gegenüber. So erklärte ein im März veröffentlichter Bericht, der vom Büro für internationale Suchtstoff- und Strafverfolgungsangelegenheiten herausgegeben wird:
„Vietnam erteilte 2018 seine ersten Pilotlizenzen für lokale Casino und erhöhte damit sein Geldwäscherisiko, wenn die Behörden dieser Einrichtungen nicht gewährleisten, dass Anti-Geldwäsche-Standards effektiv umgesetzt werden.“
Der Bericht gibt an, dass in asiatischen Regionen wie Macau, den Philippinen, Malaysia und Vietnam anhaltende illegale Aktivitäten dieser Art zu verzeichnen seien. Geldwäscher würden diese Länder für die Geldwäsche durch Glücksspielunternehmen nutzen.
Ob die Geldwäsche in den Gebieten zunimmt, in denen das Glücksspiel legalisiert wurde, wird sich spätestens nach dem Ende der Pilotphase zeigen.
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