Mexikos Zwiespältigkeit zu Casinospielen und Sportwetten
Mexiko strukturiert seit einigen Jahren in rasantem Tempo seine Glücksspiellandschaft um. Doch in vielen Bereichen fehlt es an einer funktionierenden Regulierung; Gesetze hängen in der Schwebe.
Gleichzeitig kämpfen die Behörden gegen illegale Spielgeräte und Glücksspielsucht.
Und dennoch wendet sich das Land mehr und mehr dem liberalisierten Glücksspiel zu, denn aus wirtschaftlicher und steuerlicher Perspektive bieten sich viele Chancen.
In den Kinderschuhen des Glücksspiels
„Im Sinne dieses Gesetzes sind Glücksspiele und Wettgeschäfte auf dem gesamten Nationalgebiet verboten.“ – lautete bis vor 15 Jahren das mexikanische Bundesgesetz über Spiele und Verlosungen (Ley Federal de Juegos y Sorteos, Originaltext auf Spanisch).
Erst im Jahr 2004 entschied sich die Regierung, einen Schritt in Richtung legales Glücksspiel zu gehen, und stellte die Weichen für den Bau der ersten Casinos auf mexikanischem Boden.
Mexiko baute seit 2004 zahlreiche Casinos (Bild: Wikimedia)
Das oben genannte Gesetz, welches bereits seit 1947 geltend war, wurde fast vollständig umgeschrieben. Alle Formen des Glücksspiels sollten grundsätzlich legalisiert werden und der Staatssekretär sollte fortan die Befugnis haben, die entsprechende Lizenzen auszustellen.
In den Folgejahren schossen Casinos geradezu wie Pilze aus dem Boden, wobei vor allem die großen Las Vegas Casinos die Chance ergriffen, sich im Nachbarland einen weiteren Standort aufzubauen.
Während die Casinolandschaft aufblühte und insbesondere im Norden des Landes nahe der texanischen Grenze zahlreiche amerikanische Touristen anlockten, hatte man nicht an das sich rasant entwickelnde Online Glücksspiel gedacht. Mit der Folge, dass Online Casinospiele und Sportwetten heute weder legal noch illegal sind.
Im Jahr 2014 wurde zwar ein neuer Gesetzesentwurf eingereicht, der die Lizensierung von Online Casinos und Buchmachern vorsah, doch noch heute wartet das Gesetz auf die Ratifizierung des Senates
Großes Potential im Online Glücksspiel
Wie die mexikanische Zeitung Cadena Noticias am Donnerstag berichtete, profitiere das Land wirtschaftlich sehr vom Glücksspiel. Vor allem, da die Industrie in den letzten 15 Jahren zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen habe.
Hunderte von Menschen hätten eine Anstellung in Casinos, Wettbüros oder Drittunternehmen gefunden. Auch in den Bereichen IT und Software seien neue Arbeitsplätze geschaffen worden, sowohl bei der Modernisierung von Geldspielgeräten als auch bei der Entwicklung neuer Online Spiele.
Der Senat muss das neue Gesetz absegnen (Bild: Wikimedia)
Wie viele andere Länder, die sich für die Legalisierung des Online Glücksspiels entscheiden, hatten auch die Politiker Mexikos, die den Gesetzesentwurf vor fünf Jahren einreichten, den Aspekt der Steuereinnahmen im Blick.
Derzeit flössen Millionen mexikanischer Peso unversteuert ins Ausland, da die in Mexiko zugänglichen internationalen Online Casinos ihre Lizenzen in anderen Rechtsräumen beziehen und dort Steuern zahlen.
Die aktuellen Pläne, sofern abgesegnet, sehen die Einrichtung einer gesonderten Glücksspielbehörde (Instituto Nacional de Juegos y Sorteos, INJS) vor. Diese würde dann alle lizenzierten Anbieter überwachen und nötige Kompetenzen erhalten, um bei Regelverstößen oder sonstigen Problemen eingreifen zu können.
Kampf gegen illegale Spielautomaten
Und während Mexiko heute grundsätzlich alle Formen des legalen Glücksspiels begrüßt, kämpfen die Behörden seit Jahren gegen das illegale Glücksspiel, insbesondere illegal aufgestellte Spielautomaten.
Diese bräuchten laut Artikel 9 des Glücksspielgesetzes von 2014 eine ausdrückliche Genehmigung durch den Staatssekretär. Bei der riesigen Anzahl der Spielautomaten im Land jedoch ist es wenig verwunderlich, dass der Großteil der Geräte noch immer ohne gültige Lizenz betrieben wird.
Die mexikanische Polizei beschlagnahmt Spielautomaten (Bild: Pixabay)
Aus diesem Grund werden in den Großstädten Mexikos auch regelmäßig Razzien durchgeführt, bei denen illegale Slot Machines beschlagnahmt und zerstört werden. Eine dieser Großrazzien wurde erst diese Woche in Guadalajara durchgeführt.
Die städtische Polizei beschlagnahmte dabei gemeinsam mit der Generalstaatsanwaltschaft der Republik (FGR) 194 illegal betriebene Spielgeräte. Die Geräte wurden anschließend von der Feuerwehr zerstört.
Die Spielautomaten seien besonders problematisch, weil Jugendliche uneingeschränkt Zugriff darauf hätten, so die Polizei. Auch der Bürgermeister von Guadalajara begrüßte die Entfernung der Geräte. Das Spielen am Spielautomaten solle nicht zur Norm werden, schon gar nicht bei Minderjährigen.
Man müsse bei den Jugendlichen ansetzen, um späteren Spielsuchtproblemen vorzubeugen. Laut letzten statistischen Erhebungen wiesen im Jahr 2017 in Mexiko ganze 200.000 Personen problematisches Spielverhalten auf.
In Mexiko gibt es folglich noch viel zu tun, bis eine landesweit funktionierende Regulierung allen Glücksspiels fest etabliert ist. Sollte der Senat jedoch bald das Glücksspielgesetz von 2014 absegnen, wird das Land in Mittelamerika seinem Ziel ein großes Stück näherkommen.