Marktanteile des Online Glücksspiels steigen international an
Die UK Gambling Commission und die dänische Glücksspielbehörde Spillemyndigheden veröffentlichten kürzlich aktuelle Zahlen über ihre jeweiligen Glücksspielsektoren. In beiden Ländern konnte ein beachtlicher Anstieg des Online Glücksspiels zu Ungunsten der landbasierten Betreiber beobachtet werden.
Großbritanniens Online Milliardengeschäft
Wettbüros und Casinos sind in jeder noch so kleinen Stadt Großbritanniens allgegenwärtig. Und auch wenn in jüngster Vergangenheit immer strengere Auflagen verabschiedet wurden und sowohl die Politik als auch die Gesellschaft mehr gegen Glücksspiel und seine negativen Auswirkungen vorgehen möchten, ist sowohl das landbasierte als auch das Online Glücksspiel im gesamten Land legal.
Der Erfolg der gesamten Branche im Land ist nicht zu leugnen. Besonders tiefgehende Einblicke verschaffte die UK Gambling Commission in ihrem umfangreichen Dreijahresbericht [Seite auf Englisch]. Zahlen werden von der Behörde in jedem Jahr von April bis zum März des Folgejahres gesammelt und dann ausgewertet.
Die meisten Einnahmen durch Online Casinos und Sportwetten (Bild: CasinoOnline)
Laut aktuellster Zahlen nahm die gesamte Industrie bis März 2018 umgerechnet 16,18 Milliarden Euro ein. Davon gingen 37 % vom Online Sektor aus, welcher um 12,8 % auf insgesamt mehr als 6 Mrd. Euro gestiegen ist.
Fast 70 % der Einnahmen aus Online Casinospielen und mehr als ein Drittel der gesamten Online Glücksspiel Einnahmen ist dabei auf Spielautomaten zurückzuführen. Sportwetten trugen zu knapp 43 % aller Einnahmen bei. Insgesamt sind die Einnahmen aller Unterkategorien des Online Glücksspiels im Vergleich zum Vorjahr angestiegen.
Die UK Gambling Commission lizenzierte bis März insgesamt 888 Online Glücksspiel Aktivitäten, was einen Anstieg von 13,8 % darstellt. Mit dem wachsenden Online Angebot sind jedoch auch die Zahlen des freiwilligen Selbstausschlusses beachtlich angestiegen.
Von insgesamt 1.435.667 Ausschlüssen in allen Glücksspielbereichen bezogen sich 1.382.857 auf Online Glücksspiel Anbieter. Die Zahl jener Spieler, die nach Ablauf der Selbstausschlussphase zurückgekehrt sind, blieb dabei in beiden Fällen überschaubar (circa 5 %).
Arbeitsplätze im Online Glücksspiel steigen
Über alle Branchenbereiche hinweg gesehen bietet der Glücksspielsektor im Land mehr Arbeitsplätze als zuvor. Der statistische Anstieg ist jedoch allein auf den Online Glückspielbereich zurückzuführen, denn in der Tat wurden in allen anderen Bereichen Arbeitsplätze abgebaut.
Seit 2016 wurde die Zahl der Angestellten in Casinos beispielsweise von 16.352 auf 15.226 reduziert, in Wettbüros von 53.303 auf 53.029 und im technischen Bereich von 6.773 auf 6.346.
Bei Online Casino Anbietern hingegen stieg die Zahl der Arbeitsplätze von 6.373 auf 10.273 Angestellte an. Damit arbeiten derzeit rund 10 % aller im Glücksspielsektor Tätigen im Online Bereich.
Zahlreiche Online Betreiber mit Hauptsitz in GB (Bild: Wikimedia)
Wie die Malta Gaming Authority kürzlich berichtete, suche man derzeit in der gesamten Online Branche nach qualifiziertem Personal, was darauf schließen lässt, dass dieser Anteil weiterhin wachsen wird.
Der Rückgang der offline Casino Arbeitsplätze lässt sich auch mit der verringerten Anzahl entsprechender Einrichtungen in den Städten begründen. Im gesamten Land waren im September 2018 noch 10.808 Spielstätten und Wettbüros aktiv, was im Vergleich zum März dieses Jahres bereits einen 2,4 % Rückgang bedeutet.
Was hingegen das Online Glücksspiel betrifft, ist Großbritannien ein vielversprechender Standort und entsprechend viele Arbeitsmöglichkeiten bieten sich hier. So haben 41 % aller Online Anbieter ihren Hauptsitz auf britischem Boden. Mit 21 % folgt Malta und mit jeweils 7 % Gibraltar und die Isle of Man.
Verringerte Einnahmen bei landbasierten Wettanbietern
Während die Einnahmen branchenübergreifend kontinuierlich wachsen, verzeichnen die landbasierten Wettbüros zunehmend niedrigere Gewinne. Dabei wird die gesamte offline Wettbranche deutlich von vier Anbietern dominiert. So sind 87 % aller Wettbüros in den Händen von William Hill (27,1 %), Ladbrokes (22 %), Betfred (19,6 %) und Gala Coral (18,3 %).
Allein diese vier betreiben in ganz Großbritannien 7.315 Wettannahmestellen. Doch diese Zahlen sind rückläufig, waren es vor zwei Jahren noch insgesamt 7.661 Stätten.
Die sogenannten „betting shops“ sind seit langer Zeit auch ein beliebter Ort für Geldspielgeräte und die kürzlich heftig kritisierten Fixed Odds Betting Terminals. Insgesamt befinden sich 18,1 % dieser Geräte in kleineren Wettbüros.
Geldspielgeräte findet man in Großbritannien längst nicht nur in Wettbüros und Casinos, denn in der Tat verteilt sich der größere Anteil dieser auf viele verschiedene Einrichtungen. Zum einen findet man in vielen Pubs und Gaststätten oft mehrere Automaten und zum anderen gibt es 52.292 weitere lizenzierte Aufstellorte, wie offizielle Bingo Zentren und sogenannte „Adult Gaming Centres“ (auch Arkaden genannt).
Einige Geräte dürfen sogar an Orten aufgestellt sein, zu denen Minderjährige Zugang haben, jedoch handelt es sich dabei nur um Automaten der Kategorie D. In diese eingeschlossen sind Geräte, an denen nur Sachgegenstände oder maximal 50 Pfund echtes Geld gewonnen werden können. Einsätze sind grundsätzlich auf 1 Pfund begrenzt.
Was die landbasierten Casinos betrifft, gibt es ebenfalls eine klare Dominanz weniger sehr erfolgreicher Anbieter. So teilen sich allein die Rank Group und die Genting UK 72 % aller 152 landbasierten Casino Standorte.
Während sich in den Casinos insgesamt 3.204 offline Glücksspielautomaten befinden, machen diese nach wie vor nur einen sehr geringen Anteil aller im Land aufgestellten Geräte aus, denn insgesamt gibt es 181.309 autorisierte Automaten.
In den Casinos sorgten ohnehin eher die Tischspiele American Roulette und Punto Banco für die größeren Einnahmen (34,7 %, bzw. 24,9 %). Was American Roulette betrifft, wurde jedoch zuletzt ein Rückgang von 3,7 % verzeichnet.
Zwar sind gerade die kleinen lokalen Wettbüros, Casinos und sonstigen Spielstätten nach wie vor sehr beliebt bei den Briten, doch scheint ein weiterer Rückgang aufgrund des steigenden Online Marktes kaum abwendbar.
Ähnliche Entwicklungen in Dänemark
Während das Online Glücksspiel weltweit stärker anwächst und mehr Länder beschließen, dieses zu legalisieren, leidet in der Tat vielerorts das landbasierte Glücksspiel. Neben Großbritannien veröffentlichte nun auch die dänische Glücksspielbehörde Spillemyndigheden einen aktuellen Bericht mit interessanten Zahlen.
Allein im dritten Quartal dieses Jahres stiegen die Einnahmen des gesamten dänischen Glücksspielmarktes um 9,7 % an. Auch in diesem Fall ist der Gesamtanstieg auf die Online Anbieter zurückzuführen, denn sowohl die Einnahmen aus offline Spielautomaten als auch die allgemeinen landbasierten Casinoeinnahmen sanken um 6,5 % bzw.14 %.
Der dänische Online Glückssspielmarkt boomt (Bild: CasinoOnline)
Die in Dänemark zugänglichen Online Anbieter profitierten besonders von der Fußball Weltmeisterschaft 2018, denn zu jenem Zeitpunkt stiegen die Einnahmen um 13,5 % auf umgerechnet knapp 87,5 Mio Euro.
Neben Fußball interessierten sich die Dänen in diesem Jahr auch vermehrt für Pferderennen, denn seit Januar war es erstmals allen Online Wettanbietern gestattet, auch für diese Sparte Wetten anzubieten. Zuvor behielt sich das Unternehmen Danske Spil sich als Monopol dieses Recht vor.
Ebenfalls ähnlich wie in Großbritannien stieg auch die Zahl der Selbstausschlüsse beachtlich an. Letzte Zahlen vom November belegen, dass sich insgesamt 16,704 Spieler ausgeschlossen haben, von welchen 68 % den permanenten Ausschluss wählten.
Auch für das nächste Jahr sind auf internationaler Ebene ähnliche Tendenzen zu erwarten. Neben Dänemark könnten sich auch in Schweden die Marktanteile drastisch verlagern, denn dort steht ab Januar der Online Markt auch internationalen Anbietern offen.
Für die landbasierten Casinos Europas wird es also weiterhin schwierig, gegen die erfolgreiche Online Konkurrenz anzukämpfen. Viele der Anbieter betreiben bereits jetzt sowohl offline als auch Online Glücksspielangebote. Vielleicht ist dies langfristig gesehen der einzige Weg, in der Branche zu bestehen.