Macaus Casinos leiden unter dem Handelskonflikt mit den USA
Der sich immer weiter verschärfende Handelskonflikt zwischen China und den USA hat nicht nur Auswirkungen auf das sich abschwächende Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte. Auch die Casinos und Hotels in Macau verzeichnen seit dem Beginn stark sinkende Umsätze.
Macaus Wirtschaft ist von den Casinos abhängig
Der wirtschaftliche Abschwung macht deutlich, wie hoch die Abhängigkeit der Glücksspiel-Branche von der chinesischen Konjunktur und Kaufkraftentwicklung ist. Nach offiziellen Statistiken legte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im dritten Quartal 2018 nur um magere 6,5 % zu. Was für andere Industriestaaten eine gigantische Steigerung wäre, bedeutet für China das niedrigste Wachstum seit der Finanzkrise 2009.
Die Folge für Macau sind erhebliche Rückgänge bei der Anzahl der Besucher sowie den Pro Kopf-Ausgaben der Touristen. Analysten gehen deshalb davon aus, dass die Umsätze der Casinos im vierten Quartal etwa 20 % unter den Anfang des Jahres prognostizierten Zahlen liegen werden.
Glücksspiel in China
Im Reich der Mitte ist das Glücksspiel bis auf zwei staatlich organisierte Lotterien verboten. Eine Ausnahmeregelung gilt für die ehemalige portugiesische Kolonie Macau, wo seit 2002 gezockt werden darf. In der Folge schossen neue Casinos zu Dutzenden in die Höhe. Um die Zocker unterzubringen, bieten die meisten Casinos angegliederte Resorts, die ausreichend Betten und Unterhaltungsmöglichkeiten für ihre Gäste bereithalten. Mit über 31 Millionen Besuchern und Glücksspiel-Umsätzen von knapp 30 Milliarden US-Dollar im Jahr hat Macau deshalb Las Vegas längst als internationales Spielerparadies verdrängt.
Die aktuelle Flaute trifft einen Lebensnerv von Macau, denn die Stadt hat sich seit der Legalisierung auf das Geschäft mit den Casinobesuchern spezialisiert. Und trotz der Internationalisierung des Tourismus kommt ein Großteil der Gäste weiterhin aus dem benachbarten China und aus Hong Kong, wo sich das abflachende Wachstum ebenfalls in der Kaufkraft bemerkbar macht.
Zwar werden im Umfeld der Glücksspiel-Tempel vermehrt alternative Shopping- und Unterhaltungsmöglichkeiten, Veranstaltungen und Messen geboten, doch auch diese Bereiche haben mit dem Touristenschwund zu kämpfen.
Hauptsächlich US-Konzerne betroffen
Unter der derzeitigen Misere leiden allerdings nicht nur einheimische Betreiber. Ganz im Gegenteil, denn es sind gerade die Big Player des internationalen Glücksspiel-Business, die mit ihren riesigen Casino-Resorts vor Ort vertreten sind. Es ist fast schon Ironie des Schicksals, dass die schwierige Lage besonders den US-Konzernen zu schaffen macht.
Auch die Shopping-Malls sind leer (Bild: Wikipedia)
Firmengruppen wie MGM, Las Vegas Sands oder Wynn sind mit mehreren Casino-Resorts in Macau vertreten. Diese verfügen über Hunderte von Spieltischen und Automaten, dazu unzählige Hotelzimmer und Suiten sowie Restaurants, Bars und Entertainment-Bereiche.
Insbesondere die nach dem Rücktritt ihres Gründers und Namensgebers ins Trudeln geratene Wynn-Gruppe bekommt die angespannte Situation in Macau deutlich zu spüren. Mit seinen beiden Casinos erwirtschaftet der Konzern einen bedeutenden Anteil seiner Umsätze in der Stadt.
Deshalb warnte das Management Angang der Woche bereits vor unkalkulierbaren, „unangenehmen“ Risiken für den weiteren Geschäftserfolg in diesem Jahr. Nach der negativen Prognose fielen die Aktien der Glücksspiel-Konzern an der Börse um 12 %.
Noch kritischer ist für Konzerne wie Wynn und Co., dass eine Erholung zumindest mittelfristig nicht in Sicht ist. Experten gehen sogar davon aus, dass die Rezession bis weit ins nächste Jahr hinein andauern wird.
Immobilienblase in China
Neben dem Streit mit den USA gibt es mit dem heiß gelaufenen Immobilienmarkt ein weiteres Problem, das sich direkt auf die Casino-Umsätze auswirkt. Traditionell hinkt Macaus Glücksspielentwicklung der von Chinas Immobilien um etwa acht bis zwölf Monate hinterher. Dort sanken die Preise seit Anfang des Jahres, da immer mehr Investoren Kapital aus dem Bereich abziehen. Die sinkenden Werte sorgen für Vermögensverluste bei den Besitzern, was die Lust auf Casinos ebenfalls hemmt. Diese Folgen spürt das Gewerbe gerade.
Der Niedergang ist umso erstaunlicher, da die erste Jahreshälfte für die Glücksspiel-Industrie mit Wachstumsraten von über 10 % außerordentlich erfolgreich verlief. Noch im August lagen die Umsätze sogar 17 % über denen des Vorjahres. Allein in diesem Monat wurden von den Casinos 3,3 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Diese Zeiten scheinen nun zumindest vorerst vorbei zu sein.
Auch Taifun Mangkhut drückt auf die Casino-Einnahmen
Der Taifun sorgte für große Schäden (Bild: Wikipedia)
Doch nicht nur die verschlechterten Wirtschaftsbeziehungen zu den Amerikanern machten dem Glücksspiel in Macau in der zweiten Jahreshälfte zu schaffen. Im September war Macau von dem Taifun Mangkhut schwer getroffen worden.
Während der tropische Wirbelsturm mit weit über 150 km/h über die Insel tobte, mussten sämtliche Casinos des Spielerparadieses für 33 Stunden schließen. Es war das erste Mal seit Legalisierung des Glücksspiels 2002, dass die 42 Casinos am 15. und 16. September komplett dichtmachen mussten.
Die Folgen des Sturms waren dramatisch. Allein für die Casino-Wirtschaft beziffern Versicherungen die Schäden durch Wasser und Wind auf über 120 Millionen US-Dollar. Dazu kommen Einnahmeausfälle, die Branchenexperten auf etwa 180 Millionen US-Dollar schätzen. Damit hat das Unwetter die Betreiber in nicht einmal zwei Tagen über 300 Millionen US-Dollar gekostet.
Im Gegensatz zu dem einmaligen klimatischen Ereignis muss sich die Glücksspiel-Branche der Stadt angesichts der gegenwärtigen schlechten Rahmenbedingungen allerdings nun auf eine längere Durststrecke einstellen. Schließlich ist noch überhaupt nicht abzusehen, wann der Konflikt mit den USA endet, oder ob er sich noch verschärfen könnte.