Mittwoch, 30. Oktober 2024

Rauchverbot in Macaus VIP-Räumen verantwortlich für gesunkene Quartalszahlen?

Karten

Offiziellen Angaben zufolge fielen die Umsätze aus dem VIP-Baccaratgeschäft in Macau im dritten Quartal 2019 um 22,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach Meinung von Experten könnte ein direkter Zusammenhang zu dem seit Beginn des Jahres auch für die Highroller-Lounges geltenden Rauchverbot bestehen.

Deutlicher Rückgang trotz hoher Gewinne

Die kürzlich veröffentlichten Zahlen der Glücksspielbehörde Macaus für die Monate Juli, August und September 2019 lassen aufhorchen.

Karten, Whiskey und Zigarre

Nicht selten gehen der Konsum von Glücksspiel, Tabak und Alkohol Hand in Hand (Quelle:pixabay.com/HOerwin56)

Die 45 Casinos der chinesischen Sonderverwaltungszone nahmen mit ihren Baccaratangeboten für Highroller 31 Milliarden Macau-Pataca, umgerechnet rund 3,44 Milliarden Euro, ein. Dies bedeutet ein Minus von rund 22,4 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2018.

Für Zeng Zhonglu vom Zentrum für Glücksspiel- und Tourismusforschung in Macau liegt einer der Gründe für die sinkenden Zahlen in der neuen Nichtraucherpolitik Macaus.

Während das Rauchen in den öffentlich zugänglichen Bereichen der Casinos bereits seit dem Jahr 2013 untersagt ist, bildeten die VIP-Räumlichkeiten bislang eine Ausnahme. Erst seit Januar 2019 ist der Konsum von Zigaretten und Zigarren auch an den Baccarat- und Roulettetischen der Highroller verboten.

Rauchen Teil der Glücksspielkultur?

Wer nicht auf das Rauchen verzichten möchte, ist darauf angewiesen, eine der in den Casinos eingerichteten Raucher-Lounges aufzusuchen. Zahlen des Gesundheitsamtes von Macau von Ende September zufolge existieren mittlerweile 606 dieser abgeschlossenen und mit aufwendigen Ventilationssystemen ausgestatteten Räume in den örtlichen Casinos.

Für Forscher Zeng geht mit der Auslagerung des Rauchens ein Verlust der Spielfreude der solventen VIP-Gäste einher. Diese erfreuten sich meist nämlich nicht nur am Spiel, sondern auch an Tabak- und Alkoholwaren:

Wenn Sie ein Spieler sind und rauchen möchten, werden Sie von den Casinos gebeten, draußen zu rauchen und verlieren Ihr Interesse am Spiel.

Sollte diese Herleitung des Forschers (Seite auf Englisch) zutreffen, könnte sich das Rauchverbot tatsächlich massiv auf die Entwicklung der Glücksspielindustrie Macaus auswirken. Offiziellen Zahlen zufolge rauchen 300 Millionen Einwohner Chinas regelmäßig.

Rund die Hälfte aller männlichen Erwachsenen soll zu den Tabakkonsumenten gehören. Gleichzeitig machen Festlandchinesen den größten Teil der Glücksspieltouristen in Macau aus. Insbesondere im VIP-Sektor, in dem nicht selten um Millionen gespielt wird, sind die reichen Bewohner des Reichs der Mitte stark vertreten.

Unter chinesischem Einfluss

Allein auf den Nichtraucherschutz dürften die sinkenden Zahlen der Gewinne durch VIPs jedoch kaum zurückzuführen sein. Seit einiger Zeit geht Chinas Präsident Xi Jinping massiv gegen illegales Glücksspiel im In- und angrenzenden Ausland vor.

Teil der Politik, die Chinesen vor dem außerhalb von Macau verbotenen Glücksspiel schützen soll, ist die vermehrte Überprüfung von Junket Operatoren.

Junket-Agenturen akquirieren Highroller und laden sie zu Luxusaufenthalten in Casinoresorts ein. Zu den exklusiven Reisepaketen gehören meist unter anderem Flüge in Privatjets, aufwendige Angebote zur Freizeitgestaltung und wertvolle Geschenke. Bezahlt werden die Agenturen zumeist von den Casinobetreibern, deren Gewinne zu einem beachtlichen Teil auf die Einsätze risikofreudiger Superreicher zurückgehen.

Zuletzt mehrten sich Berichte, nach denen die oft Macau ansässigen Agenturen die ihnen gewährten Freiheiten überreizt und ihre Kundschaft trotz Verbots auch ins Ausland vermittelt haben sollen. Ein Rückgang der Agenturen könnte auch zu einem Sinken der VIP-Zahlen in Macau geführt haben.

Casinoverbot für Mitarbeiter ab Dezember

Das Rauchverbot in VIP-Lounges soll unter anderem dem Schutz der Belegschaft in Macaus Glücksspielbranche dienen. Einen weiteren Schritt in diese Richtung gab die zuständige Behörde in der vergangenen Woche bekannt:

Ab dem 27. Dezember 2019 wird es den rund 54.000 ausführenden Angestellten der Branche offiziell verboten sein, ihren Arbeitsplatz oder andere Glückspiellocations außerhalb ihrer Arbeitszeit zu betreten. Die Regelung betreffe unter anderem Croupiers, Reinigungspersonal, Service- und Sicherheitskräfte.

Der Ausschluss der Arbeiter vom Casinobesuch in der Freizeit sei ein Beitrag Macaus zur Förderung des verantwortungsvollen Spiels und zur Sicherung der körperlichen und seelischen Gesundheit der Angestellten, so die Glücksspielbehörde.

Gewerkschaft fordert 5-Tage-Woche

Wie diese Vorgabe unter den Angestellten aufgenommen wurde, ist bislang nicht bekannt. Die Gewerkschaft für die Rechte der in der Glücksspielbranche Beschäftigten hatte erst im vergangenen September die Ergebnisse einer Umfrage unter 7.235 ihrer Mitglieder veröffentlicht, die bezweifeln lässt, dass das eigene Glücksspiel die Hauptsorge unter den Angestellten darstellt.

So hatten sich die meisten Befragten mehr Freizeit im Sinne einer 5-Tage-Woche gewünscht. Auch das seit Anfang Januar geltende und von Forscher Zeng auf seine mutmaßlich negativen Konsequenzen hin kritisierte umfassende Rauchverbot war Thema unter den Studienteilnehmern.

Eine ihrer Forderungen war die nach einem besseren gesundheitlichen Schutz der Mitarbeiter: Noch immer sei man in den Spielzonen viel zu viel Tabakrauch ausgesetzt.