Streit um britische Lotterie: Verlieren Wohlfahrtsorganisationen 1 Mrd. GBP?
Die britische Lotterie könnte zeitweise sogar ganz ausfallen (Bild: Shutterstock)+++ UPDATE +++ Camelot zieht Klage zurück +++ UPDATE +++
Der Glücksspiel-Konzern Camelot hat am Dienstag angekündigt, seine Klage gegen die Lizenzvergabe für die britische National Lottery zurückzuziehen. Der aktuelle Betreiber der Lotterie gab bekannt, stattdessen mit dem künftigen Lizenznehmer Allwyn [Seite auf Englisch] zu kooperieren, um einen reibungslosen Übergang des Lotto-Betriebs zu gewährleisten. Zuvor waren Befürchtungen aufgekommen, dass ein langer Rechtsstreit möglicherweise zu einem Ausfall von Lotto-Ziehungen und damit massiv zurückgehenden Abgaben für gute Zwecke führen könnte.
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In Großbritannien ist die Lizenzvergabe der National Lottery weiter umstritten. Nachdem der bisherige Rechteinhaber Camelot Klage gegen die Vergabe an den tschechischen Glücksspiel-Konzern Allwyn (ehemals Sazka Group) eingereicht hat, könnten karitative Organisationen arg in Mitleidenschaft gezogen werden. Einem Bericht des Guardian [Seite auf Englisch] zufolge könnten den sozialen Einrichtungen Zuwendungen in Höhe von mindestens 1 Mrd. GBP (1,16 Mrd. Euro) entgehen, sollte sich der Streit um die Lotto-Lizenz länger hinziehen.
Camelot ist seit dem Jahr 1994 im Besitz der britischen Lotto-Lizenz. Auch beim Anfang des Jahres entschiedenen Vergabeverfahren hatte sich der Glücksspiel-Betreiber Hoffnungen auf eine Fortführung der Genehmigung gemacht. Sollte Camelot vor Gericht keinen Sieg erringen, muss das Unternehmen die Veranstaltung der Lotterie in Großbritannien im Februar 2024 an Allwyn abgeben.
Wie in anderen Ländern mit staatlich regulierten Lotterien sind die Zuwendungen für gute Zwecke auch in Großbritannien eine feste Voraussetzung für die Vergabe einer Lotto-Lizenz. Laut der britischen Glücksspiel-Behörde UKGC hatten für den als siegreich aus dem Vergabeverfahren hervorgegangenen Allwyn-Konzern unter anderem die höheren Garantiezahlungen für Sport- und Wohlfahrtsorganisationen gesprochen.
So versprach Allwyn für die zehnjährige Dauer der kommenden Lotterie-Lizenz Abgaben in Höhe von 38 Mrd. GBP. Dies entspricht mehr als einer Verdopplung der aktuellen Zuwendungen. Doch der juristische Streit könnte den Übergang des Lotto-Betriebs und die damit verbundenen höheren Abgaben für das Gemeinwohl erheblich verzögern.
Glücksspiel-Behörde warnt vor Ausfall der Lotterie
Nachdem Camelot erneut bekräftigte, noch im September gegen die Entscheidung vor Gericht ziehen zu wollen, warnte die UKGC vor gravierenden Folgen. Gegenüber der Zeitung Observer erklärte ein Sprecher der Behörde, dass es sogar zu einem Ausfall der Lotto-Ziehungen kommen könne:
Die Kommission gehe in diesem nicht unwahrscheinlichen Fall davon aus, dass aufgrund ausbleibender Lotto-Einnahmen mindestens 1 Mrd. GBP an Zahlungen für gute Zwecke fehlen werden. Sollte sich der Rechtsstreit langfristig hinziehen, hätten die gemeinnützigen Organisationen sogar weitaus höhere Einnahmeausfälle zu verkraften.
Politiker fürchten bereits jetzt die gravierenden Schäden, die die ausbleibenden Zahlungen für gute Zwecke anrichten könnten. Viele der Organisationen seien auf die Lotto-Gelder angewiesen, so der Labour-Abgeordnete Kevin Brennan.
Dies könne angesichts der aktuellen finanziellen Notlage vieler Menschen zu einem „Desaster“ führen. Es sei somit im allgemeinen Interesse, dass der Streit gelöst werde, bevor die Lotterie und alle Beteiligten Schaden davontragen würden.