Großbritannien: Parlamentarier Lord Austin warnt vor übereilter Glücksspiel-Gesetzgebung
Die britische Regierung bereitet sich auf eine umfangreiche Revision des seit 2005 geltenden Glücksspielgesetzes vor. Seit Monaten fordern verschiedene Abgeordnete des Unterhauses eine deutlich striktere Regulierung der Branche mit diversen Restriktionen fordern. Jetzt warnt ein bekanntes Mitglied des Oberhauses, Lord Austin, vor einer allzu übereilten Neuregulierung des Sektors.
In einem am Montag in der Times [Seite auf Englisch] veröffentlichten Beitrag des Parlamentariers kritisiert dieser mit harschen Worten die grundlegend feindselige Einstellung einiger seiner Kollegen gegenüber dem Glücksspiel.
Auch wenn es mich persönlich nicht wirklich betrifft, aber mir scheint es, dass ein Großteil der Kritik gegenüber den Glücksspiel-Anbietern auf einer snobistischen, herablassenden Einstellung basiert. Ob es einem gefällt oder nicht, Millionen von Menschen im Land mögen das Glücksspiel – ganz egal ob bei der National Lottery, beim Bingo, beim Buchmacher oder online.
Seiner Ansicht nach sei das Glücksspiel heutzutage eine gewöhnliche Freizeitaktivität, der insbesondere die Arbeiterklasse nachgehe. Für diese sei es eine Beleidigung, wenn von oben herab einheitliche Beschränkungen auferlegt würden, welche der individuellen Entscheidungsfreiheit entgegenstehen.
Pauschale Einsatzlimits oder die Erforderlichkeit von Einkommensnachweisen seien daher unverhältnismäßige Maßnahmen.
Alternative Wege zum Spielerschutz
Lord Austin betont gleichzeitig die Wichtigkeit des Spielerschutzes (Bild: Parliament.uk/media)
Lord Austin wolle dabei die Wichtigkeit von Spielerschutz und Anti-Spielsucht-Maßnahmen nicht kleinreden, erklärt er weiter. Er begrüße, dass Glücksspiel-Anbieter ihre Kunden dazu ermutigten, Einsatz- oder Zeitlimits zu aktivieren. Auch seien die modernen Technologien zum Aufspüren auffälliger und riskanter Spielmuster eine sinnvolle Maßnahme im Kampf gegen Spielsucht.
Wichtig sei daher insgesamt die Verhältnismäßigkeit. Jüngsten Berichten zufolge sei die Spielsucht in Großbritannien erneut rückläufig, erinnert er. So erklärte der britische Glücksspielverband BGC vor kurzem, dass sich die Spielsuchtrate von 0,6 % auf 0,3 % der Bevölkerung verringert habe.
Während den Betroffenen auch weiterhin in bestmöglicher Weise geholfen werden sollte, sei es unklug, ausgerechnet den lizenzierten Anbietern harsche Restriktionen aufzuerlegen.
Meine Sorge ist, dass jedwede Veränderung, – ganz egal wie gut gemeint – welche es schwieriger macht, bei einem regulierten Anbieter eine Wette zu platzieren, die unbeabsichtigte Folge haben könnte, dass Wettkunden in die Arme des Schwarzmarktes getrieben werden.
Lord Austin appelliert darüber hinaus an seine Kollegen im Parlament, die wirtschaftliche Bedeutung der regulierten Glücksspiel-Branche nicht zu vergessen. So generierten die Mitglieder des Glücksspielverbandes jährlich rund 4,5 Mrd. GBP Steuereinnahmen für den Staat.
Darüber hinaus beschäftigten sie insgesamt 119.000 Angestellte in Großbritannien. Mehr als die Hälfte davon sei jünger als 35 Jahre und ein Fünftel sogar jünger als 25. Die Glücksspiel-Branche sei daher für viele junge Menschen der erste Schritt auf ihrer Karriereleiter.
Es liege daher an der Regierung, während ihrer anstehenden Revision der Glücksspiel-Gesetze nun die richtige Balance zu finden. Auf der einen Seite sollen vulnerable Personen bestmöglich vor Glücksspiel-Schäden geschützt werden. Auf der anderen Seite solle man den „Millionen verantwortungsvoller Glücksspieler“ nicht ihr Vergnügen am Spiel nehmen.