Britische Abgeordnete fordern Regulierung von Lootboxen
Das britische Parlament veröffentlichte am Donnerstag eine umfassende Untersuchung über den Anstieg “immersiver und süchtig machender Technologien”. In der Studie gaben die Abgeordneten auch ihr Statement darüber ab, was die britische Regierung tun solle, um manipulative Geschäftspraktiken in einer sich schnell verändernden Branche zu erkennen und um entsprechend handeln zu können.
Der Bericht [Seite auf Englisch] deckt eine Reihe von Themen ab, unter anderem Cybermobbing, eSports, soziale Medien und Lootboxen. Nach Ansicht der Abgeordneten stellten Lootboxen eine besonders große Gefahr für Kinder und Jugendliche dar und sollten daher sofort verboten werden.
Die Studie bezieht sich auf einen Vortrag von Ben Lewis-Evans, einem User Experience-Forscher bei Epic Games, den er auf der “4C International Game Developers Conference” 2018 in Prag hielt. Lewis-Evans sagte, dass die Popularität der Spiele darauf zurückzuführen sei, dass sie Mechanismen enthielten, die auch beim Glücksspiel Anwendung fänden.
Spieler investieren viel Geld in FIFA Packs
Diese Aussage illustrierte die Studie am Spiel FIFA von Electronic Arts. Der Spieleentwickler veröffentliche jedes Jahr eine aktuelle FIFA Version, aber die bereits zusammengestellten Teams könnten vom Release des Vorjahres nicht übertragen werden. Die Spieler seien daher gezwungen, neue Packs zu erwerben, um ihre Mannschaften neu aufzubauen.
Spieler investieren viel Geld in FIFA Packs. (Bild: flickr.com)
FIFA Spieler gäben an, dass der Inhalt der Packs das Game Play direkt beeinflusse, da einige Spieler nicht so gut seien wie andere. Dies veranlasse die Spieler dazu, weitere Packs zu kaufen.
Laut Studie investieren FIFA Fans mehr als 1.000 Pfund Sterling jährlich. Kinder seien besonders gefährdet, da es ihnen an der Reife fehle, den manipulativen Charakter der Ingame-Käufe zu begreifen.
In der Empfehlung der Abgeordneten heißt es schließlich:
„Wir empfehlen, dass Lootboxen, die Glücksspiel-Elemente enthalten, nicht an Kinder verkauft werden. Stattdessen sollte Guthaben durch Belohnungen im Spielverlauf erworben werden können. Da keine Studien vorliegen, die belegen, dass Kinder durch den Kauf von Lootboxen keinen Schaden erleiden, sind wir der Ansicht, dass das Präventionsprinzip gelten sollte und dass Beuteboxen somit nicht in Spielen erlaubt werden sollten, die von Kindern genutzt werden, bis das Gegenteil bewiesen werden kann.“
Um gewährleisten zu können, dass Spiele mit Glücksspielcharakter nicht an Minderjährige verkauft werden können, empfehlen die Abgeordneten eine entsprechende Kennzeichnung durch die Pan European Game Information (PEGI). Spiele, die Lootboxen beinhalteten und vor dem Kauf ihren Inhalt nicht preisgäben, sollten demnach einer Altersbeschränkung unterliegen.
Der regulatorische Rahmen für Lootboxen in Großbritannien
Im Juli stellte die Glücksspielkommission fest, dass der Kauf von Beutekisten nicht der aufsichtsrechtlichen Definition des lizenzierbaren Glücksspiels nach dem Glücksspielgesetz von 2005 entspreche, da die Objekte in den Spielen keinen realen Geldwert hätten.
UKGC: Lootboxen haben Glücksspiel-Charakter. (Bild: youtube.com)
Dennoch räumte die UKGC ein, dass die Zahlung eines Einsatzes für die Option, einen Preis zu gewinnen, der nach dem Zufallsprinzip ermittelt werde, große Ähnlichkeit mit dem Glücksspiel aufweise.
Nach britischem Recht sei das Spielen um einen Geldpreis, bzw. Geldwert als Glücksspiel zu definieren.
Neil McArthur, der Chief Executive der Glücksspielkommission, kommentiert, es gebe bereits Beispiele in der Rechtsprechung darüber, was Geld oder Geldwert bedeute sowie über die Tatsache, dass der Wert objektiv bewertet werden müsse und nicht im Auge des Betrachters liege. Es handle sich daher um einen sehr komplizierten Bereich.
Dr. Aaron Drummond von der Massey University kritisiert den bestehenden rechtlichen Rahmen und argumentiert, dass der reale Geldwert hinsichtlich der Lootboxen eine zu enge Definition des Wertes sei.
Die Abgeordneten fordern die Regierung nun dazu auf, in der nächsten Parlamentssitzung Bestimmungen gemäß Abschnitt 6 des Glücksspielgesetzes 2005 vorzulegen, in denen festgelegt werden solle, dass Beutekisten Glücksspiel seien.
Sollte die Regierung sich allerdings gegen eine gesetzliche Regulierung aussprechen, sollte sie einen entsprechenden anderen Vorschlag vorlegen und begründen, warum mit realer Währung bezahlte Beuteboxen nicht als Glücksspiel um Geld betrachtet werden sollten.