Lootbox-Debatte hält an: USA erwägen Verbot
Der Senat in Washington berät aktuell eine Vorlage dreier Senatoren zum Thema Lootboxen. (Bild: wikipedia.org)
Es war eine der Hiobsbotschaften schlechthin für Computerspielfans im letzten Jahr: Belgien hat die virtuellen Überraschungseier in Computerspielen, auch Lootboxen genannt, als Glücksspiel klassifiziert und damit eine europa- und mittlerweile sogar weltweite Diskussion ausgelöst.
Nun ziehen auch die USA nach. Drei Senatoren der demokratischen Partei haben jüngst einen Gesetzesentwurf eingereicht, der eine Untersuchung der Beutekisten fordert. Dabei soll auf die Frage eingegangen werden, ob es sich bei der Funktionsweise der Boxen um ein Glücksspiel handelt und ob Minderjährigen oder anderweitig gefährdeten Personen der Zugang zu Spielen mit Lootboxen versagt werden sollte. Das Dokument ist auf den 11. Januar 2018 datiert und wurde von den Senatoren Ranker, Carlyle und Keiser in Washington eingereicht.
Lootboxen sind kleine Schatzkisten, die Spieler entweder gegen Entgelt erwerben oder im Spiel freispielen können. Sie enthalten verschiedene Gegenstände und Funktionen, die Spielern einen Vorteil verschaffen können, darunter etwa Ausrüstung oder Waffen. Grund für die Debatte ist die Tatsache, dass der Inhalt der Box vor Kauf nicht bekannt ist. Darin sah die belgische Glücksspielaufsichtsbehörde den Tatbestand des Glücksspiels erfüllt. In der Konsequenz dürfen Titel wie Star Wars Battlefront II und Overwatch nicht mehr an minderjährige Spieler herausgegeben werden.
Senatoren fordern Untersuchung mit Risikobewertung
PlayerUnknown’s Battlegrounds enthält ebenfalls Lootboxen (Bild: playbattlegrounds.com)
Nach dem Aktivwerden der drei Senatoren Kevin Ranker, Reuven Carlyle und Karen Keiser, wurde der Entwurf diesen Mittwoch, am 31. Januar 2018, vor dem entsprechenden Ausschuss des Senats diskutiert. Sollte der Ausschuss die Vorlage bestätigen, dann müsste der US-Senat in Washington bis Ende dieses Jahres am 1. Dezember 2018 Antworten auf die aufgeworfenen Fragen gefunden haben und darauf basierende Handlungsempfehlungen vorlegen können. Dazu gehören sowohl ein Regulierungs- als auch ein Sanktionssystem bei Verstößen.
Sollte der Senat die hinter Lootboxen steckenden Mikrotransaktionen als Glücksspiel klassifizieren, dann dürften die jeweiligen Computerspiele außerdem nur noch an volljährige Personen über 18 bzw. 21 Jahren, je nach Bundesstaat, herausgegeben werden. Bis dato ist die Entscheidung des Ausschusses noch nicht bekannt.
Battlefront II und Overwatch könnten vor Weihnachten 2018 aus dem Verkehr gezogen werden
Der Gesetzesentwurf nennt kurz und knapp die Bereiche, die den Senatoren Anlass zur Sorge geben. Zusammen mit Kollegen aus Hawaii und anderen Bundesstaaten wurde das Schriftstück erarbeitet und nun dem Senat in Washington vorgelegt:
„Der Einsatz von Lootboxen und ähnlichen Mechanismen, die zufällige virtuelle Objekte in Computerspielen oder Apps enthalten, hat eine Reihe ernstzunehmender Fragen und Probleme aufgeworfen, darunter: a) ob es sich bei diesen Spielen und Apps um Glücksspiel im Sinne des Rechts des Staates Washington handelt; b) ob diese Mechanismen in Spielen und Apps vorhanden sein dürfen; c) ob Minderjährige und andere junge Menschen, die anfälliger für die Entwicklung einer Spielsucht sind, Zugang zu solchen Spielen und Apps haben sollten; und d) der Mangel an Informationen und Transparenz im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit des Erhalts eines jeden Objekts.“
Weiter heißt es in dem Dokument:
„Die Glücksspielbehörde des Staats Washington muss eine Studie zum Einsatz von Lootboxen in Computerspielen und Apps durchführen. Dabei muss die Behörde Informationen zu den oben aufgeworfenen Themen und Fragestellungen sammeln.“
Als Frist nennt das Schreiben den 1. Dezember 2018. Sollte die Glücksspielbehörde in Washington bis dahin zu dem Schluss gekommen sein, dass Lootboxen eine Form von Glücksspiel sind, dann könnte dies weitreichende Auswirkungen auf die gesamten USA haben. Nicht nur, dass die Spielebranche- und Entwicklung ihre gesamte Funktionsweise umstellen müsste und auf wertvolle Einnahmen aus den Mikrotransaktionen verzichten müsste, auch Spiele, die bereits Lootboxen integriert haben, müssten aus dem Verkehr gezogen und so umprogrammiert werden, dass die kritischen Mechanismen nicht mehr auftauchen. Betroffen wären neben Star Wars Battlefront und Overwatch auch Destiny 2 sowie der Aufsteiger des Jahres 2017 PUGB (PlayerUnknown’s Battlegrounds).
Die Hersteller arbeiten bereits an der Verbesserung und Umstellung ihrer Spielmechanismen, haben jedoch immer noch Monetarisierungswege eingebaut. Das Weihnachtsgeschäft gibt den Herstellern übrigens recht: die Verkaufszahlen von Titeln wie Battlefront stimmten.
Bayern führt in Deutschland die Debatte an
Die Lootbox-Debatte ist neben den USA auch in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland ein heißes Thema. So hatte auch der Bayerische Landtag vergangenen November über die Kisten beraten und die Dringlichkeitsanträge mehrerer großer Parteien bearbeitet. Die Politiker in Bayern fordern außerdem eine Untersuchung auf Bundesebene und die Integration des Phänomens Lootboxen in das Jugendschutzgesetz.