Lettland: Glücksspielmarkt erfährt ein Hoch vor geplanter Schließung der Casinos
In Lettland stiegen die Glücksspieleinnahmen im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 15,3 Prozent. Für die Zukunft wird angesichts der in diesem Jahr angekündigten Restriktionen allerdings ein entschieden langsameres Wachstum erwartet.
Die nationale Aufsichtsbehörde, die Lotteries and Gambling Supervisory Inspection (IAUI) verzeichnete in allen Bereichen des Glücksspiels ein Wachstum auf 77,5 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte der Umsatz noch bei 67,2 Millionen Euro gelegen.
Am beliebtesten waren im benannten Zeitraum die Glücksspiele an den Glücksspielautomaten. Mit ihnen wurde im ersten Quartal ein Umsatz von 56,4 Millionen Euro und damit ein Plus von 12,6 Prozent gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres erzielt.
An den Spieltischen (einschließlich Roulette und Blackjack) wurden 3,9 Millionen Euro umgesetzt, im ersten Quartal des Jahres 2018 waren es noch 3,7 Millionen Euro gewesen. Die Einnahmen aus Sportwetten stiegen um ganze 55,2 Prozent auf 848.000 Euro, die Bingo-Einnahmen um 44,8 Prozent auf 73.000 Euro.
Schließung der Casinos in Riga und Daugavpils geplant
Das massive Wachstum wird angesichts der Veränderungen am lettischen Glücksspielmarkt voraussichtlich nicht lange anhalten, denn für die lettische Hauptstadt Riga ist die Schließung der meisten Casinos geplant und auch die zweitgrößte Stadt des Landes, Daugavpils, will nachziehen.
Die Stadtverwaltung von Riga kündigte im März an, sämtlichen Casinos in der Innenstadt sowie in den äußeren Stadtbezirken die Lizenz zu entziehen. Die einzige Ausnahme sollen hierbei Vier- und Fünf-Sterne-Hotels mit Casino bilden.
Nach geltendem Glücksspielgesetz ist die Stadt Riga berechtigt, Casinos die Niederlassungserlaubnis zu kündigen, wenn ihr Betrieb auf dem betreffenden Gelände eine erhebliche Beeinträchtigung der Interessen des Staates und der Bewohner zur Folge hat.
Im Jahr 2017 hatte die Stadtverwaltung von Riga bereits beschlossen, die Casinos innerhalb von fünf Jahren aus dem historischen Zentrum der Stadt zu verbannen, ebenfalls mit Ausnahme der Vier- und Fünf-Sterne-Hotels.
Der Bürgermeister von Riga, Nils Ušakovs, sagte gegenüber dem lettischen Nachrichtenportal lsm.lv [Seite auf Englisch] zu den nun für das gesamte Stadtgebiet beschlossenen Plänen:
„Dies ist eine Aufgabe, die wir erfüllen müssen. 2017 haben wir den ersten Schritt unternommen, als wir alle Spielstätten aus dem historischen Stadtzentrum verbannt haben. Gleichzeitig ist klar, dass das problematische Glücksspiel in der Umgebung von Riga am schlimmsten ist. Daher muss die Gemeinde alles in ihrer Macht Stehende tun, um Riga zu einer Stadt zu machen, in der es keine Glücksspiele mehr gibt.“
Die zweitgrößte Stadt Lettlands, Daugavpils, will dem Beispiel der Hauptstadt folgen. Als Gründe für die geplante Schließung der Casinos nennt die Stadt, dass es im vergangenen Jahr mehr als 220 Anrufe bei der Polizei gab, bei denen es um Schwierigkeiten in den Casinos ging.
Auch die Stadt Daugavpils will die Casinos aus dem Zentrum verbannen. (Bild: Wikipedia)
In einigen Fällen sei es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen, in anderen hätten sich Anwohner über laute Musik oder betrunkene Spieler beschwert.
Die in Lettland lizensierten Online Casinos könnten von den Schließungen in Riga und Daugavpils profitieren, wenn die Spieler stattdessen auf die Angebote im Internet ausweichen.
Vorgehen gegen nicht autorisierte Online Casinos
Die neun Online Casinos, die in Lettland lizensiert sind, konnten nach den Berichten der IAUI bereits jetzt ein deutliches Wachstum verzeichnen. Ihre Gesamteinnahmen sind auf 12,4 Millionen Euro und damit um ganze 35,4 Prozent gestiegen.
Die im vergangenen Monat beschlossenen gesetzlichen Änderungen könnten dazu führen, dass der Online-Glücksspiel-Sektor des Landes weiter profitiert. Die Regierung hatte im April beschlossen, den Letten den Zugang zu Anbietern zu erschweren, die zwar eine internationale Glücksspiel-Lizenz besitzen, jedoch nicht in Lettland lizensiert sind.
Banken ist es nach den neuen Beschlüssen untersagt, Zahlungen an Online Casinos durchzuführen, die ihren Sitz im Ausland haben. Zudem müssen sowohl Finanzinstitute als auch Internetdienstanbieter die Namen von lettischen Staatsbürgern weiterleiten, die versuchen, Transaktionen mit nicht autorisierten Glücksspielanbietern durchzuführen.
Wer dabei erwischt wird, kann künftig mit einer Geldbuße von bis zu 350 Euro pro Vorfall bestraft werden. Gewinne, die auf diesem Wege gemacht und nicht versteuert werden, führen ebenfalls zu einer Strafzahlung. Diese beträgt ab einem Gewinn in Höhe von 3.000 Euro 23 Prozent des gewonnenen Betrages.
Angesichts der angekündigten Geldstrafen bleibt abzuwarten, ob die Spieler tatsächlich nur noch die neun im Land lizensierten Online Casinos in Anspruch nehmen und sich dies auf deren Umsätze auswirkt.