Skandal: Ladbrokes soll unerfahrene Spieler manipuliert haben
Das britische Sportwetten-Unternehmen Ladbrokes soll nach Meldung der Zeitung Sunday Mail, das Spiel der Kunden manipuliert haben. Laut einem geheimen Dokument, das dem Blatt zugespielt worden sei, soll Ladbrokes gezielt unerfahrene Spieler zum Wetten animiert haben, während das Unternehmen das Spiel für erfolgreiche Spieler erschwert habe. Dahinter habe sich ein ausgeklügeltes System der Spielmanipulation verborgen.
Den Berichten zufolge habe Ladbrokes Kunden-Risikobewertungen durchgeführt. Kunden mit für den Buchmacher hohem Wert seien laut der Sunday Mail jene Spieler, die bei ihren Wettaktivitäten eher erfolglos seien.
Auf dem geheimen Dokument seien diese Kunden mit „VIP“ oder „HVC“ (High Value Customers) gekennzeichnet. Sie sollen verstärkt Angebote für Gratiswetten, Freispiele, Eintrittskarten für Sportveranstaltungen oder Sonderquoten erhalten.
Spieler erhalten Boni und Tickets, damit sie mehr setzen. (Bild: pixabay.com)
In einigen Fällen seien den Spielern auch Cashback-Angebote offeriert worden, wenn sie erhebliche Verluste erlitten hätten.
Auf der anderen Seite seien Spieler, die erfolgreich bei ihren Wetten seien, in ihren Möglichkeiten, Einsätze zu tätigen, erheblich eingeschränkt.
Mitunter sei es sogar nicht mehr möglich, überhaupt einen Spieler-Account zu erstellen. Dies erwähnte der Statistiker und Sportwetten-Fan Tom Brownlee.
Er sagte, er sei auf jeder großen Sportwetten-Plattform blockiert worden. Er fügte hinzu, dass er keine Wette abgeben dürfe, auf der anderen Seite würden Problemspieler dazu motiviert, noch mehr zu verlieren.
Auf den Dokumenten sei in den jeweiligen „Spieler-Kategorien“ auch ein Stake-Faktor“ aufgeführt, der den Höchstbetrag festlegen soll, den ein Spieler in einer bestimmten Situation setzen dürfe. Dieser Stake-Faktor basiere auf den Verlusten, bzw. Gewinnen der Spieler und werde regelmäßig aktualisiert.
Wie erkennen die Buchmacher erfahrene Spieler?
Es gibt einige Faktoren, an denen die Wettanbieter die erfahrenen Spieler erkennen:
Anzahl der Wetten: Erfahrene Spieler diversifizieren ihr Risiko, indem sie mehrere Wetten abgeben.
Erkennbares System: Gute Spieler planen ihre Aktionen und spezialisieren sich auf bestimmte Wettmärkte.
Häufigkeit der finanziellen Transaktionen: Wenn Spieler regelmäßig setzen, gibt es entsprechend viele Ein- und Auszahlungen.
Rentabilität: Kann ein Kunde regelmäßig Gewinne generieren, gilt er als professioneller Spieler.
Zeit, die der Spieler auf der Webseite verbringt: Wer sich auf professioneller Ebene mit Sportwetten beschäftigt, verbringt nicht viel Zeit damit, sich Live Streams anzuschauen. Erfahrene Spieler suchen sich ihre Wette aus, tätigen ihre Einsätze und verlassen die Seite, um sich bei einem anderen Anbieter einzuloggen.
Darüber hinaus kontrollieren die Buchmacher regelmäßig die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter. Dort sammeln sie Informationen über gute Spieler, um in Erfahrung zu bringen, ob sie vielleicht Insider oder Angestellte eines Konkurrenzunternehmens sind.
Die entsprechenden Namen werden dann auf der schwarzen Liste aufgeführt. Häufig können diese Spieler keine Spielerkonten mehr eröffnen.
Ladbrokes bezog zu den Vorwürfen Stellung und sagte, dass sich die Dokumente auf ein altes System bezögen, das früher vom Unternehmen verwendet worden sei. In seinem Statement sagte der Buchmacher:
„Das Dokument, das Sie da erhalten haben, ist bereits fünf Jahre alt und war eine Geschäftsvorgabe für einen Drittanbieter, mit dem sich Ladbrokes damals im Gespräch befand. Es hat keine Relevanz für unsere aktuelle Plattform. Eine geringe Anzahl von Kunden ist bei bestimmten Wetten zu Zwecken des Risikomanagements eingeschränkt. Stake Factoring ist ein Standardansatz für das Risikomanagement, der von den meisten Wettanbietern verwendet wird.“
Verlust oder Ausschluss: Verfolgen die Wettanbieter eine neue Strategie?
Wettanbieter versuchen, ihre Verluste zu begrenzen. Regulierungsbehörden wie die UK Gambling Commission stellen jedoch sicher, dass dies nicht auf Kosten der Kunden geschieht.
Brian Chapell von Justice for Punters [Seite auf Englisch], einer Interessengruppe für Spieler, äußerte sich zu den Praktiken der Wettunternehmen, unter anderem hinsichtlich der Art und Weise, wie Daten von Kunden gesammelt und verwendet würden. Die britische Glücksspielkommission solle sich diese Vorgehensweisen, die nicht immer gesetzeskonform seien, genauer anschauen.
Chappell fügte hinzu:
„Die meisten Verfahren zur Erfassung von Kundendaten sind legal, andere jedoch nicht. Die britischen Aufsichtsbehörden ignorieren seltsamerweise diese illegale Unternehmensaktivität. Glücksspielunternehmen und die Glücksspielkommission betrachten dies als faire Geschäftspraxis, aber in Wahrheit ist es zu einer „Bankrott oder Ausschluss“-Geschäftspolitik geworden.“
Das Profiling wurde durch neue Regeln erleichtert, mit denen Betrug und Geldwäsche bekämpft werden sollten. Die Online-Kunden müssen bei der Kontoeröffnung detaillierte Informationen angeben. Doch werden diese Informationen nun vermehrt von Buchmachern dazu verwendet, um mehr Umsatz zu machen? Welche Haltung die britische Glücksspielkommission zu den Vorwürfen einnimmt, ist bis dato allerdings noch nicht bekannt.