Ladbrokes entgeht Geldstrafe wegen regelwidriger Vertraulichkeitsvereinbarung
Der Wettanbieter Ladbrokes hat britischen Medienberichten zufolge eine Geldstrafe der Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission (UKGC) abwenden können. Das Unternehmen war wegen der regelwidrigen Gestaltung seiner Vertraulichkeitsvereinbarung gerügt worden.
In dem konkreten Fall ging es um die Klage mehrerer Geschädigter, die Ladbrokes vorwarfen, von einem Spieler namens Tony Parente gestohlene Gelder akzeptiert zu haben. Die Buchmacher hatten daraufhin eine Entschädigung angeboten, wenn die Kläger im Gegenzug eine Vereinbarung unterzeichneten, die ihnen die Weitergabe von Informationen an die UKGC verbot.
Millionensumme verspielt
Der Immobilienentwickler Tony Parente hatte zuvor zugegeben, über einen längeren Zeitraum exzessiv gespielt zu haben. Für den Ausgleich der Verluste von bis zu 60.000 Pfund Sterling pro Tag habe er bei Kunden hohe Summen veruntreut, die eigentlich für die Investition in Bauvorhaben in Dubai gedacht waren.
Für den zum Glücksspielkonzern GVC Holdings gehörenden Wettanbieter Ladbrokes ist es nicht die erste Auseinandersetzung mit der Glücksspielkommission in diesem Jahr. Bereits im vergangenen Juli war das Unternehmen mit einer rekordverdächtigen Geldstrafe belegt worden: Wegen Verstößen gegen Geldwäsche-Richtlinien und einem nicht ausreichenden Spielerschutz waren die Buchmacher zur Zahlung von 5,9 Millionen Pfund verurteilt worden.
Später entschlossen sich fünf seiner Opfer, gegen Ladbrokes vorzugehen. Sie beschuldigten den Wettanbieter, die hohen Geldflüsse nicht präzise genug nachverfolgt zu haben und auf diese Weise gestohlenes Eigentum als Zahlung akzeptiert zu haben.
Ladbrokes erklärte sich später bereit, den Klägern ihre Verluste von insgesamt 9.750.000 Pfund zu ersetzen. Allerdings knüpften die Buchmacher die Zahlung an eine Bedingung: Im Gegenzug sei es den Klägern verboten worden, sich an anderer Stelle über den Vorgang zu äußern oder in diesem Zusammenhang die staatliche Glücksspielaufsicht zu kontaktieren.
Diese Vertraulichkeitsvereinbarung wurde von der UKGC scharf kritisiert. Allerdings erklärte sie nach Recherchen der britischen Tageszeitung The Guardian [Seite auf Englisch] nun, dass sie trotzdem nicht weiter gegen Ladbrokes vorginge, da das Unternehmen umfassend zur Aufklärung des Falls beigetragen habe.
In einem Statement der UKGC heißt es dazu:
In diesem speziellen Fall wurden sämtliche Details durch den Anbieter gemeldet. Wir haben ihm Ratschläge über die Durchführung von Vertraulichkeitsvereinbarungen gegeben. Er hat zugesichert, dass bei allen künftigen Vertraulichkeitsvereinbarungen deutlich gemacht wird, dass die Unterzeichner die zuständige Regulierungsstelle informieren können.
Damit verzichtet die UKGC auf die Verhängung einer millionenschweren Geldstrafe. Allerdings ist der Fall für die Buchmacher damit noch nicht endgültig ausgestanden. Die Ermunterung eines erkennbar Spielsüchtigen zur Abgabe von Wetten durch die Vergabe von Geschenken könnte für Ladbrokes noch zu einem Problem werden. Hierzu hat sich die Kontrollbehörde jedoch noch nicht weiter geäußert.
Auch Flutter sitzt auf der Anklagebank
Die UKGC ermittelt vielfach gegen die Anbieter (Bild: gambling-comission.gov.uk)
Ladbrokes ist jedoch nicht das einzige Unternehmen, das Tony Parente mit allerlei Zuwendungen zum Glücksspiel animierte. Inzwischen werden auch die Aktivitäten des Glücksspielkonzerns Flutter untersucht, der 2015 aus der Fusion der Buchmacher Paddy Power und Betfair hervorging.
Bei Flutter kommt erschwerend hinzu, dass Tony Parente zuvor bei Betfair darum gebeten hatte, lebenslang für das Glücksspiel gesperrt zu werden. Nachdem die Fusion jedoch vollzogen worden war, war es Tony Parente möglich, erneut ein Konto zu eröffnen. Daraufhin verspielte er auch bei diesem Unternehmen Hunderttausende Pfund, die ihm ebenfalls größtenteils nicht gehörten.
Aus diesem Grund befindet sich nun auch Flutter auf der Anklagebank, denn im letzten Sommer hat ein ehemaliger Geschäftspartner Parentes Klage gegen das Unternehmen eingereicht. Der Vorwurf: Flutter habe von Tony Parente Geld akzeptiert, das dieser zuvor von ihm gestohlen habe. Dabei habe es das Wettbüro unterlassen, die Quelle des Geldflusses nachhaltig zu prüfen.
Spielerkonto trotz Sperre
Darüber hinaus hätte Tony Parente aufgrund seiner selbst auferlegten Sperre bei den Buchmachern gar nicht spielen dürfen. Stattdessen habe ihn das Unternehmen mithilfe vieler Geschenke über Gebühr hinaus zum Wetten verführt.
Laut Klageschrift geht es um 754.810 Pfund, die Patente zuvor in Dubai veruntreut habe. Ursprünglich sei geplant gewesen, das Geld in diverse Bauprojekte zu investieren. Nach Aussage des Klägers sei es dazu jedoch nie gekommen. Stattdessen habe Parente das Geld bei Flutter verspielt.
Der Fall zeigt deutlich, dass Spielsüchtige bei den Glücksspielkonzernen häufig nicht die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um vor größeren Schäden bewahrt zu werden. Es ist deshalb gut möglich, dass Flutter sich aufgrund der missachteten Sperre noch mit der britischen Glücksspielaufsicht auseinandersetzen muss.