Spanien: Kritik an neuer Regulierung der Online-Glücksspiel-Werbung
Die spanische Regierung hat in dieser Woche die lang erwartete Neuregulierung der Werbung für das Online-Glücksspiel verabschiedet. Die massiven Werbebeschränkungen wurden vorab vielfach von der Glücksspielbranche und Sportvereinen kritisiert. Nun schließen sich Medien und Spielerschutzorganisationen der Kritik an.
Seit diesem Dienstag ist Werbung für das Online-Glücksspiel in Spanien mit Ausnahme der Zeit zwischen 1:00 Uhr und 5:00 Uhr morgens verboten. Weder in Printmedien noch in Fernsehen, Radio oder Internet dürfen Online-Glücksspiel-Anbieter außerhalb dieser Zeit beworben werden.
Bei Verstößen drohen den Betreibern Strafen in Höhe von bis zu 1 Mio. Euro und der Entzug ihrer Lizenz. Zudem ist es Sportvereinen künftig untersagt, Sponsoring-Verträge mit Glücksspiel-Anbietern abzuschließen. Bestehende Verträge sind nur noch bis zum Ende der laufenden Saison am 31. August 2021 gültig.
Für die Medien, die durch die Neuregulierung wichtige Werbepartner aus der Glücksspielindustrie verlieren, könnten hierdurch insgesamt 145 Mio. Euro jährlich verlorengehen. Wie die spanische Wirtschaftszeitung Invertia gestern berichtet hat, würde besonders das Fernsehen die Folgen des Werbeverbotes zu spüren bekommen.
Im vergangenen Jahr hätten die Anzeigen von Online-Glücksspiel-Anbietern allein den TV-Sendern 85 Mio. Euro eingespielt. Auch für viele Sportmedien und Radiosender seien Einkünfte aus der Glücksspielwerbung eine wichtige Säule für ihren Umsatz.
Zudem handele es sich bei dem Online-Glücksspielsektor um eine wachsende Branche, die Rückgänge der Einnahmen aus anderen Wirtschaftszweigen kompensiert habe. Durch die Einnahme-Einbußen drohe vielen Medien nun ebenso der Konkurs wie einigen Sportvereinen.
Spielerschützer bemängeln unbeachtete Forderungen
Kritik an der neuen Gesetzgebung kommt auch vonseiten der Spielerschutzorganisationen. Die Spielerschutzhilfe FECYLJAR (Federación Castellana y Leonesa de Jugodores de Azar Rehabilitados) bemängelte, dass einige ihrer Vorschläge nicht in die Gesetzgebung eingeflossen seien.
Darüber hinaus hätten Hilfsorganisationen die Regierung gebeten, sie mit einem Teil der Steuereinnahmen aus dem Online-Glücksspiel zu unterstützen. FECYLJAR-Präsident Ángel Aranzana erklärte:
Es wäre logisch, dass der Staat jeder [autonomen, Anm. d. Red.] Gemeinschaft einen Prozentsatz des Geldes zur Verfügung stellt, das durch Steuern auf Glücksspielanbieter eingenommen wird, und dass dieses für Präventionsprogramme verwendet wird, doch unsere Anfragen hierzu wurden nicht erhört.
Dies sei, so Aranzana weiter, ein wichtiger Punkt. Schließlich seien es die Spielerhilfevereine, die Menschen mit problematischem Spielverhalten zur Seite stünden und ihnen Hilfe anböten.