Boris Johnson spricht sich gegen FA Cup Streaming in Online Glücksspiel-Apps aus
Der britische Premierminister Boris Johnson hat am Mittwoch die Entscheidungsträger der Football Association (FA) dazu aufgerufen, die Veräußerung der Übertragungsrechte für englische Pokalspiele an britische Online Glücksspielunternehmen zu überdenken.
Über das In-App-Streaming würden Fußballfans dazu genötigt, regelmäßig Echtgeld in die Sportwetten-Apps einzuzahlen und aktiv an Sportwetten teilzunehmen. Das Glücksspiel werde dadurch noch fester im Sport verankert.
Einzahlen, wetten und streamen
Wer in Großbritannien die Spiele der Premier League, des FA Cups und anderer nationaler Turniere live verfolgen möchte, muss in der Regel auf teure Pay-TV-Angebote zurückgreifen. Zum Ärgernis der Fußballfans jedoch decken diese meist nur einen Teil der gewünschten Spiele ab.
Glücksspielanbieter haben diese Marktlücke längst als lukrative Chance erkannt. Seit mehreren Jahren verfügen einige der größten Sportwettenunternehmen über die nötigen Übertragungsrechte, um Fußballspiele innerhalb ihrer Apps im Live Stream anzubieten.
Und obwohl die Football Association im Jahr 2017 angekündigt hatte, sich von Geschäftsbeziehungen mit Glückspielfirmen distanzieren zu wollen, schloss sie im Jahr 2018 direkt einen 4 Mio. GBP Streaming-Deal mit dem britischen Glücksspielunternehmen Bet365 ab.
Premierminister Boris Johnson berief sich jetzt am Mittwoch auf genau diesen Deal, der planmäßig erst im Jahr 2024 auslaufen soll. Laut Medienberichten habe sein Sprecher beklagt, dass es sich um „schlechte Geschäftspraktiken“ handle, die die FA dringend überdenken solle.
Um Live Übertragungen von Sportevents innerhalb einer Glücksspiel-App verfolgen zu können, müssen Kunden über einen aktiven Nutzeraccount verfügen. Das bedeutet, dass regelmäßig Einzahlungen getätigt und Wetten platziert werden müssen. Neben Bet365 ist das Streaming einiger Fußballspiele auch in den Apps von William Hill, Ladbrokes, Coral, Paddy Power und Unibet möglich.
Gesundheitsminister maßlos enttäuscht
Auch andere britische Politiker stimmen mit Johnsons kritischer Haltung überein. Gesundheitsminister Matt Hancock bezeichnet den FA-Deal als zutiefst enttäuschend.
Es sei nicht nachvollziehbar, wie der Fußballbund [Seite auf Englisch] etwas unterstützen könne, das nachweislich Schäden in den Bereichen psychische Gesundheit und Suchterkrankungen verursache.
Die Fußballbehörden müssen mit deutlich mehr Vorsicht darüber nachdenken, welche Auswirkungen ihre Sponsorenpartnerschaften auf Personen haben, die bereits Probleme mit dem Glücksspiel haben – und ich rufe sie dringend dazu auf, diese Verbindungen nochmals zu überdenken.
Ob die FA angesichts des wachsenden Drucks ihre Deals und Partnerschaften eingrenzt oder gar beendet, bleibt abzuwarten.