Kinder in Großbritannien sehen weniger Glücksspiel-Werbung
Auf den britischen Inseln sehen unter 16-Jährige weniger Werbung für Glücksspielangebote, als noch vor fünf Jahren: Wie die britische Werbeaufsicht ASA am gestrigen Freitag bekanntgab, sank die Zahl im letzten Jahr gegenüber 2013 um annähernd 37 Prozent.
Der am 31. Januar veröffentlichte Bericht der Aufsichtsbehörde Advertising Standards Authority (ASA) befasst sich mit der Exposition von Kindern mit nicht jugendfreier Werbung. Dabei wurden neben Glücksspiel auch Spots für Alkohol in die Bewertung mit aufgenommen.
Dem Bericht zufolge verdoppelte sich die Anzahl derartiger Werbeclips, die Kinder im Fernsehen sahen, zunächst von 2,2 Spots im Jahr 2008 auf 4,4 im Jahr 2013, um bis 2018 wieder kontinuierlich zu sinken. Der rasante Anstieg hatte 2013 dazu geführt, dass die britische Regierung insbesondere den Werbeanstrengungen der Online Casinos und Buchmacher strikte Vorgaben machte.
Welche Werbung wird oft gesehen?
Die ASA ermittelte ebenfalls, welche Glücksspiel-Branchen Clips schalteten, die oft von den Kindern gesehen wurden. Dabei wird ersichtlich, dass der Rückgang fast sämtliche Bereiche betrifft:
– Bingo von 1,9 im Jahr 2013 auf 0,8
– Lotterien und Rubbellose von 1,3 auf 0,9
– Sportwetten von 1,0 auf 0,4
– Online Casinos 0,3 auf 0,7
Bis auf die Online Casinos lässt die Werbewirkung somit bei allen großen Gambling-Arten nach.
Die Glücksspiel-Aufseher von der Gambling Commission (GC) führten damals eine Reihe von Begrenzungen für Werbespots ein. Mit Erfolg, wie es scheint, denn seit 2013 hat sich die Zahl auf 2,8 wöchentliche Spots reduziert.
Bemessen auf 2008 ist dies zwar immer noch ein Anstieg, doch im Vergleich zu 2013 sank die Quote um ein gutes Drittel. Kinder sehen damit etwa ein Fünftel der Menge, die ihre volljährigen Altersgenossen konsumieren. Auch dies ist ein starker Rückgang, denn 2008 waren es noch 38,6 % gewesen.
Schärfere Richtlinien vs. geänderte Sehgewohnheiten
Die jetzt veröffentlichten Zahlen (Seite auf Englisch) überraschen auf den ersten Blick, denn besonders in Großbritannien wird die Diskussion um eine stetige Zunahme der Werbung für Glücksspiel teils äußerst heftig geführt. Vielfach wird dabei von Gegnern der Casino- und Sportwetten-Werbung beklagt, dass die Anzahl der Spots kontinuierlich ansteige.
Die andauernde Kritik sorgte dafür, dass sich die Buchmacher im Januar zu einer freiwilligen Beschränkung ihrer TV-Werbespots bereiterklärt haben. Dies betrifft zumindest die Ausstrahlung von Spots während Live-Übertragungen von Fußballspielen, die in den letzten Jahren sehr stark zugenommen hat.
Britische Werbeaufsicht ASA (Bild: asa.org)
Die ASA sieht in den schärferen Werbe-Richtlinien jedoch nur einen Grund für die Reduzierung. Zudem sei gerade bei den jüngeren Zuschauern ein Wechsel der Sehgewohnheiten weg vom klassischen, werbefinanzierten Fernsehen festzustellen.
Jugendliche würden immer stärker auf digitale Kanäle oder Streaming-Dienste zugreifen, die größtenteils frei von der beanstandeten Werbung sind.
Die Entwicklung sieht bei Alkohol noch beeindruckender aus: Hier ging die Anzahl der Spots vom Höchststand im Jahr 2010 (3,2) auf nur noch 1,0 im Jahr 2018 zurück – eine Reduzierung von über 60 %. Damit machen Spots für Alkoholika lediglich 0,6 Prozent aller von den Kindern gesehen Werbeclips aus.
Insgesamt sahen die Minderjährigen im letzten Jahr insgesamt 160 Clips in der Woche. Auch dies ist im Vergleich zu 2010 (221 Spots) ein Rückgang von etwa 20 %.
Ein Sprecher der Werbeaufsicht sagte dazu:
„Die Resultate der Studie zeigen, dass Jugendliche in den letzten Jahren weniger TV-Werbung für Glücksspiel und Alkoholika ausgesetzt waren und dass die Entwicklung weiter rückläufig ist. Wir werden diesen wichtigen Bereich weiter intensiv beobachten.“
Demgegenüber konnte bei älteren Zuschauern mit ihrem klassischeren TV-Konsumverhalten kaum ein Rückgang festgestellt werden. Hier sanken die Zahlen der Spots von Buchmachern und Casinos lediglich von 14,5 im Jahr 2013 auf 14,2 Anzeigen im letzten Jahr.
Auch ungesunde Lebensmittel im Fokus
Neben Glücksspiel und Alkohol wurde von der ASA auch Werbung für zuckerhaltige Softdrinks sowie Fast Food untersucht. Hier kam es ebenfalls zu einer signifikanten Reduzierung der von Jugendlichen gesehenen Clips.
Lag die Zahl 2008 noch bei durchschnittlich 35,5 in der Woche, sank sie 2017 auf 19, was einem Minus von 46,4 % entspricht. Dabei werben etwa 6 % aller Clips für diese Lebensmittel – ein Wert, der sich im Vergleich zu vorigen Jahren kaum verändert hat.
Onlinewerbung wurde bisher nicht untersucht
Allerdings hat die ASA für ihren Report die Exposition der Kinder zur Onlinewerbung von Casino und Co. nicht berücksichtigt. Da mittlerweile geschätzte 80 % der Werbemaßnahmen der Glücksspielbranche im Internet erfolgen, wäre eine Untersuchung dieses Bereichs nötig, um einen umfassenden Überblick zu erhalten.
Die ASA kündigte bei der Veröffentlichung des aktuellen Reports deshalb bereits an, dass sie noch in diesem Jahr eine weitere Untersuchung zu den Auswirkungen im Onlinebereich erstellen und die Ergebnisse dann zeitnah vorstellen wolle.