Mittwoch, 30. Oktober 2024

Kanadische Polizei hebt mafiösen Glücksspiel-Ring aus

Ontario Provincial Police Eingang|Beliebte Sportarten zählten zum Wettangebot (Bild: Flickr/s.yume) Eishockey

Der kanadischen Polizei ist ein wichtiger Schlag gegen das organisierte Verbrechen gelungen. Wie ein Sprecher der Ontario Provincial Police (OPP) mitteilte, konnten die Beamten in der letzten Woche einen millionenschweren, illegalen Glücksspiel-Ring ausheben.

Im Zusammenhang mit den kriminellen Aktivitäten führte die OPP im Bundesstaat Ontario mehrere Razzien durch. Um die Beteiligten zu überraschen, erfolgten die Durchsuchungen an neun Orten gleichzeitig. Bei der unter dem Decknamen „Project Hobart“ laufenden Aktion konnte die Polizei laut eigenen Angaben umfangreiches Beweismaterial sicherstellen.

Sicherstellung von Vermögenswerten und Beweismitteln

Insgesamt sei es auf diese Weise möglich gewesen, gegen 28 Verdächtige Anklagepunkte in 228 Fällen vorzubringen, so ein Sprecher der OPP. Ihnen werden nun unter anderem die Tätigkeit für eine kriminelle Organisation, illegale Wettgeschäfte, der Besitz von Feuerwaffen sowie Geldwäsche vorgeworfen.

Zusätzlich wurden 21 Feuerwaffen, 18 Fahrzeuge sowie 1,7 Mio. Australische Dollar in bar konfisziert. An den durchsuchten Orten fanden die Ermittlungsbeamten darüber hinaus Gold und Silber im Wert von 320.000 Dollar.

Aufgrund der sichergestellten Dokumente und Datenträger konnten die Beamten von diversen Konten ein Geldvermögen in Höhe von insgesamt 1,2 Mio. Dollar beschlagnahmen. Auch neun Immobilien wurden konfisziert. Nach Angaben der Polizei haben diese einen Wert von 8,1 Mio. Dollar.

Die Ermittlungen des Projects Hobart begannen bereits im Januar 2018. Sie waren damals eingeleitet worden, nachdem es zwischen rivalisierenden Gangs in den Bundesstaaten Ontario und Quebec zu vermehrter Gewalt gekommen war. Dabei seien erste Hinweise auf die illegalen Aktivitäten erkannt worden, so die OPP.

Doch die Auseinandersetzungen spitzten sich in diesem Jahr weiter zu. So wurde im März Michel Deabaitu-Schulde, ein Mitglied der Hells Angels und vermeintlicher Angehöriger des Glücksspiel-Rings, ermordet aufgefunden.

Die beschuldigten Personen seien dem organisierten Verbrechen zuzurechnen, so die Polizei in einem Statement. Darüber hinaus nannte sie drei Mitglieder der Motorradgang Hells Angels, die ebenfalls in die illegalen Geschäfte involviert seien.

Professionelle Strukturen

Beliebte Sportarten zählten zum Wettangebot (Bild: Flickr/s.yume) Eishockey

Beliebte Sportarten zählten zum Wettangebot (Bild: Flickr/s.yume)

Nach Polizeiangaben handelt es sich um einen großangelegten illegalen Glücksspiel-Ring, der sich offline wie online auf Sportwetten spezialisiert habe. Daneben hätten die Kriminellen unter anderem in einem Vorort von Toronto ein illegales Spielcasino betrieben.

Insgesamt sei die Gruppierung äußerst professionell vorgegangen, heißt es aus Kreisen der OPP. So habe sie eine Reihe an Onlineseiten betrieben, über die die verbotenen Sportwetten angeboten worden seien. Um die illegalen Angebote vor einer Enttarnung durch die Behörden zu sichern, seien die Seiten passwortgeschützt gewesen.

Auf diese Weise sei es den Kriminellen möglich gewesen, auf Seiten mit Namen wie The Ultimate Sportsbook, Titan Sportsbook oder Players Sportsbook ihr lukratives Geschäft relativ unbehelligt zu betreiben.

Über diese Webseiten hätten die illegalen Buchmacher allein in den ersten sechs Monaten des Jahres Umsätze in Höhe von rund 13 Mio. Dollar erzielt. Die Polizei schätzt, dass die Verbrecher mit dem Betrieb ihrer Wettbüros eine dreistellige Millionensumme eingenommen haben.

Paul Beesley, Chief Superintendent der OPP, äußerte sich dazu in einem Statement:

Wir glauben, dass sie in den fünf Jahren ihres Bestehens über 131 Millionen an illegalen Einnahmen zu verzeichnen hatten.

Verdächtige aus Mafia- und Hells Angels-Kreisen

Die Polizei veröffentlichte am Donnerstag die Liste der Hauptverdächtigen: Robert Barletta, Craig McIlquham, Eugenio “Gino” Reda sowie Raffaele Simonelli. Ihnen werden die Mitgliedschaft oder gute Kontakte zu den Hells Angels sowie mafiösen Kreisen zugeschrieben.

Die Männer werden verdächtigt, ihre Beziehungen in kriminelle Kreise genutzt zu haben, um den illegalen Glücksspiel-Ring aufzubauen und zu betreiben. Dabei rückte eine Mafia-Gruppierung, die der italienischen Ndrangheta zugeordnet wird, ins Visier der Behörden.

Paul Beesley sagte dazu:

Die Polizei verbindet die Betreiber der illegalen Glücksspiel-Organisation mit der kriminellen Figliomeni-Familie, die im Juli 2019 unter Führung der regionalen Polizei aus York bei dem gemeinsamen „Project Sindicato“ aufgedeckt werden konnte.

Die damalige Aktion, die in Torontos Stadtteil York durchgeführt worden war, war ein großer Erfolg im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Politiker und Ermittler rühmten das Vorgehen als „größten Schlag gegen die Mafia“ in Toronto.

Wie der leitende Polizeibeamte mitteilte, werden sich die 28 Verdächtigen innerhalb der nächsten vier Wochen vor Ontarios höchstem Prozessgericht zu verantworten haben.