Wird US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden das Online-Glücksspiel liberalisieren?
US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat sich gegen unnötige Restriktionen für das Online-Glücksspiel in den USA ausgesprochen. Wie CDC Gaming Reports in dieser Woche berichtete, habe sich der ehemalige US-Vizepräsident bei einem Auftritt in Las Vegas gegen eine vom US-Justizministerium formulierte Neuinterpretation des US-Wire Act geäußert.
Ein Rechtsgutachten der Behörde sieht derzeit vor, das Fernkommunikationsgesetz zur Einschränkung staatenübergreifender Sportwetten auch auf Online-Casino-Spiele und Lotterien auszuweiten.
Eine kurze Geschichte des Wire Acts
Der Wire Act (dt. Fernkommunikationsgesetz) ist ein 1961 eingeführtes Gesetz, welches Sportwetten über US-Bundesstaatengrenzen hinaus verbietet. Es wurde mit dem Ziel eingeführt, illegalen Buchmachern und organisierten Verbrecherbanden in den USA das Handwerk zu legen.
Sie hatten immer häufiger neue Telekommunikationstechniken genutzt, um verbotene Wetten abzuschließen. Strittig blieb über die Jahre, ob das Gesetz auch auf Online-Poker, den Kauf von Lotterielosen oder Online-Casino-Spiele Anwendung finden könne.
Während das US-Justizministerium (DOJ) unter US-Präsident Barack Obama im Jahre 2011 einen alleinigen Anwendungsbereich auf Sportwetten bestätigte, widerrief die Behörde im Jahre 2018 ihre Entscheidung. Viele vermuteten dahinter den politischen Willen des US-Präsidenten Donald Trump, der als ehemaliger Casino-Unternehmer der landbasierten Glücksspiel-Industrie nahestehen soll.
Der US-Bundesstaat New Hampshire hatte gegen die Entscheidung des DOJ geklagt und erstinstanzlich Recht bekommen. Das DOJ wiederum ging in Berufung, sodass der Fall vor einem höherrangigen Berufungsgericht landete.
Derzeit ist nicht auszuschließen, dass das Verfahren bis zum US-Supreme Court, dem höchsten Gericht der Vereinigten Staaten, gehen könnte.
Joe Biden folgt Andrew Yang
Obgleich sich Biden gegen die Ausweitung des Wire Acts ausgesprochen hat, engagiert sich der 77-Jährige für mehr Spielerschutz und die Integrität des Glücksspiels. Die Gewährleistung dessen müsse allerdings eine gemeinsame Aufgabe von Staaten und Bund sein. Der US-Präsidentschaftskandidat sagte in Las Vegas:
„(…) Staaten und Bundesbehörden sollten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Glücksspiele sicher, fair und korruptionsfrei sind.“
Dieser Meinung ist auch Bidens demokratischer Konkurrent Andrew Yang. Der 44-Jährige gilt als Außenseiter im Rennen um die Kandidatur für den US-Präsidentschaftswahlkampf, hat aber in der Online-Glücksspiel-Szene zahlreiche Fürsprecher.
So setzt sich Yang für eine Legalisierung von Online Poker ein (Link auf Englisch). Aufgrund mangelnder Regulierung spielten noch immer zu viele US-Amerikaner auf illegalen Seiten im Ausland, so Yang. Eine Legalisierung könne dazu beitragen, den Spielerschutz zu stärken und in den USA Steuern zu generieren.
Bekannte Pokerprofis wie Daniel Negreanu und Phil Galfond unterstützen Yangs Vorhaben.
Welche Folgen könnten Bidens Pläne haben?
Sollte Joe Biden tatsächlich Präsident werden und das US-Justizministerium seine Position zum Wire Act erneut ändern, könnte dies weitreichende Folgen für die US-amerikanische Glücksspielbranche haben.
Sollte Online-Glücksspiel liberalisiert werden, könnten Casinos darunter leiden. (Quelle: Pixabay)
Vor allem Online Casino- und Online-Poker-Anbieter dürften darauf hoffen, dass das virtuelle Glücksspiel über die Bundesstaatengrenzen hinweg liberalisiert würde. Derzeit sind Online Casinos und Online Poker nur in wenigen Staaten der USA legal.
Die staatliche Regulierung von Online-Sportwetten schreitet derweil voran. Allerdings sind die Wetten bislang auch nur innerhalb weniger US-Staaten möglich.
Die Hoffnung der Online-Glücksspiel-Industrie, einen breiteren Markt zu erobern, könnte sich jedoch als Albtraum für Zockermetropolen wie Las Vegas erweisen.
Die landbasierte Glücksspielindustrie der Vereinigten Staaten ist ein Milliardengeschäft und beschäftigt Tausende Arbeiter. Für sie würde das Ausweichen der Spieler zu Online Casinos vermutlich schwerwiegende Folgen haben.