Japan verschiebt Pläne für Casino-Resorts bis 2020
Die Regierung von Japans Premierminister Shinzo Abe hat angekündigt, ihre hochtrabenden Casino-Pläne vorerst auf Eis zu legen. Damit haben die Bestrebungen vieler internationaler Glücksspiel-Konzerne, die eines der Casinos in Japan betreiben wollen, einen herben Rückschlag erlitten.
Casino-Kommission kommt erst im nächsten Jahr
Am Donnerstag teilte ein Regierungssprecher mit, dass die Pläne zur Prüfung und Erteilung der drei in dem fernöstlichen Land geplanten Casino-Lizenzen nicht mehr in diesem Jahr umgesetzt werden können.
Ursprünglich war geplant, zum 01. Juli eine Casino-Kommission zu bilden, die die Modalitäten rund um den Lizenzierungsprozess festlegen und überwachen sollte. Dies wurde von der Regierung nun auf das kommende Jahr verschoben.
Die Casino Management Board genannte Kommission soll aus fünf Mitgliedern bestehen und direkt dem Regierungskabinett unterstellt sein. Sie soll für sämtliche Belange der sogenannten „integrierten Resorts“ zuständig sein und später den Betrieb der Casinos überwachen.
Dazu gehört auch der detaillierte Einblick in die Finanzzahlen der Casinos, um auf diese Weise Steuerhinterziehung und Geldwäsche zu verhindern. Zudem sind die Mitglieder der Kommission erste Ansprechpartner, wenn es um kriminelle Machenschaften oder andere Glücksspiel-Probleme rund um die Resorts geht.
Ursache für den Meinungsumschwung sind die im kommenden Juli anstehenden Wahlen zum japanischen Oberhaus. Politiker der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) von Präsident Abe hegen Bedenken, durch die Zustimmung zu der Legalisierung von Casinos Stimmverluste zu erleiden.
Große Teile der Bevölkerung lehnen die Casinos ab
Diese Befürchtung ist nicht unbegründet, denn in der Bevölkerung sind die geplanten Casino-Resorts äußerst umstritten. Umfragen zufolge lehnen 70 % der Japaner die im Land geplanten Casinos ab. Dies ist der Hauptgrund dafür, warum viele Regionen zögern, sich als möglichen Standort für eines der Casinos ins Spiel zu bringen.
Auch führende Medienhäuser sind gegen das Vorhaben. In einem Leitartikel der „Yumiuri Shimbun“, der größten Tageszeitung Japans, wurde kritisch angemerkt:
Eine Wachstumsstrategie, die das Pech anderer ausbeutet, ist extrem ungesund.
Zwar locken durch die Casinos samt ihrer angeschlossenen Hotels und Vergnügungseinrichtungen zusätzliche Steuereinnahmen in Millionenhöhe sowie die Ankurbelung des Tourismus, jedoch regt sich auf der anderen Seite in breiten Teilen der Bevölkerung vor allem wegen der damit verbundenen Spielsuchtgefahr Widerstand gegen das Glücksspiel.
Um diese Bedenken auszuräumen, schlug die Regierung bereits bei der Vorstellung der Pläne zur Liberalisierung des Casinos-Marktes Eintrittsbeschränkungen für japanische Bürger vor. So sollen diese je Besuch umgerechnet 55 US-Dollar für den Eintritt bezahlen. Zudem ist geplant, die Anzahl der Besuche zu limitieren.
Doch trotz dieser Schutzfunktion und der Aussicht auf wertvolle Zusatzeinnahmen für die klammen japanischen Staatskassen hat sich bisher lediglich die Stadt Osaka als Standort für eines der Casino-Resorts in Stellung gebracht.
Negative Auswirkungen der Verzögerung befürchtet
Osaka will ein Casino (Bild: Wikipedia)
Die nun verkündete Aufschiebung des Lizenzierungsprozesses hat deshalb direkte Auswirkungen auf die Bewerbung Osakas. Ursprünglich sollte das Casino dort gleichzeitig mit Beginn der Weltausstellung 2025 feierlich eingeweiht werden.
Zu der EXPO 2025 werden rund 28 Millionen in- und ausländische Besucher erwartet. Finanzexperten rechnen mit Zusatzeinnahmen in Höhe von 17,6 Milliarden US-Dollar. Nach Ansicht der städtischen Regierung wäre dies der ideale Zeitpunkt zur Einweihung des Resorts, da auf diese Weise Umsatz und Besucherzahlen noch einmal gesteigert werden könnten.
Die ins kommende Jahr aufgeschobene Ernennung der Casino-Kommission lässt es nun jedoch fraglich erscheinen, ob Lizenzierung und Bauarbeiten bis dahin tatsächlich abgeschlossen sind.
Doch nicht nur für Osaka ist der Regierungsbeschluss eine schlechte Nachricht. Seit der Bekanntgabe der geplanten Legalisierung buhlen vor allem US-amerikanische Glücksspiel-Konzerne wie MGM Resorts International, Caesars oder die Las Vegas Sands-Gruppe um eine der möglichen Lizenzen.
Der Wettstreit erreichte im letzten Herbst sogar die Spitze der Politik. So wurde US-Präsident Donald Trump vorgeworfen, dass er sich bei einem Treffen mit seinem Amtskollegen Shinzo Abe für eine Vergabe an Las Vegas Sands eingesetzt habe. Pikant daran ist, dass Sands-Besitzer Sheldon Adelson in den USA einer der größten Unterstützer der Republikaner ist.
Doch nun scheint es, als müssten sich die Konkurrenten noch einige Zeit gedulden, bis die Entscheidung über die Zuteilung einer der lukrativen Lizenzen getroffen wird.