Donnerstag, 21. November 2024

Italien: Kassenbon-Lotterie setzt Händler unter Druck

Kassenbon Kassenzettel kommt aus Kasse

Die italienische Regierung hat eine neue landesweite Kassenbon-Lotterie angekündigt, die ab dem 1. Januar 2021 beginnen soll. Wie die italienischen Medien am Montag berichtet haben, herrsche unter Ladenbesitzern und Händlern jedoch große Verunsicherung über die Lotterie.

Laut einem Bericht des Online-Informationsportals Informazione Fiscale [Seite auf Italienisch] würden diese nämlich indirekt zur Teilnahme an der Lotterie gezwungen.

Die Kassenbon-Lotterie ist ein Langzeit-Projekt der Regierung, welches dabei helfen soll, den physischen Einzelhandel wiederzubeleben. Jeden Donnerstag finden wöchentliche und/oder monatliche Ziehungen statt. Auf der dafür vorgesehenen Webseite der Regierung können Kunden die Nummern ihrer Kassenzettel mit den Ziehungen abgleichen.

Zu gewinnen sind verschiedene Geldpreise, wobei der Händler je ein Fünftel des Betrages erhält, den sein Kunde gewinnt. Gewinnt ein Kunde beispielsweise 100.000 Euro, erhält der Händler, der den Kassenbon gedruckt hat, 20.000 Euro.

Voraussetzung modernes Kassensystem

Zwar habe die Regierung betont, dass eine Teilnahme gänzlich freiwillig sei und eine Nicht-Teilnahme nicht sanktioniert werde, aber gleichzeitig seien die Käufer darauf hingewiesen worden, die nicht-teilnehmenden Händler bei der italienischen Steuerbehörde melden zu können.

Die Steuerbehörde könne dann eine gezielte Überprüfung der Händler vornehmen. Konkret werde dabei überprüft, welche Kassen in den Geschäften genutzt würden. So wurde 2016 nämlich ein neues Gesetz verabschiedet, welches alle Einzelhändler dazu verpflichtet, ihre Kassen zu modernisieren.

Die Kosten von bis zu 600 Euro dafür müssen von den Geschäftsinhabern selbst übernommen werden. Die Regierung hatte den Händlern daher eine Übergangsfrist eingeräumt. Diese läuft am 1. Januar 2021 aus.

Über das neue Kassensystem sollen alle von den Händlern generierten Einnahmen elektronisch erfasst werden und so für die Steuerbehörden besser nachvollziehbar sein. Wie die Regierung nun erklärt hat, sei die Teilnahme an der Lotterie auch nur über die modernisierten Kassen möglich.

Kontrolle unter dem Deckmantel der Lotterie

Laut der Tageszeitung La Nazione hätten tatsächlich zahlreiche Einzelhändler ihre Kassen noch immer nicht modernisiert. Vor allem für kleine Läden sei der Kostenaufwand zu hoch, insbesondere im Hinblick auf die Corona-Krise, in welcher sich die Einnahmen dezimiert hätten.

Der Inhaber eines Kleidungsgeschäftes in Florenz kommentiert:

Ich habe meine Kasse noch nicht angepasst und will es auch nicht tun. Vielleicht ist das nur ein weiterer Weg, wie wir kontrolliert werden sollen. Auf jeden Fall jedoch ist es völlig unnötig. Die Kunden, die in meinen Laden kommen, sind einfach dankbar, dass wir gerade Ausverkauf machen, nachdem unsere gesamte saisonale Ware monatelang nicht gekauft werden durfte.

Viele seiner Kollegen teilten seine Meinung. Auch die von der Regierung in Aussicht gestellten Gewinne bei Teilnahme an der Lotterie seien kein ausreichend starker Anreiz, die Kassen doch noch vor Jahresende zu modernisieren.