Online Glücksspiel: Irischer Therapeut warnt vor erhöhtem Suchtrisiko für Frauen
Der irische Glücksspielexperte Austin Prior warnt vor dem Risiko des Online Glücksspiels, insbesondere für Frauen. Gerade durch Online Casinos, die abseits der sozialen Kontrolle operierten, seien weibliche Spieler besonders gefährdet, ein problematisches Spielverhalten zu entwickeln.
Die Gefahren des passiven Spiels
Austin Prior, Suchtexperte aus Dublin, warnt im Gespräch mit dem irischen Sunday Independent vor negativen Folgen, die internetbasiertes Glücksspiel insbesondere bei Frauen nach sich ziehen kann.
Auch unter Hausfrauen und Müttern ist das Spiel im Internet verbreitet (Quelle:pixnio.com, public domain)
Während Männer, so Prior, meist aktives Glücksspiel, wie das Wetten auf den Ausgang von Pferderennen und Fußballpartien bevorzugten, neigten Frauen eher zum passiven Spiel, wie beispielsweise dem an Spielautomaten oder dem Kauf von Rubbellosen.
Gerade diese Form des Glücksspiels habe oft eine Art betäubende Wirkung:
Ob online oder in der Spielbank, ehe so manch Spielerin sich versähe, seien statt der geplanten wenigen Minuten schnell mehrere Stunden vergangen, die man am Automaten oder in der Glücksspiel-App verbracht habe.
Ein solches Verhaltensmuster zu durchbrechen, hieße, sich mit den oft darunterliegenden seelischen Problemen auseinandersetzen zu müssen. Dabei seien es gerade diese, denen die Betroffenen durch das Spiel zu entfliehen versuche.
Kinder im Bett, Mutti im Online Casino
Ein besonderes Risiko, so der Therapeut, stelle hierbei die von Online Casinos gebotene Möglichkeit dar, abseits der Öffentlichkeit und in der Abgeschiedenheit der eigenen vier Wände zu spielen.
Studien hätten ergeben, dass viele Frauen durch den erleichterten Zugang tagsüber im Internet spielten, während sie allein oder mit ihren Kindern zu Hause seien.
Auch sei es nicht unüblich, sich die Zeit am Abend, nachdem der Nachwuchs zu Bett gebracht worden sei, mit dem Besuch eines Online Casinos zu vertreiben.
Online Casinos nicht per se das Problem
Prior weist in seiner Analyse explizit darauf hin, dass das Glücksspiel im Internet von vielen Männern und Frauen betrieben würde, die keinerlei Schwierigkeiten mit einer Abhängigkeit aufwiesen.
Dennoch, so der Therapeut, dürfe man nicht den Fehler machen, das Problem erst als solches anzuerkennen, wenn die Betroffenen Haus und Hof verspielt hätten.
Schon weit früher stelle eine Spielabhängigkeit ein massives Problem für die Abhängigen dar:
Eine der maßgeblichsten Auswirkungen der Spielsucht ist die beinah umfassende emotionale Abgrenzung. Die Menschen sind nicht mehr emotional ansprechbar, weil sie so in der Anspannung des gesamten Glücksspielprozesses gefangen sind.
Gerade für weibliche Problemspieler sei es oft nicht leicht, sich an diesem Punkt Hilfe zu suchen.
Zwar hätten Forscher in Schweden herausgefunden, dass Frauen eher als Männer dazu neigten, sich bei Anzeichen eines problematischen Spielverhaltens in Behandlung zu begeben, auf Irland ließe sich diese Erkenntnis aber leider nicht anwenden, so Prior.
Im Gegenteil: In Selbsthilfegruppen wie den Gambling Anonymous [Seite auf Englisch] stellten Frauen nach wie vor eine Minderheit dar.
Die stille Sucht
Mitgrund hierfür dürfte eine generelle gesellschaftliche Tabuisierung weiblicher Sucht darstellen, die oft dazu führe, dass Frauen ihre Abhängigkeit länger geheim halten als ihre männlichen Leidensgenossen.
Immer wieder wagen prominente Männer vom Golfstar Tiger Woods über Schauspieler Charlie Sheen bis zum britischen Polit-Star Raj Rewal den Schritt an die Öffentlichkeit und bekennen, die Kontrolle über ihr Spielverhalten verloren zu haben.
Damit wird auch ihren Geschlechtsgenossen der Weg zu Einsicht, Akzeptanz und Hilfsangeboten geebnet.
Demgegenüber steht mit Soul-Star Gladys Knight genau eine berühmte Frau, die öffentlich über ihre Spielsucht sprach.
Im Jahr 2014 outete sie sich und gab an, über rund ein Jahrzehnt exzessiv Blackjack gespielt zu haben. Eigenen Angaben zufolge waren es ihr Glaube und die Unterstützung durch Gamblers Anonymous, die sie aus ihrer tiefen Krise befreiten.
Suchthilfeexperte Prior macht sich für ein Umdenken im Umgang mit weiblicher Spielsucht stark. Es sei seiner Meinung nach dringend an der Zeit, die Forschung hier zu vertiefen.
Zudem sehe er die Politik in Sachen Spielerschutz, gerade in Bezug auf Frauen, in der Pflicht:
Ganz offensichtlich habe die Glücksspielindustrie seit einiger Zeit Frauen als Zielgruppe in den Fokus genommen, um ihren Markt auszubauen, so der Therapeut.
Sein Appell: Wer feststelle, dass die Zeit beim Glücksspiel nur so verfliege, während andere Vorhaben auf der Strecke blieben, sollte sich selbst die Frage stellen, was wohl geschähe, wenn er oder sie eine Weile aufs Spiel verzichten würden.