Donnerstag, 21. November 2024

Schneeball­system mit Rennpferden? Irische Polizei ermittelt gegen bekannten Galopp-Club

Rennpferde Pferderennen Jockeys Rennbahn Irisch-britischer Galopp-Club Surpreme Horse Racing Club soll Investmentbetrug an seinen Mitgliedern begangen haben (Bild: PxHere/CC0)

Die irische Polizeibehörde Garda National Economic Crime Bureau (GNECB) hat die Ermittlungen gegen einen der prominentesten Galopp-Clubs in Irland und Großbritannien übernommen. Wie die Times [Seite auf Englisch] am Sonntag berichtet hat, soll der Supreme Horse Racing Club systematischen Investment-Betrug an seinen Mitgliedern begangen haben. 2019 war der Club im Zuge von Ermittlungen durch Horse Racing Ireland (HRI) bereits stillgelegt worden.

Einst ein Galopp-Club mit Top-Pferden

Gemäß seiner Funktion als Galopp-Club habe der 2011 gegründete Supreme Horse Racing Club Anteile an seinen Rennpferden verkauft. Neben dem einmaligen Anteilskauf hätten Investoren zudem monatliche Gebühren für „ihr“ Pferd zahlen müssen.

Diese sollten insbesondere Training- und Tierarztkosten decken. Als Gegenleistung für die kostenpflichtige Mitgliedschaft sollten Anteilseigner dann entsprechende Anteile an Preisgeldern erhalten, sollte ihr Pferd ein Rennen gewinnen.

Galopp-Clubs existieren auch in Deutschland. Laut Angabe von Galopp-Handicap.de beginnen die Mitgliedschaften bei 80 Euro im Jahr. Die Clubs ermöglichten Interessierten nicht nur, „günstig Mitbesitzer eines Rennpferdes“ zu werden, sondern auch Rennbahnen, Gestüte und Veranstaltungen im In- und Ausland zu besuchen.

Insgesamt habe Supreme Horse Racing bis zur 2019 behördlich verordneten Schließung 29 Rennpferde besessen, darunter auch den mittlerweile neunjährigen Wallach Kemboy.

Das Pferd weist eine Rennstatistik von 9 Siegen bei 25 offiziellen Rennen auf. Fünfmal qualifizierte sich Kemboy auch für die Teilnahme am Cheltenham Festival, schaffte es jedoch bei keinem Rennen unter die ersten drei. Bei den Buchmachern galt er dennoch oft als einer der Top-Favoriten.

Mehr Anteile verkauft als möglich

2019 jedoch hätten sich Beschwerden gegen den Club über nicht ausgezahlte Gewinne gehäuft. Wie die Fachzeitung Racing Post zu jener Zeit berichtete, habe Supreme Horse Racing sich im Zuge der Ermittlungen durch die Pferderennsport-Behörde Horse Racing Ireland (HRI) nicht kooperativ gezeigt.

Daraufhin habe die Behörde den Club schließen lassen und seinem Gründer Steve Massey ein Verbot für den Besitz von Rennpferden in Irland erteilt. Zahlreiche Club-Mitglieder hätten sich betrogen und im Stich gelassen gefühlt. Die HRI habe schließlich die Ermittlungen an die Polizei übertragen.

Wie ein ehemaliges Club-Mitglied, der Ire Martin Murray, nun gegenüber der Times erklärte, habe die Mitgliedschaft zu Beginn sehr lukrativ geschienen.

Ich bin Supreme beigetreten, nachdem ich Werbung für ein Investment in ein Rennpferd gesehen hatte. Ich habe für 3.500 Euro 2,5 % der Anteile gekauft. Auch habe ich jeden Monat die Trainingsgebühren von 70 Euro bezahlt. Ich hatte Glück. Einige meiner Pferde wurden zu Champions und gewannen sogar Rennen.

Als er dann jedoch mit einem weiteren Anteilseigner ins Gespräch gekommen sei, hätten sich Ungereimtheiten gezeigt. So hätten beide die gleichen Anteile für dasselbe Pferd gekauft. Diesbezügliche Nachfragen beim Club seien unbeantwortet geblieben.

Ray Gilbourne, ein Investor aus Cork, habe eine ähnliche Erfahrung gemacht. Argwöhnisch sei er geworden, nachdem der Club ihn konstant animiert habe, weitere Anteile zu kaufen, ihm aber gleichzeitig kaum Gewinne ausgezahlt habe.

Die polizeilichen Ermittlungen deuteten nun darauf hin, dass der Club mehr Anteile verkauft habe als es rein rechnerisch gegeben habe. Supreme Horse Racing habe sich somit über eine Art Schneeballsystem nach dem bekannten Ponzi-Schema finanziert.

Die Times habe versucht, mit den Gründern Kontakt aufzunehmen. Während Massey nicht für ein Statement zu sprechen gewesen sei, habe Mitbegründer Jim Balfry erklärt, mit der Buchhaltung und den Finanzen des Clubs nichts zu tun gehabt zu haben.