Indianerstamm Muscogee (Creek) Nation klagt gegen Casino auf heiliger Grabstätte
Der in Oklahoma ansässige Indianerstamm Muscogee (Creek) Nation verkündete am Mittwoch in einem offiziellen Statement auf seiner Website, erneut Klage gegen das Wetumpka Poarch Casino Resort (Wind Creek Casino) in Alabama eingereicht zu haben. Das Casino sei ohne rechtliche Grundlage auf einer für die Muscogee heiligen Grabstätte gebaut worden und habe den Ort damit entheiligt.
Streit um Hickory Ground
Die Geschichte des Indianerstammes Muscogee (Creek) Nation ist ebenso interessant wie tragisch. In den 1830er Jahren wurden sie aus ihrer Heimat im Südwesten der USA in das von der Regierung zweckmäßig bestimmte Indianer-Territorium umgesiedelt.
Im späteren 19. Und 20. Jahrhundert erlebte der Stamm Kriege, Konflikte und Spaltungen. Eingewanderte Siedler und die US-Regierung nahmen dem Stamm mehr als 8.100 km² Landfläche weg. Und schließlich verloren die Muscogee bis 1970 ihre offizielle Anerkennung als schützenswerter Indianerstamm.
Die Poarch Band of Creek Indians baute ein Casino über der Grabstätte (Bild: Wikimedia)
Heute ist der Stamm in Oklahoma zu Hause, während weitere acht Stämme in Alabama angesiedelt sind. Einer von diesen ist der Stamm Poarch Band of Creek Indians, welcher sich nicht nur wohnlich etabliert, sondern auch mehrere Casino Resorts gebaut hat.
Eines dieser Casino Resorts befindet sich im ehemaligen Gebiet der Muscogee (Creek) Nation, was im Jahr 2012 zu einem Problem wurde. Die Poarch Band kündigte zu jener Zeit ihre 246 Mio. US-Dollar Expansionspläne an, im Rahmen derer ein 20-stöckiges Hotel und Casino gebaut werden sollte.
Konkret bestimmt wurde für den Bau die historische Stammesstadt Hickory Ground, die bis dato nicht nur eine Ausgrabungsstätte für Archäologen, sondern auch eine heilige Grabstätte der Muscogee war.
Kein Respekt vor den Toten
Die Poarch Band hatte die Stadt im Jahr 1980 als Gebiet hinzugewinnen können, jedoch unter der Voraussetzung, dass die Stätte bewahrt und geschützt wird. Als die Pläne für das neue Casino bekannt wurden, reichte daher der Stamm der Muscogee mit der Unterstützung des Inter Tribal Councils Klage vor dem Bundesgericht ein.
Ohne Erfolg, denn das Casino wurde gebaut und besteht noch heute. In einem erneuten Versuch reichten die Muscogees nun eine zweite offizielle Klage vor dem Bundesgericht ein.
James Floyd, der Stammeshäuptling der Muscogee (Creek) Nation, äußerte sich bestürzt über die Situation:
Wir haben darauf vertraut, dass die Poarch Band die Stätte auf ewig erhalten würde, denn genau das haben sie uns versprochen. Nicht nur haben sie sich nicht daran gehalten, sondern auch eine kulturell, historisch und archäologisch enorm wichtige Stätte entweiht, indem sie sterbliche Überreste und heilige Objekte ausgegraben haben. Sie haben keinerlei Skrupel gezeigt.
In der Tat erklärte der Stamm in seinem Statement, dass auch eine uralte Grabstätte umgegraben worden sei. Die dort zur Ruhe gelegten Vorfahren seien dadurch nicht nur nicht geachtet, sondern die gesamte Stätte sei entheiligt worden. Hunderte von Vorfahren seien in ihrer letzten Ruhe gestört worden.
Eine derartige Unternehmung verletzte gleich mehrere Gesetze, darunter das Kulturgutschutzgesetz „Native American Graves Protection and Repatriation Act“, der „National Historic Preservation Act“ von 1966, das Religionsschutzgesetz „Religious Freedom Restoration Act“ und der Indian Reorganization Act von 1934.
Abriss des Casinos gefordert
Im Rahmen der aktuellen Klage fordern die Muscogee (Creek) Nation, dass Hickory Ground wieder in genau jenen Zustand zurückgesetzt wird, in welchem die Stadt sich vor dem Bau des Casinos befand.
Der Stamm fordert die Wiederherrichtung der Stätte (Bild: Wikimedia)
Das bedeutet konkret, dass das Casino Resort geschlossen und die Gebäude entfernt werden sollen. Nur so könne die Heiligkeit des Ortes wiederhergestellt werden, was das größte Anliegen des Stammes sei.
Denn noch heute sehe der Stamm das Gebiet, in welchem für über 1.000 Jahre kulturelle Zeremonien abgehalten worden seien, als einen wichtigen Teil seiner religiösen und zeremoniellen Identität an.
Mekko Thompson, der ehemalige Stammeshäuptling in Hickory Ground, fordert darüber hinaus eine Entschädigungszahlung. Schließlich hätten die Poarch Band seinem Stamm wissentlich und absichtlich seelisches Leid gebracht.
Die Entscheidung liegt jetzt erneut bei dem zuständigen Gericht. Die Poarch Band hält natürlicherweise mit eigenen Argumenten gegen die Klage. In der Tat wäre die Schließung des Casino Hotels für den Stamm ein großer finanzieller Verlust. Bis eine endgültige Entscheidung fällt, könnten jedoch erneut mehrere Jahre vergehen.