Britischer Fernsehsender ITV wegen Glücksspiel App für „I’m a Celebrity … Get Me Out of Here“ kritisiert
Der Fernsehsender ITV erntet heftige Kritik von Tom Watson, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Labour Partei, weil er einem Glücksspielbetreiber die Erlaubnis erteilt hatte, die App „Ich bin ein Star… holt mich hier raus“ zu sponsern, mit der Minderjährige zum Glücksspiel motiviert werden könnten.
Die App wird von Tombola gesponsert, einem Unternehmen, das Online Bingo, Casino- und Automatenspiele anbietet. In der App werden Anzeigen mit Phrasen wie „Deine Chance, einen Anteil von 250.000 Britische Pfund zu gewinnen“ geschaltet, wenn sich die Nutzer zur Abstimmung bei der TV Show anmelden.
Was bietet die App von „I’m a Celebrity … Get Me Out of Here“?
Mit der App, die bereits mehr als 1 Million Mal heruntergeladen wurde, können die Zuschauer bei der Reality Show abstimmen, wer in der Sendung verbleiben soll und wer nicht.
Doch die Nutzer der App können nicht nur über den Verbleib der Prominenten bei der Show abstimmen, sondern sich auch an verschiedenen Glücksspielen beteiligen.
Beliebte Reality Show auch in Deutschland
Bei dieser Sendung handelt es sich um eine Reality Show, die zum ersten Mal im Jahre 2002 in Großbritannien ausgestrahlt wurde. Dieses Konzept haben auch weitere zehn Länder übernommen, unter anderem die USA, Australien und Deutschland.
In Deutschland ist die Show auch unter dem Namen „Dschungelcamp“ bekannt. Hierbei müssen zehn bis zwölf mehr oder weniger bekannte Prominente zwei Wochen in einem Camp in der australischen Wildnis leben und verschiedene Aufgaben erfüllen.
„Dschungelcamp“ auch in Deutschland populär. (Bild: vimeo.com)
Dabei kann es sich um Quests handeln, bei denen etwas verspeist werden muss, was dem Teilnehmer Ekel bereitet oder er wird in ein Gefäß getaucht, in dem sich Maden, Würmer oder Spinnen befinden.
Dabei werden die Teilnehmer, ähnlich wie bei Big Brother, ständig durch Fernsehkameras beobachtet. Sie müssen sich dafür einsetzen, die Gunst der Zuschauer zu gewinnen, denn diese entscheiden, wer im Camp verbleiben darf und wer nicht. Wer am längsten im Camp bleibt, gewinnt ein Preisgeld.
Tom Watson ist der Ansicht, es sei falsch, dass ein Glücksspielanbieter eine App sponsern darf, die auch Kinder und Jugendliche verwenden. Dabei bezieht er sich auf den Bericht der britischen Glücksspielkommission [Seite auf Englisch], der aussagt, dass die Anzahl der Kinder mit problematischem Spielverhalten stark zugenommen habe.
Laut der Studie nehmen 450.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 11 und 16 Jahren an Glücksspielen verschiedener Formen teil, davon seien 55.000 besonders suchtgefährdet.
Er sagte dazu:
„Es ist falsch, dass nicht altersgeprüfte Apps junge Leute mit Glücksspielanzeigen zu bombardieren können, die lediglich versuchen, bei einer TV Show abzustimmen. Die Anzeigen lassen sich kaum vermeiden und lassen das Glücksspiel risikolos und unterhaltsam erscheinen.“
Er führte weiterhin aus, dass diese Art von Werbung angesichts der steigenden Zahl junger Menschen mit Glücksspielproblemen inakzeptabel sei.
Celebrity App wird auch von Jugendlichen genutzt. (Bild: pixabay.com)
Der Fernsehsender ITV reagierte auf die Kritik. Ein Sprecher sagte, dass das Sponsoring der mobilen Anwendung mit den Regeln des Programmsponsoring und des Broadcast Committee on Advertising Practice (BCAP – Ausschuss für Werbepraxis in Rundfunk und Fernsehen im Vereinigten Königreich) konform gehe, was Inhalt und Sendezeiten angehe.
Weiterhin wies der Sender darauf hin, dass die Reality Show sich nicht speziell an Kinder, sondern an Erwachsene richte. Daher werde die Sendung auch nach 21 Uhr ausgestrahlt.
Mehr als 1 Million jugendliche Zuschauer
Nach der Fußball Weltmeisterschaft 2018 war „I’m a Celebrity … Get Me Out of Here“ die meistgesehene TV Show des Jahres in Großbritannien. Eine Medienagentur schätzte die Zahl der Zuschauer unter 18 Jahren pro Episode auf über 1 Million, trotz der späten Sendezeit.
Eine Mutter sagte auf Twitter, ihr 13 Jahre alter Sohn habe die App heruntergeladen und habe geglaubt, er müsse sich auch bei der Webseite Tombola anmelden, um bei Show abstimmen zu können:
„Der Sponsor der App Tombola veranlasste meinen Sohn, auf Fragen bezüglich Glücksspiel Apps im Allgemeinen und kostenlose Spielangebote zu antworten. Glücklicherweise hat er das Prinzip gut verstanden und weiß, dass vieles nicht so gut ist, wie es scheint.“
Sie fügte hinzu, dass andere Kinder dieses Verständnis vielleicht nicht aufbringen würden. Diese Situation zeige den möglichen Einfluss dieser Anzeigen auf junge Menschen, fügte die Mutter hinzu.
Auch Marc Etches, Chief Executive von GambleAware, kritisiert die App:
„Es ist wirklich völlig inakzeptabel, dass Kinder auf diese Weise dem Glücksspiel ausgesetzt sind. Die Kombination von Glücksspielmarketing und die Verwischung der Grenzen zwischen Computerspielen und Glücksspielen tragen zur Normalisierung des Glücksspiels für Kinder bei. […] Das Glücksspiel ist in Großbritannien zu einem Problem der öffentlichen Gesundheit geworden, und wir alle, einschließlich der Sender, haben die Verantwortung, generell Glücksspielschäden zu verhindern und insbesondere Kinder zu schützen.“
Doch können Verbote Kinder wirklich vor den Gefahren des Glücksspiels effizient schützen? Diese Aufklärung sollte sicherlich Teil des Unterrichts in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sein.