Donnerstag, 21. November 2024

Illegales Glücksspiel und Spielmanipulation: E-Sportler in Singapur vor Gericht

Mann hält Dollarnote in die Kamera Die Männer sollen ihren sportlichen Ehrgeiz gegen Geld eingetauscht haben (Quelle: unsplash.com/lucas Favre)

In Singapur stehen seit gestern zwei ehemalige E-Sport-Profis vor Gericht. Den 20 und 24 Jahre alten Gamern wird Spielmanipulation und illegales Glücksspiel vorgeworfen. Sie sollen vor einem Turnier gegen das eigene Team gewettet und das Spiel entsprechend beeinflusst haben. Beide Männer waren aufgrund der Vorwürfe bereits im vergangenen Jahr für je drei Jahre vom Turnierveranstalter gesperrt worden.

Ermittlungen der Anti-Korruptionsbehörde

Wie unter anderem die Tageszeitung The Strait Times berichtet [Seite auf Englisch], wurden die beiden Singapurer Malcolm Chung Wai Kiat (24) und Tan Shern Ryan (20) wegen Korruption und unerlaubter Fernwetten angeklagt. Das Verfahren folge auf Ermittlungen des nationalen Corrupt Practices Investigation Bureau (CPIB).

Chung und Tan waren unter den Namen „Germsg“ und „Dreamycsgo“ als Mitglieder des mittlerweile aufgelösten Teams Resurgence im Profi-Bereich des Shooters Valorant aktiv. Die Anklage werfe ihnen Manipulation beim Epulze Royal South East Asia Cup 2020 der Valorant Ignition Series vor. Hintergrund seien für singapurische Staatsbürger ohnehin verbotene Online-Wetten gewesen.

Seit dem 1. August erlaubt Singapur Glücksspiel im kleinen privaten Rahmen, beispielsweise als Treffen von Freunden zum Poker oder Mahjong. Zuvor standen auch solche Zusammenkünfte unter Strafe. Die Teilnahme am Online-Glücksspiel ist Bewohnern des Inselstaates hingegen weiterhin aufs Strengste untersagt. Das Verbot endet zudem nicht an der Landesgrenze. Auch Staatsbürger, die im Ausland in Singapur verbotene Angebote wahrnehmen, können in der Heimat dafür belangt werden.

Konkret beziehe sich die Staatsanwaltschaft auf eine Partie vom 22. September 2020. Bei dieser sei Resurgence dem japanischen Team Blackbird Ignis mit 0:2 unterlegen.

Im April des Folgejahres waren online Screenshots aufgetaucht, die nahelegten, dass Malcom „Germsg“ Chung im Vorfeld der Begegnung auf einer Online-Glücksspiel-Seite Wetten gegen das eigene Team platziert hatte.

Screenshot WhatsApp

Erste Hinweise auf den Betrug waren auf Twitter aufgetaucht (Quelle: twitter.com/ CALEL336)

Nach der mutmaßlich absichtlich verlorenen Partie habe er sich zudem einer unbekannten Person gegenüber damit gebrüstet, sich beim Spiel nicht mehr im Geringsten anzustrengen und sich sicher zu fühlen, solange der Teammanager nicht misstrauisch werde.

Spielmanipulation: Sechs Teammitglieder gesperrt

Umgehend eingeleitete Untersuchungen von Valorant-Eigner Riot Games hatten den Betrugsverdacht bestätigt und weitere Details ans Licht gebracht. So erklärte die Spieleschmiede im Juni 2021, dass Chung nicht nur selbst auf den Ausgang der von ihm manipulierten Spiele gewettet habe, sondern auch versucht habe, seine Teamkameraden für den Betrug anzuwerben.

Ryan „Dreamycsgo“ Tan habe Chung daraufhin 3.000 SGD (ca. 2.100 EUR) gegeben, damit dieser für ihn illegale Wetten auf das manipulierte Spiel platziere. Im Gegenzug habe er ihm eine Provision versprochen.

Vier weitere Teammitglieder hätten die Teilnahme an dem Betrug abgelehnt. Da sie Chung und Tan jedoch nicht meldeten, belegte Riot Games auch sie mit mehrmonatigen Sperren. Ein Unternehmenssprecher erklärte damals:

Die Integrität des Wettbewerbs hat für Riot Games oberste Priorität, und wir sind bestrebt, diese Qualität bei allen unseren E-Sport-Turnieren aufrechtzuerhalten. Wir wollen unseren professionellen Teams ein faires und transparentes Umfeld bieten, um sowohl regional als auch global zu konkurrieren, daher nehmen wir jeden Verstoß gegen unsere Spielregeln sehr ernst.

Bei der ersten Anhörung am gestrigen Freitag habe Tan laut The Strait Times erklärt, nunmehr an wöchentlichen Treffen einer Glücksspiel-Selbsthilfegruppe teilzunehmen. Auch Angebote der Suchthilfe des staatlichen Instituts für psychische Gesundheit habe er bereits wiederholt in Anspruch genommen.

Ob die präsentierte Auseinandersetzung mit seiner mutmaßlichen Spielsucht-Erkrankung dem einstigen Profi-E-Sportler vor Gericht helfen wird, ist ungewiss. Gerade in Bezug auf illegales Glücksspiel haben Richter in Singapur in der Vergangenheit oft Härte gezeigt.

Allein in diesem Anklagepunkt drohen den Männern jeweils bis zu 5.000 SGD Geldstrafe und sechs Monate Haft. Korruption kann sogar mit einer Geldstrafe von bis zu 100.000 SGD oder einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder beidem bestraft werden. Die nächste Anhörung der Gamer soll am 1. September stattfinden.