Donnerstag, 21. November 2024

Polen: Illegales Glücksspiel dominiert den Markt

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Eine kürzlich durchgeführte Überprüfung des polnischen Glücksspielmarktes durch das polnische Oberste Rechnungskontrollamt (NIK) hat ergeben, dass die regulierte Glücksspielbranche nach den Änderungen des Glücksspielgesetzes im Jahre 2017 rasant angewachsen ist. Dennoch dominieren immer noch illegale Angebote.

Aus diesem Grunde gelangte NIK [Seite auf Englisch] zu dem Schluss, dass das Finanzministerium zusätzliche Befugnisse erhalten sollte, um den ausgefeilten Taktiken nicht legitimierter Anbieter auf dem Glücksspielmarkt zu begegnen.

Das Glücksspielgesetz von 2017

2017 traten die Änderungen des Glücksspielgesetzes [Seite auf Englisch] in Polen in Kraft. Das Finanzministerium ist verpflichtet, ein Register verbotener Internetdomains zu führen.

Die Internet-Provider sind angehalten, den Zugang zu diesen Domains zu unterbinden. Weiterhin ist es Zahlungsdienstleistern untersagt, ihre Dienste auf diesen Webseiten anzubieten.

Die neuen Regelungen zielten darauf ab, die Kontrolle über Glücksspielaktivitäten in Polen zu gewährleisten, den grauen Markt für Glücksspiele zu verringern sowie die Steuereinnahmen für den Staatshaushalt zu erhöhen.

Das Glücksspielgesetz stellt strenge Anforderungen an die Glücksspielanbieter, bei Verstößen drohen hohe Strafen. Die polnischen Glücksspielbestimmungen gelten als die restriktivsten in Europa.

Nicht regulierter Online Glücksspielmarkt in Polen weiterhin dominant

Der Online-Wettmarkt des Landes, der sowohl legale als auch nicht lizenzierte Aktivitäten umfasst, sei nach Angaben der NIK von 5,0 Milliarden Złoty (ca. 1,5 Milliarden Euro) im Jahre 2015 auf geschätzte 7,9 Milliarden Złoty (ca. 1,82 Milliarden Euro) im Jahre 2018 gewachsen.

In diesem Zeitraum seien die über legale Anbieter gesetzten Beträge bis 2018 um mehr als 600 % auf 3,88 Milliarden Złoty (ca. 877 Millionen Euro) gestiegen. Auch wenn der illegale Glücksspielmarkt in Polen mittlerweile langsamer wächst und seine Marktanteile aufgrund des Wachstum des regulierten Marktes zurückgehen, bleibt das nicht regulierte Glücksspiel weiterhin dominant.

Die Höhe der platzierten Einsätze auf nicht regulierten Online Plattformen seien im Zeitraum von 2015 bis 2018 um rund 42 % gestiegen. Dies entspreche laut der Behörde einem Marktanteil von 51 %.

Glücksspielgesetz von 2017 erfüllt nicht die Erwartungen

Durch die Einführung der Änderungen des Glücksspielgesetzes im Jahre 2017 versprach sich die polnische Regierung höhere Einnahmen aus dem Online Glücksspiel.

So müssen Online Anbieter eine Umsatzsteuer von 12 % zahlen. Weiterhin wurde dem staatlichen Betreiber Totalizator Sportowy das Monopol für Online Casinos und Lotterien übertragen.

Um das Monopol von Totalizator Sportowy zu stärken, beschlagnahmten die polnischen Behörden etwa 63.000 illegale Spielautomaten in landbasierten Spielstätten und belegten zahlreiche kleinere Unternehmen und sogar Privatpersonen mit Geldstrafen.

Spielautomaten, Spielhalle

Illegale Spielautomaten beschlagnahmt. (Bild: pixabay.com)

Seit 2017 erhielten 14 Anbieter Online Sportwetten Lizenzen. Andere bekannte Anbieter, darunter Unibet, bet365 und William Hill, zogen sich vom polnischen Markt zurück. Ihre Webseiten wurden auf die Schwarze Liste gesetzt.

Nach dem Inkrafttreten der neuen Gesetze stiegen die Einnahmen aus der Glücksspielsteuer zwar von 1,60 Milliarden Złoty (ca. 369 Millionen Euro) auf 1,90 Milliarden Złoty (ca. 438 Millionen Euro), erfüllten aber nicht die Erwartungen der Regierung.

NIK geht davon aus, dass dies auf die Verzögerung bei der Einführung der Casino-Produkte durch Totalizator Sportowy zurückzuführen sei. Die ersten Einnahmen in Höhe von 465.000 Złoty (ca. 107.270 Euro) aus dem Automatenspiel wurden erst im drittel Quartal 2018 erzielt. Vorgesehen war allerdings eine Markteinführung zu Beginn des dritten Quartals 2018.

Sperrung von Offshore Glücksspiel Webseiten problematisch

Die Liste der gesperrten Webseiten ist bis zum 26. August 2019 bereits auf 7.140 Domains angewachsen.

Die NIK stellte jedoch die Wirksamkeit der schwarzen Liste in Frage und wies darauf hin, dass Telekommunikations- und Zahlungsanbieter, die den Zugang zu den aufgelisteten Websites hätten blockieren sollen, häufig die Anweisungen des Finanzministeriums nicht befolgt hätten.

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Sperrung von Webseiten nur wenig effektiv. (Bild: pxhere.com)

Das Ministerium leitete 20 Mal Durchsetzungsmaßnahmen gegen Telekommunikationsdienstleister und in vier Fällen gegen Zahlungsdienstleister ein, stellte jedoch bei seiner jüngsten Überprüfung fest, dass keines dieser Verfahren abgeschlossen worden sei.

Diesem Problem wurde jedoch mit einer weiteren Änderung des Glücksspielgesetzes am 2. Januar 2019 begegnet, um dem Ministerium die Aufsicht über die Einhaltung von Websperren zu übertragen.

NIK fügte hinzu, dass Offshore-Betreiber nach wie vor ein Problem darstellten. Trotz des Risikos einer strafrechtlichen Verfolgung durch Glücksspiele auf illegalen Websites nutzten die Spieler weiterhin die Plattformen nicht lizenzierter Anbieter.

Darüber hinaus würden so genannte „Clone-Domains“ verwendet, bei denen die Betreiber leicht unterschiedliche URLs verwenden, um zu verhindern, dass ihre Websites offline geschaltet würden. Dies unterwandere laut den Prüfern die Wirksamkeit der Blacklist.

Es bleibt abzuwarten, ob die polnische Regierung weitere Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Glücksspielaktivitäten ergreifen wird.