Großbritanniens Glücksspiel-Branche außer Kontrolle?
Jüngsten Berichten der britischen Zeitungen „The Guardian“ und „The Times“ zufolge scheint sich das Glücksspiel in Großbritannien zu einem großen Problem zu entwickeln. Aus diesem Grunde wolle die Regierung parteiübergreifend das Glücksspielgesetz aus dem Jahre 2005 überprüfen.
Mit diesem Entschluss fänden jetzt auch Stimmen von Politikern und Aktivisten wie Tom Watson, Tracy Crouch und Carolyn Harris Gehör, die sich bereits seit längerer Zeit für Reformen einsetzten.
Die letzte umfangreiche Überprüfung des Glücksspielgesetzes wurde 2001 von Alan Budd [Seite auf Englisch] von der Bank of England durchgeführt. Budd wollte ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Freiheit und dem Schutz der Spieler herstellen.
Allerdings hat die Welt seit 2001 einen technologischen Wandel erlebt, den Budd damals nicht vorhersehen konnte. Dieser Tatsache muss bei einer Überprüfung des Gesetzes von 2005 Rechnung getragen werden.
Die Gesetzgeber sehen sich mit vier Herausforderungen konfrontiert:
- Eine neue Überprüfung muss die weiter Verbreitung von Smartphones und sozialen Medien berücksichtigen.
- Neue Rechtsvorschriften müssen agil genug sein, um auf Innovationen und Veränderungen reagieren zu können.
- Der Prozess der Überprüfung muss schnell vonstattengehen, um zeitnahen Veränderungen in der Branche zuvorzukommen.
- Anstatt eines großen Gesetzes könnte eine Reihe kleinerer Interventionen zu bestimmten Fragen ausgearbeitet werden, was für Flexibilität sorgt.
Hat die Glücksspiel-Branche den Fußball übernommen?
Der britische Fußballsport könnte die Dringlichkeit einer Überarbeitung der Glücksspiel-Gesetzgebung widerspiegeln. Längst scheint die Sportwetten- und Glücksspielbranche ein Teil des britischen Fußballsports geworden zu sein. Mit millionenschwerem Sponsoring werden die britischen Vereine von den Sportwetten-Konzernen gefördert.
Die Glücksspielbranche beeinflusst den Fußballsport stark. (Bild: pixabay.com)
Ronnie Cowan, Abgeordneter von Inverclyde und stellvertretender Vorsitzender der Allparteien-Fraktion für Glücksspielschäden, ist der Ansicht, dass der schottische Fußball eine moralische Verpflichtung habe, alle Verbindungen zur Branche abzubrechen.
Dies sei nicht nur wegen der schwerwiegenden Schäden notwendig, die Spielsucht verursache, sondern auch, weil sich der Fußballsport selbst verändert habe.
Cowan kommentiert:
„Auf heimtückische Weise hat die Glücksspielbranche das Fußballgeschäft langsam übernommen. Aufgrund der Geldbeträge, die sie zur Verfügung stellen können, bestimmen sie alle möglichen Dinge, sogar wie wir an das Spiel herangehen.“
Der Abgeordnete führt aus, dass es früher um das Spiel selbst gegangen sei, die Menschen hätten die Matches aus Liebe zum Sport verfolgt. Heute gehe es vorwiegend um das Wetten. Damit werde der Sport nicht respektiert.