Großbritannien: Konservative Politiker wegen Glücksspiel-Jobs in der Kritik
Die konservativen britischen Parlamentsabgeordneten Philip Davies und Laurence Robertson stehen in der Kritik, weil sie Jobs in der Glücksspielindustrie angenommen haben.
Laut einem kürzlich veröffentlichten Parlamentsbericht [Link auf Englisch] habe Davies als Berater des Glücksspielgiganten GVC Holdings in den Monaten August und Oktober 2020 insgesamt 33.320 GBP (ca. 37.520 Euro) als Vergütung erhalten. Robertson würden vom Glücksspielverband Betting and Gaming Council (BCG) derzeit pro Monat 2.000 GBP (ca. 2.252 Euro) für eine zehnstündige Beratertätigkeit gezahlt.
Erst im September hatte der ehemalige Parlamentarier und Anti-Glücksspiel-Aktivist Tom Watson mit einem Wechsel zum Glücksspielkonzern Flutter Entertainment in Großbritannien für Aufregung gesorgt. Zu Watsons Tätigkeiten gehörten bei Flutter Entertainnment unter anderem die Ausarbeitung von Spielerschutzkonzepten.
Konflikt der Interessen?
Missfallen an den Nebentätigkeiten finde die Labour-Abgeordnete Carolyn Harris, die sich in Großbritannien für strengere Glücksspielgesetze einsetzt. Laut The Guardian sei Harris nicht der Meinung, dass die Engagements im Glücksspielsektor mit einem politischen Mandat zusammenpassten:
„Laurence und Philip Davies sind die beiden Personen, die sich am meisten für die Branche ausgesprochen haben. Hier besteht ein Interessenkonflikt (…).“
Die Meldung von Arbeitsverhältnissen zwischen britischen Parlamentariern und Glücksspielunternehmen kommt zu einem bedeutsamen Zeitpunkt.
Erst im September hatten mehrere britische Medien darüber berichtet, dass die Regierung schon bald eine Überprüfung der aktuellen Glücksspielgesetze vornehmen könnte.
Spielerschützer hatten diese in den vergangenen Jahren immer wieder als zu lax kritisiert und von Unternehmen mehr Verantwortung für sicheres Spielen gefordert. Federführend bei einer Prüfung der derzeitigen Gesetze ist das Ministerium für Digitales, Medien und Sport (DCMS). Eben jene Stelle, für die Philip Davies noch bis vor Kurzem gearbeitet habe.
Robertson macht wieder Schlagzeilen
Laut dem Guardian habe GVC Holdings die Zusammenarbeit mit Davies mittlerweile beendet, während Robertson noch immer auf der Honorarliste des BGC stehe.
Für den Politiker ist es nicht das erste Mal, dass er in diesem Jahr aufgrund von Kontakten mit der Glücksspielbranche in die Schlagzeilen geraten ist.
Robertson und dessen Frau hatten im Rahmen des Cheltenham Festivals Bewirtungen im Wert von 4.000 GBP von Glücksspielunternehmen angenommen. Eine Meldung an das Parlament war aber erst nach dem Verstreichen einer 28-tägigen Frist ergangen.