Freitag, 22. November 2024

Forderung nach Einstufung von Lootboxen als Glücksspiel in Großbritannien

Lootbox|Anne Longfield

In Großbritannien wächst die Kritik an den in vielen Computerspielen eingesetzten Lootboxen. Nun fordert die britische Kinderbeauftragte Anne Longfield, dass derartige Games künftig als Glücksspiel eingestuft werden müssten.

Kinder könnten durch Lootboxen die Kontrolle verlieren

Anlass für die Forderung der 59-jährigen Anne Longfield sind die Ergebnisse der Studie „Gaming the System“. Für diese wurde das Spielverhalten von Kindern untersucht.

Dabei wurde deutlich, dass den Minderjährigen der Glücksspielcharakter der Boxen durchaus bewusst sei. So gaben einige der Befragten an, dass sie beim Kauf der Lootboxen fürchteten, auf gut Glück zu spielen.

Anne Longfield sagte zu ihrer Forderung:

Kinder haben uns erzählt, dass sie fürchten, Gücksspiel zu betreiben, wenn sie Lootboxen kaufen. Ich will, dass die Regierung die Lootboxen in Spielen wie FIFA als eine Form von Glücksspiel klassifiziert.

Das Kauf der Boxen habe in mehreren Fällen dazu geführt, dass die Betroffenen die Kontrolle über ihr Spiel- und Ausgabeverhalten verloren hätten, indem sie immer wieder versuchten, durch den Kauf weiterer Lootboxen eine bestimmte Spieleigenschaft zu erhalten, so Anne Longfield.

In vielen Games erhalten Spieler durch Lootboxen die Möglichkeit, ihre Charaktere mit größerer Spielstärke oder zusätzlichen Waffen aufzurüsten. Diese Boxen können käuflich erworben werden, wodurch sie für die Hersteller der oft kostenlos angebotenen Spiele mittlerweile zu einer milliardenschweren Einnahmequelle geworden sind.

Die Kritik entzündet sich an der Tatsache, dass die Spieler zuvor nicht wissen, was sich in einer Lootbox verbirgt. Die Gegner dieser Spielelemente ziehen daraus den Schluss, dass es sich beim Kauf um ein Glücksspiel handele, da der Konsument auf dessen Ausgang keinen Einfluss habe.

Die Studie hebt insbesondere auf Games wie FIFA oder Fortnite ab, bei denen die käuflichen Extras besonders oft zu kaufen seien. Um minderjährige Spieler besser vor den Gefahren einer Spielsucht zu bewahren, müssten die betreffenden Computerspiele wie andere Glücksspiele behandelt werden, so Anne Longfield.

Auf diese Weise könnte der Verkauf an Minderjährige tatsächlich stark eingeschränkt werden, denn auch andere Glücksspielarten wie beispielsweise Rubbellose dürfen in Großbritannien erst ab einem Alter von 16 Jahren erworben werden.

Bis zu 250 Pfund Sterling pro Jahr für Gaming

Um die Ausgaben zu begrenzen, fordert Anne Longfield darüber hinaus die Einführung eines täglichen Limits beim Kauf der Lootboxen. Denn in der Studie war gleichzeitig deutlich geworden, dass die Befragten teilweise hohe Beträge in ihr Hobby investiert und damit hohe Kosten für sich und ihre Eltern verursacht hätten. Einige der jungen Gamer hätten für die Stärkung ihrer Spielcharaktere jährlich bis zu 250 Pfund Sterling ausgegeben.

Anne Longfield sagte dazu:

Ein maximales tägliches Limit für die Ausgaben der Kinder würde beruhigend für die Eltern und auch die Kinder selbst wirken.

Wie weit die Spiele in Großbritannien verbreitet sind, zeigt die Studie ebenfalls. So spielten 93 % der jungen Briten regelmäßig am Computer oder Smartphone. Insbesondere die 10- bis 11-Jährigen fielen dabei durch einen großen Konsum der Games auf, denn sie spielten durchschnittlich zwei bis drei Stunden am Tag.

Lootboxen: Umstritten aber kein Glücksspiel?

Anne Longfield

Anne Longfield (Bild: Twitter/Anne Longfield)

Die Kritik an den Lootboxen ist nicht nur auf die britischen Inseln beschränkt. Auch in Staaten wie Belgien, Kanada oder Australien wird den Anbietern vorgeworfen, Minderjährige mit den käuflichen Extras zum Glücksspiel zu verführen. 2018 warnten gar 16 europäische Länder in einer gemeinsamen Erklärung vor den bei den Spielern populären Boxen.

Allerdings tun sich die Gegner schwer, rechtlich bindende Beschränkungen für Lootboxen durchzusetzen. So hat sich erst Anfang Oktober das Europäische Forum der Glücksspiel-Regulierungsbehörden (GREF) dagegen ausgesprochen, die Boxen europaweit gesetzlich einzuengen.

Auch die britische Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission erklärte im letzten Juli, dass die Lootboxen nicht als Glücksspiel anzusehen seien. Damit widersprach sie Forderungen von mehreren Parlamentariern, die zuvor eine striktere rechtliche Betrachtung der Boxen gefordert hatten.

Anne Longfields Aussagen liefern den Lootbox-Kritikern nun weitere Argumente im Kampf gegen das von ihnen bekämpfte Gaming-Extra. Ob sie jedoch tatsächlich ausreichen werden, um eine Neubewertung der britischen Regulierungsbehörde herbeizuführen, wird sich zeigen.