Glücksspielbehörde in Malta verteidigt sich gegen Vorwürfe
Glücksspielbehörde in Malta verteidigt sich gegen Vorwürfe. Bildquelle: independent.com)
Ermittlungen der italienischen Polizei haben eine mutmaßliche Verbindung der Mafia zur maltesischen Glücksspielbehörde (MAG) aufgedeckt. Der Clan soll Lücken in den Kontrollen genutzt haben, um hohe Gewinne zu erwirtschaften. Im Januar 2018 kam es zu ersten Haftbefehlen.
Malta gehört zu den ersten Staaten der Europäischen Union, die das Glücksspiel 2004 im Internet regulierten. Mittlerweise erzielt das Land durch die Lizenzen einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro. Auch der niedrige Steuersatz auf dem Inselstaat ist für Internetanbieter attraktiv.
Die Lizenzen der MAG sind für Nutzer der Online Casino und Poker Plattformen ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen, dem sie ihr Vertrauen entgegenbringen, seriös und sicher ist. Doch durch die jüngsten Vorwürfe droht die Reputation der Behörde zu bröckeln.
Reporterin durch Autobombe getötet
Nicht nur die Polizei war dem Mafiaclan auf der Spur, auch Journalisten recherchieren bereits seit Jahren. Die maltesische Reporterin Daphne Caruana Galizia soll nahe dran gewesen sein, die Machenschaften aufzudecken. Sie starb im vergangenen Oktober durch eine Autobombe.
Die maltesische Reporterin Daphne Caruana Galizia kam durch eine Autobombe ums Leben (Bildquelle: thetimes.co.uk)
Dieser Fall ließ viele Fragen offen. Daher haben sich Journalisten zum Daphne Projekt zusammengeschlossen, um die Ermittlungen der Reporterin fortzuführen und die Verwicklungen der italienischen Mafia mit den Glücksspiel und den Behörden auf Malta aufzudecken.
Von Interesse ist nicht nur die Frage, warum die Reporterin ums Leben kam und wie weit sie mit ihren Recherchen gekommen war, sondern auch, wo sich die Lücken in den Vorgaben der Aufsichtsbehörde befinden, so dass die Mafia das Online Casinospiel für ihre Zwecke missbrauchen konnte.
Maltesische Glücksspielbehörde negiert Verbindung zur Mafia
In diversen Medienberichten wurde der maltesischen Glücksspielbehörde (MAG) unter anderem vorgeworfen, mit der italienischen Mafia zusammenzuarbeiten. Doch Vertreter der Behörde wehren sich vehement gegen diesen Vorwurf.
Weiterhin wurde der Behörde vorgeworfen, nicht ausreichend mit den ermittelnden Instanzen zusammenzuarbeiten.
Ein Sprecher der MAG sagt dazu:
„Die jüngst veröffentlichten Berichte beziehen sich auf aufgewärmte Geschichten. Anfragen von Strafverfolgungs- oder Finanzermittlungsstellen werden an die entsprechenden Behörden in Malta geschickt. Selbstverständlich kooperiert die MGA und stellt den zuständigen Behörden bei ordnungsgemäßer Aufforderung alle relevanten Informationen zur Verfügung.“
Weiterhin heißt es, dass es für die MAG von größter Bedeutung sei, kriminelle Zugriffe abzuwehren. In den Zulassungsverfahren für Lizenzen werde die Sorgfaltspflicht eingehalten.
Vielen Antragsstellern verweigere man auch die Genehmigungen, wenn fachliche Eignung nicht nachgewiesen werden könne oder bestimmte Standards nicht eingehalten würden.
Mehrere Haftbefehle ausgestellt
Für die italienische Polizei gilt es als sicher, dass die Mafia den Glücksspielsektor längst unterwandert hat. Mangelhafte Kontrollen der MAG hätten das Vorgehen der Clans noch begünstigt.
Der als „Glücksspielkönig“ bekannte Benedetto Bacchi soll mit Lizenzen Millionen verdient haben. (Bildquelle: esperonews.it)
Wie ermittelt wurde, sollen Mafia Organisationen Lizenzen erhalten und sogar untereinander weitergegeben haben, so dass Anbieter ohne gültige Lizenz Geschäfte in Millionenhöhe machen konnten.
Im Zuge der Ermittlungen soll die Gaming Authority von dem obersten Antimafiagericht um Unterstützung ersucht worden sein. Allerdings dauerte es mehrere Monate, bis die MAG ihre Untersuchungen begonnen und Konten der Verdächtigten eingefroren hat.
Ende Januar 2018 wurden insgesamt 26 Haftbefehle ausgestellt. Einer der Beschuldigten ist Benedetto Bacchi, der auch als „Glücksspielkönig“ bekannt ist. Er soll mithilfe maltesischer Lizenzen monatliche Gewinne in Höhe von 16 Millionen Euro generiert haben.
Zahlreichen Glücksspielunternehmen Verbindung zur Mafia vorgeworfen
Ermittler der Polizei haben des Weiteren herausgefunden, dass die LB Group, der unter anderem die Sportwetten Webseite Leaderbet angehört, mit dem obersten Chef des Clans Cosa Nostra Matteo Messina Denaro verbunden sein soll.
Die MAG hat auf diesen Verdacht hin der LB Group sogleich die Lizenz entzogen. Dennoch konnte der Betreiber seine Geschäfte noch eine Zeitlang unbehelligt weiterführen.
Die Webseite wurde erst dann offline geschaltet, nachdem die Ergebnisse der Recherche veröffentlicht worden waren.
Der hochrangige Anti-Mafia-Ermittler Nicola Gratteri beklagte diese Umstände und sagte:
„Es ist leichter, mit Peru oder Kolumbien zusammenzuarbeiten als mit der Glücksspielbehörde.“
Vorkommnisse zeichnen ein negatives Bild
Der Verdacht, dass die Glücksspielbehörde von der Mafia infiltriert ist, wirft kein besonders positives Licht auf die Branche. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass die bekannten und renommierten Betreiber der Online Casinos und Sportwetten Webseiten in diese Machenschaften nicht verwickelt sind.
Große Unternehmen wie Bet365 oder William Hill, die sogar an der Börse gelistet sind, unterliegen weitaus strengeren Kontrollen. Es ist weiterhin absehbar, dass zahlreiche Unternehmen von Gibraltar nach Malta wechseln.
Grund dafür ist der bevorstehende Brexit. Gibraltar, wo ebenfalls Glücksspiellizenzen ausgestellt werden, gehört zum Vereinigten Königreich, doch durch den Austritt aus der EU werden sich einige Glücksspielunternehmen umorientieren.