Freitag, 22. November 2024

Lüge wegen Glücksspiel-Sucht? Zehnfacher Vater wegen Mordversuchs an Ehefrau vor Gericht

Stecker Der Mann soll ein Stromkabel für den Mordversuch genutzt haben (Quelle: pixabay.com/thephilippena)

Ein zehnfacher Vater steht aktuell in Wien vor Gericht, weil er versucht haben soll, seine Ehefrau mit einem Stromstoß zu töten. Der 42-Jährige bestreitet den versuchten Mord. Ihm zufolge handele es sich bei dem Vorwurf um eine Racheaktion der 37-Jährigen. Das mutmaßliche Opfer wolle ihn dafür bestrafen, dass er durch exzessives Glücksspiel die Familie „zerstört“ habe.

Strom unter der Dusche

Der seit gestern am Wiener Landesgericht verhandelte Fall soll sich bereits im Jahr 2009 zugetragen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, seine damals 24-jährige Ehefrau in mörderischer Absicht attackiert zu haben.

Während die Frau unter der Dusche gestanden habe, habe der Mann in der Küche das Kabel eines Wasserkochers durchtrennt.

Beschlagene Duschwand mit Handabdruck

Der Mann soll seine Ehefrau beim Duschen unter Strom gesetzt haben (Quelle: unsplash.com/Hannah Xu)

Laut Anklage habe er sich sodann ins Bad begeben und das intakte Ende des Kabels mit einer Steckdose verbunden. Zusammen mit den Leitern eines anderen Teilstücks habe er das unter Strom stehende Kabel an die nasse Haut seiner Frau gehalten.

Daraufhin sei die 24-Jährige zu Boden gegangen. Dass die Attacke keinen tödlichen Ausgang nahm, sei lediglich einer durchgebrannten Sicherung zu verdanken gewesen.

Rache für exzessives Glücksspiel?

Die Verteidigung hingegen sehe keine Hinweise auf die ihrem Mandanten zur Last gelegte Tat. Vielmehr handele es sich bei der Schilderung des Stromattentats um „eine glatte Lüge“.

Auch der Angeklagte selbst habe sich laut ORF zur Sache geäußert und den Vorwurf weit von sich gewiesen. Die Anzeige, die ihn nun vor Gericht gebracht habe, entspringe dem Rachedurst der 37-Jährigen. Diese wolle ihn dafür bestrafen, dass seine schwere Spielsucht ein glückliches Familienleben unmöglich gemacht habe. So habe er ausgesagt:

Ich habe meine Frau geliebt. Ich war spielsüchtig. Das ist schlimm, das hat man dann im Blut. Ich bin weder ein Terrorist noch ein Krimineller. Ich bin ein normaler Mann.

Von der Jugendliebe zum Martyrium

Laut Anklage sei dem Stromstoß jedoch eine lange Zeit der häuslichen Gewalt des heute 42-Jährigen gegen seine fünf Jahre jüngere Ehefrau vorausgegangen. Bereits im Alter von 14 Jahren habe die Frau den Mann gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet.

Über die Jahre habe sich das Zusammenleben dem mutmaßlichen Opfer zufolge zu einem „Ehemartyrium“ entwickelt. Regelmäßig habe ihr Mann sie schwer misshandelt. Bereits im Vorjahr des verhandelten Falles habe sie deshalb mit den zehn gemeinsamen Kindern die Flucht in ein Frauenhaus angetreten.

Hilfsorganisationen zufolge benötigen Opfer häuslicher Gewalt im Schnitt acht Anläufe, um sich endgültig von ihrem misshandelnden Partner zu trennen. Als für Betroffene besonders risikoreich gilt die Zeit nach dem Äußern von Trennungsabsichten. Experten raten dazu, für potenziell gefährliche Situationen einen Sicherheits- und Notfallplan zu erstellen.

Der mutmaßliche Täter sei erst im vergangenen Jahr wegen des Verdachts des versuchten Mordes festgenommen worden, nachdem auch einige der Kinder des Paares die Vorwürfe bezeugt hatten. Aktuell befinde er sich in Untersuchungshaft. Der Prozess soll am 30. August mit den Aussagen von Ehefrau, Kindern und weiteren Familienmitgliedern fortgesetzt werden.