Glücksspiel-Studie in Irland: die gesamte Nation zockt
Am Mittwoch veröffentlichte das irische Gesundheitsministerium die Ergebnisse einer umfangreichen repräsentativen Studie zum Glücksspiel. Aus den Umfragen ging dabei hervor, welche Altersgruppen und Geschlechter am meisten Spielen, welche Formen des Glücksspiels allgemein am beliebtesten sind und wer die Problemspieler des Landes sind.
Repräsentative Studie: zwei Drittel der Iren zocken
Knapp vier Jahre hat das irische Gesundheitsministerium benötigt, um die in den Jahren 2014 und 2015 gesammelten Daten in einer repräsentativen Studie [Originalbericht auf Englisch] zum Glücksspiel in Irland auszuwerten. Die am Mittwoch veröffentlichten Ergebnisse geben interessante Einblicke aber auch besorgniserregende Details.
Für die Studie wurden 7.005 Personen ausgewählt. Das Mindestalter lag bei 15 Jahren, die Altersgrenze nach oben offen. Terminologisch wurden auch jene Teilnehmer zwischen 15 und 17 Jahren als „Erwachsene“ bezeichnet. Personen mit Wohnsitz in öffentlichen Einrichtungen, bspw. Pflegeheimen oder Gefängnissen, oder jene ohne jeglichen Wohnsitz wurden ausgelassen.
Die Teilnehmer wurden gezielt so ausgewählt, dass die Ergebnisse repräsentativ für die gesamte irische Bevölkerung (4,78 Mio., Stand 2017) sind.
Bei der Umfrage kam grundlegend heraus, dass gut 64,5 % aller Iren innerhalb des letzten Jahres an einer Form des Glücksspiels teilgenommen hatten. 41,4 % gaben an, mindestens einmal im Monat zu spielen.
Lotteriescheine und Rubbellose, die in Kiosken und Geschäften erworben werden können, wurden dabei von 56,7 % der Befragten genutzt. Generell scheint der Großteil der Iren noch immer bevorzugt in Läden zu gehen als digital zu zocken.
Wettbüros erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit
So wurden Online Lotterien beispielsweise nur von 3 % in Anspruch genommen. Alle sonstigen Online Glücksspielangebote wurden ebenfalls verhältnismäßig wenig genutzt, denn hier lag die Zahl bei nur 4,3 %.
Die Buchmacher schienen sich angesichts der erfassten Daten zumindest bis Dato keine existenziellen Sorgen machen zu müssen. Trotz des zu jener Zeit bereits großen Angebots an Online Sportwetten in Irland lag die Zahl der Online Wetter etwas unter den Offline Wettern.
Die beliebtesten Formen des Glücksspiels (Bild: CasinoOnline)
So gaben 2 % der Befragten an, täglich beim Buchmacher ihre Wetten abzugeben, 1,8 % benutzen online Wettanbieter. Sportfans, die nur einmal pro Woche wetteten, gingen zu 14,3 % zum Buchmacher, während 12 % online wetteten.
Noch größer waren die Unterschiede bei Wettern, die nur einmal oder wenige Male pro Jahr auf Sportereignisse wetten (22,2 % offline vs. 10,2 % online).
Was die Sportarten selbst betrifft, stechen vor allem Pferde- und Windhundrennen hervor. Beide sind in Irland traditionell sehr beliebt und 12,7 % der Umfrageteilnehmer erklärten, die Sportveranstaltungen zu besuchen und dort vor Ort Wetten abzugeben.
Alarmierende Zahlen bei Minderjährigen
Pferde- und Windhundrennen, die häufig ein Freizeitevent für die gesamte Familie sind, finden daher auch bei Minderjährigen großen Zuspruch. Ganze 9,4 % der 15 – 17-Jährigen gaben an, Wetten bei den Veranstaltungen platziert zu haben.
Doch auch andere Formen des Glücksspiels seien bei Minderjährigen sehr beliebt. So hätten 9,7 % in dieser Altersgruppe Rubbellose oder Lotterietickets erworben, 5,8 % hätten Wetten beim Buchmacher platziert und 4,9 % an Bingo-Veranstaltungen teilgenommen.
Besonders viele Minderjährige wetten bei Pferderennen (Bild: Wikimedia)
Einschließlich aller weiteren Formen des Glücksspiels lieferte die Studie eine alarmierende Zahl: 24,9 % aller 15 – 17-Jährigen beteiligten sich am Glücksspiel. Kinder unter 15 Jahren wurden nicht befragt, weshalb die Dunkelziffer der unter 18-jährigen Zocker mit großer Wahrscheinlichkeit noch viel höher ist.
Wenig verwunderlich ist in dem Zusammenhang, dass die Zahlen junger Erwachsener (18 – 24 Jahre) mehr als doppelt so hoch sind, da das Glücksspiel in Irland ab 18 Jahren legal ist. Ganze 55,5 % der Befragten dieser Altersklasse gaben an, Glücksspiele zu spielen.
Auch hier handelte es sich vorwiegend um Lotterien, Rubbellose, Wetten beim Buchmacher und Wetten bei Pferde- und Windhundrennen. Online hingegen spielten nur 7,2 %.
Irlands alte Zocker
Allerdings fiel ein klarer Trend bezüglich der Altersgruppen der Befragten auf: je älter die Studienteilnehmer, desto höher der Anteil der Zocker. Unter den 25 bis 34-Jährigen gaben 63,9 % an, Glücksspiele zu spielen; von jenen zwischen 35 und 44 waren es 70,5 %; danach 69,4 % der zwischen 45 und 54-Jährigen.
Spitzenreiter waren jedoch die Befragten zwischen 55 und 64 Jahren, von denen 72,4 % angaben, zu zocken. Danach wurden die Zahlen leicht rückläufig und die Kategorie 65+ lieferte eine Glücksspielbeteiligung von nur noch 65,3 %.
Interessant ist hierbei auch die geschlechtsspezifische Verteilung. Erst in der ältesten Gruppe (65+) lagen die Frauen mit 67,1 % vor den Männern (63,1 %).
Doch allgemein schien der Unterschied zwischen Männern und Frauen in ihrem Glückspielverhalten kaum auseinanderzudriften. Im Durchschnitt waren es über alle Altersklassen verteilt jeweils zwischen 5 und 10 % mehr Männer, die angaben, am Glücksspiel teilzunehmen.
Einige Formen des Glücksspiels nahmen stetig ab, je älter die Befragten waren. Dazu zählten Online Glücksspiel, das Spielen am Spielautomaten und das Spielen im Casino. Andere Arten wie Lotterien, Rubbellose, Sportwetten beim Buchmacher oder Wetten bei Pferde- und Windhundrennen blieben konstant.
Wer ist Durchschnittsspieler? Wer Problemspieler?
Um ein ungefähres Bild des typischen Durchschnittsspielers kreieren zu können, wurde neben Alter und Geschlecht auch nach Bildungs- bzw. Berufsstand klassifiziert.
Unterschieden wurden dabei sechs Gruppen, angefangen von den bestverdienenden in Führungspositionen bis zu Personen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Dabei fiel auf, dass es hier keine gravierenden Unterschiede in Bezug auf das Wettverhalten gab.
Teilnahme am Glücksspiel nach Berufsgruppen (Bild: CasinoOnline)
Entgegen der Befürchtungen vieler, waren darüber hinaus die im Rahmen der Studie erfassten Prozentzahlen der Problemspieler relativ gering. Lediglich 0,8 % der Teilnehmer wurden in diese Kategorie eingestuft. Der Anteil der Männer lag hierbei aber um ein Vielfaches höher als der der Frauen.
Männer zwischen 25 und 34 Jahren seien mit 2,9 % am meisten betroffen, bei Frauen hingegen lag jedwede Altersgruppe bei weniger als 1 %. Insgesamt jedoch weisen die Herausgeber der Studie daraufhin, dass gerade im Bereich der Problemspieler höhere tatsächliche Zahlen denkbar wären, da viele der Befragten womöglich aus Scham inkorrekte Antworten gegeben haben könnten.
Generell ist davon auszugehen, dass alle Studienergebnisse für die Jahre nach der Befragung (2016 bis jetzt) bereits anders ausfallen könnten. Denn auch in Irland ist das Glücksspiel innerhalb der letzten Jahre stark angewachsen. Besonders online wird Jahr für Jahr mehr gezockt. Doch bis es eine aktuellere Studie geben wird, könnten weitere Jahre vergehen.