eSports = Glücksspiel? Stadt Köln verweigert Gaming-Restaurant Schanklizenz
In Köln eröffnete vor knapp zwei Wochen mit dem DVision eSports Diner das erste Gaming-Restaurant Deutschlands. Neben Speisen und Getränken bieten die Besitzer ihren Gästen eine sogenannte „Gamesbox“. In dem Nebenraum können auf High-End PCs Games wie Counterstrike oder League of Legends gespielt werden. Wer sich aber zum Burger oder Zocken ein Kölsch gönnen möchte, schaut in die Röhre: Die Stadt Köln klassifizierte die Gaming-Computer einen Tag vor Eröffnung des Lokals als Spielautomaten und versagte den Betreibern die Konzession zum Ausschank von Alkohol.
DVision eSports Diner: Eat, play, enjoy
Das DVision eSports Diner auf der Kölner In-Meile Friesenstraße ist nach Angaben seiner Betreiber das erste seiner Art in ganz Deutschland. Das Konzept-Restaurant widmet sich komplett dem Thema Gaming und eSports.
„Eat, play, enjoy“ ist das Motto des Lokals der Gründer Myriam Repple (27) und Jan-Christoph Steinmann. Motive der Spielewelt finden sich sowohl im Interieur als auch auf der Speisekarte, die unter anderem mit „Pacmans Burger“ und „Yoshis Desserts“ lockt.
Für die Rheinmetropole Köln sind eSports ein wichtiger Tourismus- und Imagefaktor.
Seit 2009 ist die Stadt Gastgeberin der weltweit größten Messe für Video- und Computerspiele gamescom, die allein im Jahr 2018 rund 370.000 Besucher und Aussteller aus aller Welt anlockte.
Bei der Counterstrike Meisterschaft ESL One Cologne werden sich auch in diesem Jahr 16 internationale eSports-Teams messen und um Preisgelder in Höhe von 300.000 Euro konkurrieren.
Auch Spielegigant EA hat seinen Deutschlandsitz in der der Domstadt.
Zum Angebot gehört auch das Live-Streaming von eSports-Events und die Veranstaltung eigener Turniere. In der eigens eingerichteten Gamesbox warten zehn leistungsstarke Gaming-PCs auf Gäste, die sich allein oder gegeneinander in einem von 15 Spielen, darunter Red Dead Redemption und Counterstrike, messen möchten.
Gewerbestelle klassifiziert Hochleistungscomputer als Spielautomaten
Das DVision eSports Diner informierte via Twitter (Quelle:twitter.com/@esportsdiner)
Doch genau dieser Raum, der das Profil des DVision eSports Diners als Gaming Restaurant maßgeblich schärft, ist nun zum Problem für die Betreiber geworden.
Nur einen Tag vor der Eröffnung des Restaurants am 26. Mai 2019 machte die Stadt Köln klar, dass es keine Konzession zum Alkoholausschank für das Lokal geben werde.
Die Begründung der für die Vergabe zuständigen Gewerbestelle: Die High-End Computer in der Gamesbox seien als Glücksspielautomaten einzustufen.
Somit dürfe im DVision eSports Diner ebenso wie in einer Spielhalle kein Alkohol ausgeschenkt werden. Mit dieser im Glücksspielstaatsvertrag niedergeschriebenen Regelung will der Gesetzgeber den Spielerschutz stärken und vermeiden, dass Alkohol- und Glücksspielsucht miteinander verbunden werden.
Geld-Hoffnung-Zufall
Allerdings erklärt der Glücksspielstaatsvertrag auch genau, was als Glücksspiel definiert wird: Juristisch gesehen handelt es sich hierbei um eine Tätigkeit, bei der Vermögenswerte auf den Ausgang bestimmter Situationen gesetzt wird.
Dieser Ausgang ist explizit nicht von der Geschicklichkeit der Spielenden, sondern vom Zufall abhängig.
Warum die Stadt Köln die zur Einordnung als Glücksspiel notwendige Dreieinigkeit Geldeinsatz-Gewinnerwartung-Zufall in ihrer Gamesbox erfüllt sieht, ist für Wirtin Repple unverständlich:
Bei komplexen Spielen, wie sie bei uns gespielt werden, trifft gar nichts davon zu. Wir sind doch keine Spielhölle. Das ist eine Sportart. Da geht es um Teamfähigkeit, Feinmotorik, Präzision und Reaktionsschnelligkeit. Mit Zufall hat das wenig zu tun. Wer schon mal Super Mario gespielt hat, müsste das wissen.
„Counterstrike? Nie gehört“
Wie der „Express“ berichtet, konnte auch eine Anfrage bei der Stadt keine Klärung der Hintergründe der Kategorisierung bringen: Aufgrund von Datenschutzrichtlinien könne man sich zum konkreten Fall nicht äußern.
Allgemein und unabhängig von der aktuellen Situation des DVision eSports Diner habe ein Mitarbeiter am Telefon erklärt, die Computer nicht genau zu kennen, sie fielen aber unter den Glücksspielstaatsvertrag.
Auf Nachfrage sollen ihm weder Counterstrike noch das jährlich in Köln stattfindende Counterstrike-Großturnier ESL ein Begriff gewesen sein.
eSports = Glücksspiel?
Wie es mit dem DVision eSports Diner nun weitergehen wird, ist unklar: Um in ihren Räumlichkeiten doch noch die Chance zu erhalten, alkoholhaltige Getränke anbieten zu dürfen, sollen die Wirte eine neue Genehmigung beim zuständigen Bauamt beantragen. Ein langwieriger Prozess mit ungewissem Ausgang.
Dass sich etablierte Strukturen im Umgang mit Digitalisierung, neuen Medien und auch eSports oft nicht leichttun, ist bekannt.
Dadurch, dass die Verantwortlichen Gaming-PCs als Glücksspielgeräte klassifizieren, erklären sie eSports ebenfalls zum Glücksspiel. Ob dies in Zeiten offizieller eSports-Ligen und international anerkannter, hochdotierter Turniere angemessen ist, bleibt fraglich.