Schwarzer Donnerstag: Glücksspiel-Branche erlebt Personalbeben
Die internationale Glücksspiel-Branche hat am Donnerstag einige der aufsehenerregendsten personellen Veränderungen der letzten Jahre erlebt.
Sowohl der britische Traditionsbuchmacher William Hill als auch der maltesische Gaming-Zulieferer Gaming Innovation Group (GiG) und der österreichische Spielautomatenbetreiber Novomatic kündigten Personalwechsel in ihren Führungsetagen an.
Ein interessanter Zeitpunkt für Veränderungen
Dass die Unternehmen gerade zu diesem Zeitpunkt wichtige Personalentscheidungen treffen, ist vermutlich kein Zufall. William Hill veröffentlichte erst vor einem Monat seine Geschäftszahlen für das 1. Halbjahr 2019, die unterm Strich enttäuschten.
Novomatic publizierte seinen Finanzbericht für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres in dieser Woche. Auch die Österreicher verzeichneten Verluste in wichtigen Kernmärkten.
GiG war ebenso von einem Umsatzrückgang betroffen. Der Technik-Zulieferer nahm im 2. Quartal 2019 ganze 16 % weniger ein als im Vorjahresvergleichszeitraum.
Philip Bowcock verlässt CEO-Posten bei William Hill
Nach einem wirtschaftlich schwierigen Jahr mit einschneidenden Umstrukturierungen verlässt William Hill-CEO Philip Bowcok seinen Posten. Bowcock kam als Chief Financial Officer in das Unternehmen und wurde vor zwei Jahren auf den Chefposten berufen.
William Hill musste in den letzten Monaten herbe Verluste hinnehmen. (Quelle: Pixabay)
In seiner Funktion musste Bowcock vor allem den Online-Sektor des Buchmachers innovieren, der mit starken Umsatzverlusten zu kämpfen hatte (Link auf Englisch).
Außerdem überwachte Bowcock die Expansion in den US-Sportwettenmarkt. Im Zuge der Legalisierung von Sportwetten in zahlreichen US-Bundesstaaten investierte William Hill große Summen, um seine Wettangebote in Übersee positionieren zu können.
Das teure Investment senkte die Umsätze von William Hill im 1. Halbjahr 2019 deutlich, wirkte sich aber weniger negativ aus als die Minimierung der Maximaleinsätze an „Fixed-odds Betting Terminals“. Insgesamt summierte sich der Verlust zwischen dem 1. Halbjahr 2018 und dem 1. Halbjahr 2019 auf 47 %. Die Aktiendividende des Unternehmens sank um 38 %.
Bowcock, der noch bis zum 31. Dezember 2019 in beratender Funktion für William Hill tätig bleiben wird, wird in seinem Amt von Ulrik Bengtsson beerbt. Der Ehemalige Präsident und CEO des Glücksspiel-Konzerns Betsson wurde erst kürzlich zum Chief Digital Officer bei William Hill ernannt und soll das digitale Geschäft zukunftsfähig gestalten.
GiG handelt nach Verlusten
Ausbleibende Gewinne könnten auch bei GiG Grund für einen Wechsel an der Spitze gewesen sein. Der Technik-Zulieferer hat Richard Brown auf die CEO-Position berufen, der Robin Reed in seiner Funktion ablösen wird.
GiG generierte im 2. Quartal 2019 Verluste in Höhe von 9 Millionen Euro und nahm 16 % weniger ein. Der Vorstand unter Leitung von Petter Nylander zog infolge der Geschäftszahlen die Reißleine. Das Unternehmen, so der Vorstandsvorsitzende, komme in eine neue Phase und müsse für die Zukunft umbauen:
„Robin hat entscheidend zum Aufbau eines einzigartigen globalen Technologieanbieters beigetragen, und wir alle sind ihm aufrichtig dafür dankbar. Das Unternehmen tritt jetzt jedoch mit unterschiedlichen Herausforderungen und Chancen in die nächste Phase seiner Entwicklung ein und der Vorstand ist zu dem Schluss gekommen, dass die GiG daher auch eine andere Führung benötigt.“
Novomatic besetzt mehrere Stellen neu
Eine neue Rollenverteilung wird auch Novomatic vornehmen. Der österreichische Glücksspiel-Riese, der kürzlich im Rahmen der sogenannten „Ibiza-Affäre“ in die Schlagzeilen geriet, plant gleich mehrere hochkarätige Stellen neu zu besetzen.
Laut Pressemitteilung soll Technologie-Vorstand Thomas Graf ab sofort die Rolle des CEOs der Greentube-Gruppe übernehmen und damit die wichtige Online-Gaming-Sparte des Unternehmens koordinieren. Gleichzeitig scheidet Peter Stein aus dem Finanzvorstand des Konzerns aus. In dieser Funktion folgt ihm Johannes Gratzl.
Christian Widham, der als Vorstand für Beteiligungen tätig war, wird sein Mandat niederlegen, jedoch weiterhin in beratender Funktion tätig sein.
Ähnlich wie William Hill und die GiG hatte Novomatic im letzten Halbjahr mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Diese waren Resultat negativer Entwicklungen in Kernmärkten wie Deutschland und Italien.
Dass alle drei Glücksspiel-Firmen mit solch drastischen Veränderungen reagieren, könnte ein Zeichen dafür sein, dass alte Rezepte nicht länger ausreichen, um auf dem umkämpften Markt bestehen zu können.