Gaming in Germany Conference: Aktualisierung der Vorschriften und Politikgrundsätze zum Glücksspiel in Deutschland
Die Gaming in Germany Conference [Seite auf Englisch] hat am Mittwoch das Online-Event „Aktualisierung der Vorschriften und Politikgrundsätze“ veranstaltet. Führende Experten äußerten sich zu den neusten Nachrichten zum Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) 2021. Die News-Redaktion von CasinoOnline.de verfolgte die Veranstaltung.
Durch das Event führte Willem van Oort, der Organisator der Gaming in Germany-Events. Der geschäftsführender Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Tilman Becker, Dr. Jörg Hofmann, Leiter der Gaming & Betting Law Practice Group bei Melchers Rechtsanwälte sowie Mauro De Fabritiis, der Gründer des Consulting-Unternehmens MDF Partners, äußerten sich zu den aktuellen Vorgaben des GlüStV.
Die Themen der Online-Konferenz
Zu den zentralen Themen der Online-Veranstaltung gehörten der aktuelle Stand des GlüStV 2021 und die politischen Perspektiven. Zudem wurde die Einrichtung der Aufsichtsbehörde diskutiert.
Weitere Diskussionspunkte umfassten die Maßnahmen zum Spielerschutz, die politischen Grundsätze sowie die geplante Besteuerung des Glücksspiels im Hinblick auf die Marktfähigkeit der regulierten Glücksspielbetreiber.
Die aktuelle politische Situation
Dr. Hofmann gab einen Überblick über die aktuelle Situation zum Glücksspiel in Deutschland. So gab er an, dass der GlüStV 2021 in Kraft treten werde, da am Mittwoch auch Sachsen-Anhalt als vorletztes Bundesland seine Zustimmung gegeben habe. Dies sei von großer Bedeutung, so Dr. Hoffmann, da Sachsen-Anhalt der Sitz der Regulierungsbehörde sein werde.
Die derzeitige Übergangsphase werde zwar Ende Juni auslaufen, soll aber verlängert werden, bis die ersten Lizenzen ausgestellt werden. Ab dem 1. Juli werde zudem die neue Regelung hinsichtlich der Besteuerung in Kraft treten, die bei 5,3 % der Spielereinsätze liegen werde.
Derzeit beliefen sich die Steuern bei Sportwetten auf 5 % der Einsätze, erklärte Dr. Hofmann. Casinospiele würden momentan noch mit 19 % des Umsatzes besteuert. Künftig sollen Casinospiele, Sportwetten und Online-Poker einheitlich mit 5,3 % der Einsätze besteuert werden. Umsatzsteuern müssten dann nicht mehr extra gezahlt werden.
Die Stärken und Schwächen des GlüStV 2021
Prof. Tilman Becker äußerte sich zu den Stärken und Schwachpunkten der neuen Glücksspielgesetzgebung. Die Installierung der Glücksspielbehörde sei bereits ein sehr bedeutender Schritt.
Seit zehn Jahren fordern wir bereits nach einer derartigen Institution und wir freuen uns darüber, dass wir schließlich mit unserem Vorschlag Erfolg hatten.
Allerdings werde die Behörde ihre Tätigkeit frühestens Anfang 2023 aufnehmen. Das bedeute, dass die Vorgaben nicht ausreichend kontrolliert werden könnten, was Anbietern nütze, die die Regeln nicht einhielten.
Die Gesetzgebung konzentriere sich stark auf den Spielerschutz. Deshalb seien zahlreiche Elemente eingebaut worden, die diesen Schutz gewährleisten sollen. Doch der Aufwand, alle Glücksspiel-Plattformen diesbezüglich zu kontrollieren, sei sehr hoch.
Ich mag zu skeptisch sein, aber wir müssen uns vergegenwärtigen, wie die technischen Voraussetzungen aussehen. Alle Spieler und alle Plattformen müssen in Echtzeit mit der Datenbank verbunden sein. Diese wird nicht von Google oder Amazon betrieben, sondern von der Glücksspielbehörde. Und gemessen an meiner Erfahrung, zum Beispiel mit den Datenbanken in der Corona-Pandemie, die von der Regierung betrieben werden, bin ich sehr, sehr skeptisch, ob diese Voraussetzungen zeitnah gegeben sein werden.
Der deutsche Glücksspielstaatsvertrag im europäischen Vergleich
Im Vergleich zu anderen Regulatoren in Europa bringe der deutsche Glücksspielstaatsvertrag einige Innovationen mit, erklärte De Fabritiis, zum Beispiel die automatisierte Erkennung problematischen Spielverhaltens und den Panik-Button.
Die hohe Besteuerung nimmt dem deutschen Markt seine Attraktivität. (Bild: Mauro De Fabritiis, casinoonline.de)
In Bezug auf die Besteuerung sagte De Fabritiis, dass die Abgaben im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland viel höher lägen und bis zu 80 % des Bruttospielertrags betragen könnten.
Je niedriger die Besteuerung, desto besser gelingt die Kanalisierung. (Bild: Mauro De Fabritiis, casinoonline.de)
Dies mache sich in der Auszahlungsquote bemerkbar. De Fabritiis sagte, dass eine höhere Besteuerung zu geringerer Kanalisierung führen könne.
Die Vorgaben in Bezug auf den Spielerschutz seien im GlüStV sehr gut durchdacht. Allerdings gebe es einige Punkte, die verbessert werden könnten, um die Angebote für den Spieler attraktiver zu gestalten. De Fabritiis erwähnte an dieser Stelle das Fehlen der Tischspiele. Am Ende seien es schließlich die Kunden, die sich zwischen den Angeboten entscheiden würden.
Was das Potenzial des deutschen Glücksspielmarktes betreffe, so werde sich dies in den kommenden Jahren zeigen. Deutschland sei nach Großbritannien und Italien einer der interessantesten Märkte in Europa für Online-Glücksspiel-Anbieter.
Wird sich das regulierte Glücksspiel gegen den Schwarzmarkt durchsetzen?
Prof. Becker erklärte, je höher die Besteuerung und je restriktiver die Vorgaben seien, desto höher sei das Gewicht der illegalen Anbieter. Allerdings erwarte er Maßnahmen wie das Blockieren finanzieller Transaktionen und Webseiten. Dies werde jedoch schrittweise durchgeführt.
Der Erfolg des regulierten Marktes hänge unter anderem auch davon ab, ob ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Besteuerung, Spielangebot, Spielerschutz und Vorgaben bestehe, erklärte De Fabritiis.
De Fabritiis sagte weiter:
Wie schon gesagt, trifft der Spieler die letzte Entscheidung. Wir dürfen nicht vergessen, dass Tausende nicht-regulierte Betreiber nur einen Klick entfernt sind. Web-Sperren oder das Blockieren finanzieller Transaktionen sind nicht sehr effizient. Sobald ein Anbieter gesperrt wird, tritt ein anderer an seine Stelle. Der einzige Weg, sich gegen den Schwarzmarkt zu behaupten, ist die Gewährleistung, dass dem Spieler der Zugang zu allen Angeboten ermöglicht wird.
Dr. Hofman ergänzte, es sei blauäugig zu denken, dass der Schwarzmarkt vollständig verbannt werden könne. Nur eine ausgewogene Regulierung des Glücksspiels könne zum Erfolg führen. Derzeitig sei der regulierte Markt in Deutschland zu restriktiv, so dass eine erfolgreiche Kanalisierung nicht möglich sein werde.