Aus nach 6 Monaten? Verkaufsgerüchte um neues Mega-Casino in Atlantic City
Das Ocean Resort Casino sollte zum wirtschaftlichen Comeback von Atlantic City beitragen und das angestaubte Image der Stadt aufpolieren. Doch nun mehren sich Anzeichen, dass das 2,4 Milliarden Dollar-Projekt des Unternehmers Bruce Deifik nicht mal das erste Jahr übersteht.
Ocean Resort Casino: Think big!
Der Geschäftsführer des hinter dem Komplex stehenden Investoren-Konsortiums AC Ocean Walk-Group, Bruce Deifik, hatte das ehemalige Revel Casino Hotel im Januar 2018 für 229 Millionen Dollar übernommen und bereits Ende Juni eröffnet.
Eröffnete Restaurant in Ocean Resort Casino: Schauspieler Mark Wahlberg (Quelle:flickr.com/Eva Rinaldi, licensed under CC BY-SA 2.0)
Dabei hatte er ganz auf „klotzen statt kleckern“ gesetzt:
Mit rund 1.400 Zimmern und Suiten und einer Vielzahl von Restaurants, Bars und Unterhaltungsangeboten sollte das Ocean, das das höchste Gebäude der Stadt darstellt, Atlantic City zu neuem Glanz verhelfen.
Spieler können sich seither an 2000 Automaten und über 100 Spieltischen vergnügen, gastronomisch fahren unter anderem Schauspieler Mark Wahlberg und sein Bruder Donnie mit ihren „Wahlburgers“ (Link auf Englisch) groß auf.
Bruce Deifik (64) hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einen Namen als umtriebiger Unternehmer in Las Vegas gemacht. Unter anderem gehört er zu den Investoren der Lucky Silver Casinos Golden Tiki, Silver Nugget sowie Lucky Club Casino und Hotel.
Zudem war er für die ebenfalls in Nevada ansässige Greenspun Corp. Mediengruppe tätig und Anteilseigner der vormals als World Series of Fighting bekannten MMA-Liga Professional Fighters League.
Nach eigenen Angaben investierte Deifik die ersten 10 Millionen in das Ocean-Projekt, ohne Atlantic City zuvor jemals besucht zu haben.
Nun mehren sich allerdings die Zeichen, dass sich die Anstrengungen von Bruce Deifik nicht ausreichend ausgezahlt haben könnten.
Schlechte Zahlen: Krise deutet sich schon länger an
Der Mega-Komplex, dessen Netto-Umsätze für das erste Steuerjahr noch kurz vor Eröffnung von den Verantwortlichen auf 384.6 Millionen Dollar geschätzt wurden, scheint nach nur sechs Monaten Betrieb bereits tief in der Krise zu stecken.
Bereits in November hatte die Veröffentlichung der Gewinnzahlen der neun Casinos von Atlantic City für das dritte Quartal 2018 nichts Gutes für das Ocean Resort Casino erahnen lassen.
Zwar trug der Vergnügungstempel maßgeblich zum Anstieg der Umsätze der Glücksspielindustrie der Stadt an der US-amerikanischen Ostküste bei, mit einem Reingewinn von nur 1,4 Millionen Dollar bildete das Mega-Unternehmen allerdings das Schlusslicht hinter deutlich kleineren Casino-Hotels.
Möglich ist also, dass sich Ocean-Hauptanteilseigner Deifik mit seinem Projekt finanziell vergaloppiert hat.
Finanzierung musste aufgestockt werden
Zwei Überbrückungskredite hatten den Kauf des bereits seit 2014 vakanten Komplexes erst ermöglicht:
Das höchste Gebäude der Stadt: Blick aus dem 47. Stockwerk des ehemaligen Revel (Quelle:Dough4872, public domain)
Deifik und seine Partner erhielten 122,5 Millionen Dollar von der Luxor Capital-Gruppe, einem in New York ansässigen Hedgefond und weitere 110 Millionen von der JPMorgan Chase Bank.
Letzterer Kredit wurde am 04. Juni, also kurz vor Eröffnung des Ocean, durch einen weiteren Kredit von JPMorgan in Höhe von 175 Millionen US-Dollar abgelöst. Laut Dokumenten der Glücksspielbehörde wurde dieses zweite Darlehen der Deifik Family Partnership gewährt.
Diese Partnerschaft, deren Geschäftsform am ehesten mit der einer deutschen Kommanditgesellschaft ohne Vollhafter zu vergleichen ist, läuft auf Bruce Deifik und seine Ehefrau Nancy, die damit die einzigen Bürgen für den aufgestockten Kredit darstellen.
Die mauen Zahlen des Ocean setzen Geschäftsführer Deifik somit direkt unter Druck.
Dementsprechend argumentiert auch Joseph Morrisey, der ehemalige Geschäftsführer des Ocean Resort Nachtklubs HQ2, der bereits im vergangenen Dezember Klage gegen Deifik einreichte.
Ehemaliger Geschäftspartner reicht Klage ein
Morrissey, der sich zuvor mit seinen Clubs einen Namen in New York gemacht hatte, wirft Deifik vor, ihn gefeuert zu haben, um ihm die ihm zustehenden Anteile am Club vorzuenthalten.
Diese Anteile seien Teil seines Management-Vertrages und Konsequenz seiner Beteiligung bei der Unterstützung der Finanzierung des Mammut-Projektes gewesen.
Laut Klageschrift seien die Ansprüche Morrisseys nicht in die Verhandlungen über das Darlehen der JPMorgan Bank im Juni eingeflossen. Deifik habe ihn widerrechtlich gefeuert, um eigene Pläne zu verfolgen.
Morrisseys Eignerschaft soll, so der Vorwurf der Anwälte, dem bereits geplanten Verkauf des Casino-Komplexes im Wege gestanden haben:
Deifik ist derzeit auf der Suche nach einem Käufer für das Casino und versucht, jeden, der über Eigentumsanteile verfügt und den Verkauf vereiteln könnte, loszuwerden.
Neben mindestens 25 Millionen Dollar wegen Vertragsbruchs, Verleumdung und weiteren Anschuldigungen verlangt der ehemalige Clubbetreiber die gerichtliche Zusicherung der prioritären Behandlung seiner Ansprüche vor denen der JPMorgan Bank.
Weitere Millionen: Baufirmen fordern Außenstände ein
Doch nicht allein die Vorgänge um die Darlehen und den ehemaligen Geschäftspartner lassen den Verdacht zu, dass es um die Zukunft des Ocean Resort Casinos unter Bruce Deifik nicht allzu gutsteht.
Laut Aufzeichnungen des Atlantic County haben diverse Bauunternehmen, die im vergangenen Jahr an der Instandsetzung des ehemaligen Revel beteiligt waren, vor Gericht Ansprüche an Deifiks Ocean-Gruppe angemeldet:
Zwar seien mindestens vier Klagen abgewiesen worden, im Raum stünden aber noch Pfandrechte in Höhe von insgesamt 1,1 Millionen Dollar, es geht um angeblich unbezahlte Rechnungen für Lichtinstallationen und Bauarbeiten im Nachtklub des Resorts.
Große Versprechen: Wie viel steckt dahinter?
Vorgänger Revel hatte seinen Betrieb nach nur zweieinhalb Jahren einstellen müssen (Quelle:pixabay.com/BruceEmmerling)
Bei der Verkündung der Übernahme des Komplexes im Januar 2018 schien Deifik sich sicher, es besser machen zu können, als die Verantwortlichen des nach nur zweieinhalb Jahren geschlossenen Vorgängers Revel:
Das Unternehmen sei gescheitert, weil es zu einer Zeit eröffnete, in der sich Atlantic City in einer schweren wirtschaftlichen Phase befunden hätte, zudem habe es nicht über die Voraussetzungen verfügt, sich einen angemessenen Kundenstamm aufbauen zu können.
Unter seiner Führung, so Deifik damals, würde das Anwesen für eines der besten Hotel-Casinos, die es nur geben könne, stehen.
Heute, nur wenige Monate nach Eröffnung und vollmundigen Ankündigungen, gibt es Anlass zu der Vermutung, dass sich der Wind für Deifik in Atlantic City gedreht hat.
Er selbst dementiert die Verkaufsgerüchte, nennt Ex-Partner Morrissey „nicht glaubwürdig“ und hält sich ansonsten bedeckt.
Inwieweit der Traum vom schnellen Glück für Bruce Deifik in Atlantic City ausgeträumt ist oder ein Verkauf ihn möglicherweise doch als Gewinner aus dem Mega-Projekt herausgehen lässt, kann bislang nur vermutet werden.
Sicher ist aber, dass das Thema Ocean Resort Casino noch lange nicht abgeschlossen ist.