Macau: Analysten prognostizieren Rückgang von Casino-Umsätzen
Das US-amerikanische Bankhaus Morgan Stanley hat am Montag seine Prognosen für den macauischen Glücksspiel-Markt herunterkorrigiert.
Wie lokale Medien berichten, rechne die Investment-Bank für das Geschäftsjahr 2020 nicht länger mit einem Wachstum der Casino-Umsätze in Höhe von 8 %. Realistisch sei nach Ansicht der Fachleute allenfalls eine Umsatzsteigerung von 3 %.
Die Berichtigung der Zahlen folge den gesunkenen Erwartungen im Premium-Geschäftssegment, das Casino-Betreiber wie Wynn Macau und Sands China bedienen. Überdies könnten die Einkünfte aus dem Massen-Tourismus geringer ausfallen, als bislang erwartet.
Macau als Druckmittel im Handelskrieg zwischen China und den USA
Als internationale Glücksspiel-Metropole ist die chinesische Enklave Macau nicht nur regional auf stabile wirtschaftliche Verhältnisse angewiesen, sondern lebt von den Investments US-amerikanischer Casino-Firmen wie Wynn Macau, MGM China und Sands China.
Nach der Rückgabe Macaus an China im Jahre 1999 erhielten sie Glücksspiellizenzen, die im Jahre 2022 ablaufen werden. Obgleich bereits im Jahre 2018 über eine Verlängerung der Lizenzen entschieden werden sollte, verzögert der anhaltende Handelskrieg zwischen China und den USA die Verlängerung der Genehmigungen.
Experten gehen davon aus, dass China die Lizenzvergabe als Druckmittel gegen die Wirtschaftspolitik Donald Trumps nutzen könnte (Link auf Englisch). Bekanntermaßen pflegt der US-Präsident als ehemaliger Casino-Unternehmer enge Verbindungen zu Casino-Tycoons wie Sheldon Adelson. Der Investor, der 2004 das Macau Sands eröffnete, unterstützte Trump sogar bei dessen Wahlkampf.
Auch das laufende Geschäftsjahr enttäuscht
Morgan Stanley berichtigte nicht nur die Aussichten für das Jahr 2020, sondern widerrief seine Einschätzungen für das laufende Geschäftsjahr 2019. Während das Finanzinstitut noch vor Monaten von einem Negativwachstum der Casino-Umsätze in Höhe von -1 % ausging, visieren die Analysten nun einen Umsatzrückgang von -3 % an.
Die mageren Einkünfte basierten vor allem auf den korrigierten Vorhersagen für November und Dezember 2019. In ihrem Report führen Praveen Choudhary und Thomas Allen dazu aus:
„Trotz unserer Erwartung eines vierprozentigen GGR-Wachstums [einem Wachstum der Bruttoglücksspieleinnahmen. Anm. der Redaktion] für September (…) erwarten wir im November/Dezember ein negatives GGR-Wachstum. Viele makroökonomische Indikatoren deuten auf eine Erholung der VIP-Märkte bis zum Dezember hin, jedoch haben sich die VIP-Einnahmen in den letzten drei Monaten weiter verschlechtert. Ein noch größeres Problem ist der Massenumsatz, der zwar robust geblieben ist (mehr als 10 Prozent [Wachstum] gegenüber dem Vorjahr in den ersten acht Monaten), sich jedoch im vierten Quartal 2019 verlangsamen und einstellige Zahlen erreichen könnte.“
Mit prozentualen Einbußen von 17 % im Vergleich zum Jahr 2018, drückte vor allem das Fernbleiben der VIP-Spieler auf die Umsätze der Casinos. Die fallenden Einnahmen aus dem Massengeschäft hingen derweil mit der verspäteten Eröffnung neuer Hotelkomplexe zusammen. Der Zuwachs an Hotelzimmern sei zuletzt von 6,1 % (Stand Mitte 2018) auf 0.8 % (Stand Mitte Juli 2018) zurückgegangen.
Die gesamte Wirtschaft leidet
Die Wirtschaft Macaus könnte sich nach Ende des Handelskrieges zwischen China und den USA erholen. (Quelle: Pixabay)
Schlecht scheint es derzeit allerdings nicht nur der Casino-Industrie Macaus zu gehen. Erst vorgestern veröffentlichte das Institut für Wirtschaft und Macau-Studien der Universität von Macau seine makroökonomische Prognose für den Zeitraum 2019-2020.
Die Wissenschaftler rechnen bis Ende 2019 mit einem 0,8 % niedrigerem Bruttoinlandsprodukt als im Vorjahr. Beunruhigend ist auch der Trend: Mit einem prognostizierten Minus in Höhe von 0,9 % könnte das Bruttoinlandsprodukt im Jahre 2020 noch niedriger ausfallen.
Für die düsteren Aussichten seien insbesondere fallende Warenexporte und ein verlangsamtes Wachstum im Konsum- und Investment-Sektor verantwortlich. Zudem gehen die Ökonomen davon aus, dass Macaus sinkende Dienstleistungs-Ex- und Importe in den nächsten Monaten für eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage sorgen könnten.
Sollten sich die USA und China auf eine gemeinsame Lösung ihrer wirtschaftlichen Differenzen einigen, könnte dieser Trend womöglich gestoppt werden.