Genting Berhad ersteigert Skandal-Jacht für 126 Mio. US-Dollar
Die Luxus-Jacht „Equanimity“ gilt als Sinnbild für einen der größten Finanzskandale der Welt, bei dem sich verschiedene Akteure massiv am malaysischen Staat bereicherten. Nun hat sich der Hotel- und Casinobetreiber Genting Berhad bei einer Auktion den Zuschlag auf die Super-Jacht gesichert, für knapp die Hälfte der Ursprungspreises im Jahr 2014.
Angebot für Premiumkunden
Der Käufer Genting Berhad gab in einem Statement an, sich mit dem Kauf der 91-Meter-Luxus-Jacht von seinen Mitbewerbern abheben und Premiumkunden mit einem einzigartigen Angebot versorgen zu wollen.
Genting Berhad ist Teil einer global operierenden Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Malaysia, in deren Besitz sich Casinos und Kreuzfahrtunternehmen befinden. Zudem betätigt sich der Konzern im Palmöl- und Immobiliengeschäft.
Der Gesamtwert der Anteile des börsennotierten Unternehmens lag im Jahr 2017 bei knapp 38 Milliarden US-Dollar. Unter anderem war die Genting-Gruppe in den Aufbau der Resorts World Manila und des MGM Mirage involviert.
Die 126 Millionen US-Dollar, die der Casinobetreiber bis Ende April für die Super-Jacht zahlen will, fließen direkt an den malaysischen Staat. Dieser hatte das Schiff gemeinsam mit dem FBI und der indonesischen Regierung im Februar 2018 beschlagnahmt.
Der Aufenthaltsort des ursprünglichen Besitzers ist indes unklar: Der als luxusliebender Lebemann bekannte Investor Jho Low (37) befindet sich seit 2015 auf der Flucht.
Justizbehörden verschiedener Länder ermitteln gegen ihn, unter anderem geht es um den Verdacht von Veruntreuung und Geldwäsche in Milliardenhöhe.
Auf Du und Du mit Leo und Paris
Jho Low investierte in das Filmprojekt The Wolf of Wall Street von Leonardo Dicaprio (Quelle:flickr.com/Picture Capital, licensed under CC BY 2.0)
Jho Low war in der Welt der Schönen und Reichen alles andere als ein Unbekannter:
Casino- und Clubbetreiber von New York und Las Vegas bis St. Tropez ließen den als äußerst spendabel geltenden Malaysier einfliegen, er umgab sich mit Prominenten wie Paris Hilton und Miranda Kerr.
Angeblich floss an solchen Abenden auch manchmal Champagner im Wert von Millionen.
Die Sammlung des Kunstliebhabers soll rund eine halbe Milliarde US-Dollar wert gewesen sein und umfasste unter anderem Werke von van Gogh und Monet.
Einen Picasso bekam er von Schauspieler Leonardo di Caprio geschenkt. Dessen Film „Wolf of Wall Street“ hatte Jho Low maßgeblich finanziert.
Reich, aber nicht superreich
Wie genau Jho Low seinen aufwendigen Lebensstil, der auch die Anschaffung der nun versteigerten Jacht für 250 Millionen US-Dollar im Jahr 2014 umfasste, finanzierte, blieb lange im Dunkeln.
Zwar gehörte der Spross einer Millionärsfamilie schon immer zur malaysischen Oberschicht, der kleinen Elite der superreichen 0,1 Prozent der Weltbevölkerung hatte er aber nie angehört.
Im Jahr 2015 platzte die Bombe: Jho Low, der seit 2009 als Berater des malaysischen Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad (1MDB) tätig gewesen war, soll als Drahtzieher eines Netzwerkes agiert haben, das den Fond systematisch ausgenommen hatte.
Schätzungen beziffern den Schaden auf bis zu zehn Milliarden US-Dollar.
Banker und Politiker
Als Akteure gelten neben Jho Low auch hochrangige Manager des in die Arbeit des Fonds involvierten US-Bankhauses Goldman Sachs.
Dessen ehemaliger Südostasien-Chef bekannte sich im vergangenen Jahr vor einem amerikanischen Gericht des Betrugs sowie der Veruntreuung, Bestechung und Geldwäsche schuldig.
426 Uhren aus dem Luxussegment
Ex-Premier Najib Razak (Quelle:Malaysian Government, licensed under CC BY-SA 3.0)
Ebenfalls 2018 holte der 1MDB-Skandal auch den damaligen Ministerpräsidenten Malaysias, Najib Razak, ein:
Bei einer Razzia fanden Ermittler im Haus des Politikers neben über 400 Luxus-Uhren u.a. der Marken Chopard und Rolex und mehr als 560 Edel-Handtaschen umgerechnet knapp 25 Millionen Euro in bar.
Die Regierung überlebte den Skandal nicht, Razak steht derzeit unter anderem wegen Amtsmissbrauch und Geldwäsche vor Gericht.
Er bestreitet jede Verbindung zu den Vorgängen um 1MDB.
„Catch him if you can“
Glaubt man Medienberichten (Link auf Englisch), hält sich der mutmaßliche Drahtzieher des Betrugs, Jho Low, in China auf.
Angeblich gibt es Auslieferungsverhandlungen zwischen Peking und Kuala Lumpur, doch bislang soll der Gesuchte von China protegiert werden. Die möglichen Gründe hierfür liegen im Nebel vorangegangener geschäftlicher Beziehungen.
Folgt man Zeugenaussagen, scheint der Verlust der „Equanimity“ den Gesuchten durchaus getroffen zu haben:
Bei der letzten bestätigten Sichtung im Juli 2018 soll Jho Low versucht haben, im Royal Hong Kong Jacht Club eine neue Jacht anzumelden. Es soll sich um ein kleineres Modell handeln.