Chaos um GameStop-Aktie an der Wall Street
Eine Gruppe Aktionäre hat sich zusammengetan und in die Anteile des schwächelnden US-Unternehmens GameStop investiert. Dabei sei es jedoch nicht nur um das Erzielen von Gewinnen gegangen. Die Aktion stellte auch einen Angriff auf die mächtigen Handelsplattformen Robinhood und Hedgefonds-Anbieter wie Melvin Capital dar. Dies berichtete der Spiegel am Freitag.
Der Fonds hatte zuvor mit Short-Positionen darauf gesetzt, dass die Gaming-Handelskette bankrottgehen werde. Daraufhin rief die Anleger-Community WallStreetBets eine Gegenaktion ins Leben und forderte die Mitglieder dazu auf, Aktien oder Optionen von GameStop im großen Stil zu erwerben.
Höhenflug der GameStop-Aktie
Durch die massiven Käufe stiegen die GameStop-Anteile innerhalb kurzer Zeit rapide an. Dies aber hatte zur Folge, dass Online-Broker Robinhood und Melvin Capital massive Verluste generierten.
GameStop-Gründer überrascht
Der Gründer der in den 80er Jahren gegründeten Handelskette Gary Kusin äußert sich überrascht darüber, dass ausgerechnet sein Unternehmen zur Zielscheibe von Hedgefonds und Tradern geworden sei. Dies sei schon „eine gewisse Ehre“, erklärt Kusin, der die Vorgänge beobachtet.
Die Aktion von WallStreetBets machte sich schnell an den Aktienkursen bemerkbar. Wurden die GameStop-Anteile am 12. Januar noch mit 20 USD gehandelt, lag der Wert am 15. des Monats bereits bei 80 USD und erreichte sogar einen Höchststand von 469,42 USD, was einem Plus von 2.352 % entsprach.
Die Aktion von WallStreetBets brachte den Anlegern nicht nur erhebliche Gewinne in innerhalb weniger Tage. Sie erreichte zudem, dass der Hedgefonds-Anbieter in die Knie gezwungen wurde und von anderen Hedgefonds mit einem Hilfspaket von 2,75 Mrd. USD gerettet werden musste.
Handel mit GameStop-Aktie plötzlich eingeschränkt
Nach dem rapiden Anstieg der GameStop-Aktie hat Robinhood Markets Inc. am Freitag kurzerhand die Anzahl der Anteile, die jeder Investor an bestimmten Firmen halten darf, von 50 auf 8 reduziert.
Betroffen waren Anteile der Unternehmen GameStop Corp., AMC Entertainment Holdings Inc., BlackBerry Ltd., Express Inc., Genius Brands International Inc., Koss Corp., Naked Brand Group Ltd. und Nokia Oyj.
Das Unternehmen begründete diesen Schritt mit einer „anhaltenden Marktvolatilität“ und dem „Schutz der Anleger“.
Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung der Börse München, erklärt dem Focus gegenüber, dass die Einschränkungen eher eine Maßnahme gegen die Überlastung der Systeme der Online-Broker gewesen sei und es weniger um den Anlegerschutz gegangen sei.
Betz argumentiert, dass die jüngsten Ereignisse ein Systemrisiko mit sich brächten und erinnert an die Krise des Hedgefonds Long Term Capital Management, der im Jahre 1998 kurz vor dem Kollaps gestanden und sogar das Bankensystem gefährdet habe.
Betz kommentiert:
Damals griff auf Veranlassung der Fed ein Bankenkonsortium dem Hedgefonds unter die Arme, um Schlimmeres zu verhüten. Es gilt also, die derzeitig ablaufenden Aktionen genau zu beobachten.
Hype um GameStop im Visier der Justiz
Im Fall der Ereignisse an der Wall Street um die Spekulationen mit der GameStop-Aktie haben sich nun auch die Justizbehörden eingeschaltet. So habe laut Heise die texanische Generalstaatsanwaltschaft von Robinhood und weiteren Online-Brokern Informationen zu den Beschränkungen des Handels mit den GameStop-Aktien angefordert.
Anscheinend hätten sich die Hedgefonds mit Web-Servern und Trading-Plattformen abgesprochen, um angesichts der hohen Verluste Bedrohungen ihrer Dominanz auf dem Finanzmarkt abzuwenden.
Die Einschränkung des Zugangs zum freien Markt sei aber nicht statthaft. Das „stinkt nach Korruption“, heißt es seitens der Staatsanwaltschaft, denn Kleinanleger würden durch dieses Vorgehen ausgebremst. Dieser Vorwurf werde zwar von Robinhood dementiert, dennoch sei die Entrüstung seitens der Anleger groß.
Auch die Politik in Europa soll sich mittlerweile eingeschaltet haben. So soll die Fraktion der Grünen in Deutschland eine Überprüfung der Regelungen für den Aktienhandel in Europa gefordert haben.
Der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold erklärt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) gegenüber:
Wir sollten nicht abwarten, bis es ähnliche Probleme auch in der EU gibt.
Die nach der Finanzkrise eingeführten Leerverkäufe könnten die Marktintegrität nicht wirksam gewährleisten. Daher müsse die Europäische Aufsichtsbehörde die Ereignisse auf dem US-amerikanischen Finanzmarkt bewerten, um ähnliche Phänomene auf dem europäischen Markt zu verhindern.