Montag, 25. November 2024

Frauenfußball-WM: Favoritensiege und Trump-Protest

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Seit einer Woche findet in Frankreich die Fußballweltmeisterschaft der Frauen statt. Neben Favoritensiegen von Frankreich, den USA und Deutschland spielt auch die Weltpolitik eine Rolle bei dieser WM.

Protest gegen Trumps Politik

Auslöserin war die US-Spielerin Megan Rapinoe. Aus Protest gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump blieb die 33-Jährige beim Abspielen der Nationalhymne stumm, während ihre Teamkameradinnen die Hymne mitsangen. Außerdem wolle sie darauf verzichten, während der Nationalhymne die Hand aufs Herz zu legen.

Nach eigener Aussage möchte Megan Rapinoe gegen die Minderheitenpolitik der aktuellen Regierung protestieren. Als Erklärung sagte sie dem Onlineportal Yahoo Sports:

Ich werde wohl nie wieder meine Hand aufs Herz legen. Ich werde wohl auch nicht wieder die Nationalhymne singen. Das ist so eine Art ‘F you‘ gegen jede Form von Ungleichheit und negativer Einstellung, die die Trump-Regierung gegen Leute haben könnte, die nicht genau wie er aussehen.

Doch die US-Damen machen nicht nur abseits des Spiels von sich reden. Die Gewinnerinnen der letzten WM und erneute Mitfavoritinnen starteten äußerst erfolgreich in das Projekt Titelverteidigung, denn am Dienstag feierten sie bei ihrem Spiel gegen Thailand einen Rekordsieg.

Mit einem 13:0 gegen die völlig überforderten Asiaten brachen die US-Frauen zugleich den Tor-Rekord bei einer Weltmeisterschaft. Diesen Titel hielten bisher die Deutschen, als die späteren Weltmeisterinnen bei der WM 2007 gegen Argentinien einen 11:0-Kantersieg gefeiert hatten.

Bei den Wettbüros liegen die Titelverteidigerinnen und die Gastgeberinnen fast gleichauf an der Spitze. Mit Wettquoten von 1:3,2 (USA), beziehungsweise 1:3,8 (Frankreich) führen beide Mannschaften das Ranking mit einigem Abstand an.

Mit einer Quote von 1:7,5 folgen auf Platz 3 die deutschen Frauen, dicht gefolgt von den Engländerinnen (1:8,0). Nach zwei Auftaktsiegen liegen die Deutschen dafür mit 1:1,01 bei den Quoten auf einen Gruppensieg vorn.

Doch auch Mitfavoriten wie Frankreich und England gaben sich bisher keine Blöße. Während Gastgeber Frankreich die Tabelle in seiner Gruppe nach zwei Siegen souverän anführt, haben die Engländerinnen nach ihrem Auftaktsieg heute Abend die Chance, gegen die Erzrivalinnen aus Argentinien den Einzug ins Achtelfinale so gut wie perfekt zu machen.

Deutschland schon weiter

Dzsenifer Marozsán Fußball

Dzsenifer Marozsán (Bild: Facebook/Dzsenifer Marozsán)

Feierten durften auch die deutschen Frauen. Nach ihren zwei Siegen kann die Nationalmannschaft bereits fest für das Achtelfinale planen. Dabei sammelte das Team um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg die Punkte mit maximaler Effizienz, denn es gewann gegen China und Spanien jeweils mit 1:0.

Die sichere Qualifizierung für die nächste Runde nimmt im letzten, nun bedeutungslosen Spiel gegen Südafrika den Druck von der Mannschaft. Trotz des Ausfalls von Leistungsträgerin Dzsenifer Marozsán, die sich im Auftaktmatch gegen China einen Zehenbruch zugezogen hat, kann die Bundestrainerin deshalb relativ entspannt auf das abschließende Match am kommenden Montag blicken.

Zudem besteht Hoffnung, dass Dzsenifer Marozsán bis zur K.O.-Runde wieder fit ist. Nicht nur für die Spielstärke im deutschen Team wäre ihr Einsatz wünschenswert; auch die Spielerin selbst hegt große Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden bei der WM.

Der Grund dafür liegt auch im Austragungsort der Halbfinal- und Finalspiele: Diese finden in Lyon statt, wo die 27-Jährige seit 2016 für das Weltklasseteam von Olympique Lyon aufläuft. Mit der Mannschaft gewann sie dreimal in Folge die französische Meisterschaft und wurde ebenso oft als beste Spielerin der Liga ausgezeichnet. Es wäre deshalb ihr Traum, im „eigenen Stadion“ für Deutschland antreten zu können.

Zu ihrer Rolle in Frankreich sagte die Spielerin vor Beginn der WM:

Mein Bekanntheitsgrad hier ist schon wesentlich höher als in Deutschland. Das macht mich schon stolz.

Der Weltmeistertitel fehlt der Mittelfeldspielerin noch in ihrer beeindruckenden Trophäensammlung. Neben den französischen Meisterschaften gewann sie bereits viermal die Champions League und wurde mit dem DFB-Team 2013 Europameister.

Der bisherige Höhepunkt ihrer Nationalmannschaftskarriere erfolgte 2016, als die Elf nach einem 2:1 im Finale gegen Schweden in Rio de Janeiro Olympiasieger wurde. Dzsenifer Marozsán erzielte damals das wichtige 1:0.

Zuerst einmal muss die deutsche Nationalmannschaft jedoch das Achtelfinale unbeschadet überstehen. Die Partie wird voraussichtlich ab 22. Juni 2019 ausgetragen. Sollte sich Deutschland als Gruppenerster qualifizieren, würde dort ein vermeintlich leichterer Gegner warten, denn dann ginge es gegen einen der Drittplatzierten aus den anderen Gruppen.