Anhörung wegen versuchten Mordes: Frau steuerte Wohnmobil in US-Casino
Gestern fand eine erste Anhörung im Fall einer 50-jährigen US-Amerikanerin vor dem North Las Vegas Justice Court statt. Nachdem sie am vergangenen Freitag eines Casino verwiesen worden war, hatte sie ihr Wohnmobil vorsätzlich in das Casinogebäude gesteuert und dabei einen Angestellten schwer verletzt. Die Angeklagte wird sich wegen schwerer Körperverletzung und versuchten Mordes verantworten müssen, bei Verurteilung drohen ihr bis zu 40 Jahre Haft.
Angriff auf Kamera festgehalten
In den frühen Morgenstunden des vergangenen Freitags steuerte die 50-jährige Jennifer S. ihr Wohnmobil frontal in den nordöstlichen Eingang des Cannery Casinos in North Las Vegas. Wie Aufnahmen der Überwachungskameras belegen, durchschlug sie dabei eine Glasfront.
North Las Vegas ist eine eigenständige Stadt der Metropolregion Las Vegas. Die nördlich an die Spielermetropole Las Vegas anschließende Stadt ist die viertgrößte des Bundesstaates Nevada/USA. Derzeit leben rund 250.000 Menschen in North Las Vegas, die Stadt gehört zu einer der am schnellsten wachsenden der USA.
Ein Casinoangestellter, der gerade mit Reinigungsaufgaben beschäftigt war, wurde bei dem Angriff zwischen Wagen und einer weiteren Glasscheibe eingeklemmt und versuchte zu flüchten. Rund zehn Sekunden nach der ersten Kollision machte der Wagen einen weiteren Satz von ungefähr drei Metern nach vorn und begrub den 66-Jährigen unter sich.
Der Mann wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Sein Zustand soll sich mittlerweile stabilisiert haben.
Sicherheitspersonal verhinderte Schlimmeres
Angaben des North Las Vegas Police Departments zufolge (Seite auf Englisch) sei es nur dem Sicherheitspersonal des Casinos zu verdanken, dass es nicht zu einer noch größeren Katastrophe gekommen sei. Ohne dessen geistesgegenwärtiges Eingreifen, hätte der Wagen vermutlich die Spieltische im Inneren des Casinos erreicht, so Sprecher Eric Leavitt:
Ohne das Sicherheitspersonal des Cannery und dessen Training gäbe es definitiv mehr Schaden und möglicherweise mehr Verletzungen. Nur ein bisschen weiter und es [das Wohnmobil, Anmerkung der Redaktion] wäre in die Tischspiele gefahren. Und sie gab immer weiter Gas.
Die Security-Leute hatten nach dem Aufprall hatten sofort reagiert, die Handbremse des Wohnmobils gezogen und die Frau aus dem Wagen gezerrt. Bis zum Eintreffen der Polizei sei die Frau auf dem Boden fixiert worden.
Eskalation nach Rauswurf
Vorausgegangen war der Attacke eine Auseinandersetzung zwischen Jennifer S. und dem Personal des Cannery Casinos. Ein Sprecher des Casinobetreibers Boyd Gaming erklärte, Jennifer S. habe vor dem Vorfall mehrere Stunden im Casino gespielt.
Die Frau steuerte ihr Wohnmobil frontal in das Cannery Casino in North Las Vegas (Quelle:North Las Vegas Police Department)
Im Laufe der Nacht habe sie aus unbekannten Gründen angefangen, störendes Verhalten an den Tag zu legen. Daraufhin hätten Angestellte sie gebeten, die Räumlichkeiten zu verlassen.
Anstatt der Bitte Folge zu leisten, sei die 50-Jährige ausfällig geworden. Erst mithilfe des Sicherheitspersonals und unter Androhung der Polizei sei die Frau der Aufforderung gefolgt.
Die Kameraaufnahmen zeigen, wie Jennifer S. den Parkplatz des Casinos mit ihrem grün-weißen Wohnmobil gegen kurz nach 5 Uhr am Freitagmorgen verlässt. Nur wenige Minuten später kehrt das Gefährt zurück und fährt ungebremst in den Eingang.
Was genau die 50-Jährige mit ihrer Tat bezwecken wollte, ist bislang unklar. Kurz nach ihrer Festnahme hatte Jennifer S. laut Polizeibericht behauptet, das Casino schulde ihr Geld und habe sie unrechtmäßig rausgeworfen.
Ein Wohnmobil als Waffe
Vor Gericht bestätigte Jennifer S. gestern lediglich, dass sie verstehe, welche Taten ihr zur Last gelegt würden. Richterin Kalani Hoo ordnete der Angeklagten einen Pflichtverteidiger zu. Das Verfahren soll am 13. November 2019 eröffnet werden. Dann muss sich Jennifer S. wegen versuchten Mordes und schwerer Körperverletzung mit einer gefährlichen Waffe verantworten. Das Wohnmobil wird hierbei als die Waffe der Angeklagten betrachtet.
Zurzeit befindet sich Jennifer S. in Untersuchungshaft im Las Vegas Detention Center. Gegen eine Kaution von 100.000 US-Dollar könnte sie bis zum Prozessbeginn auf freien Fuß kommen. Medienangaben zufolge sei jedoch nicht davon auszugehen, dass die Frau, deren Wohnsitz in den Akten als „wechselnd“ bezeichnet wird, diesen Betrag aufbringen könne.
Bei einer Verurteilung drohen Jennifer S. nach Recht des Bundesstaates Nevada für den Mordversuch bis zu 20 Jahre Haft. Aufgrund des Einsatzes einer gefährlichen Waffe könnten bis zu 20 weitere Jahre hinzukommen.