Flutter Entertainment dementiert Übernahmegerüchte
Der britische Glücksspielanbieter Flutter Entertainment verzeichnete in der vergangenen Woche einen massiven Anstieg des Aktienkurses, der Spekulationen über eine mögliche Übernahme des Unternehmens anheizte. Das Unternehmen selbst wies die Übernahmegerüchte zurück.
Kursschwankungen heizen Spekulationen an
Am Montag stieg der Kurs von Flutter Entertainment, ehemals Paddy Power, an der Londoner Börse um 20 Prozent an. Dies ist der höchste Kursanstieg des Unternehmens seit August 2015, als Paddy Power die Übernahme von Betfair angekündigt hatte.
Ein Anstieg der Aktien eines Glücksspielunternehmens ist üblich, wenn eine Übernahme angekündigt wird. Da sich der Aktienkurs von Flutter in letzter Zeit recht ruhig verhielt, verursachten die ungewöhnlichen Kursbewegungen Gerüchte über einen möglicherweise anstehenden Deal.
Erstmals scheinen derartige Spekulationen am Mittwochmorgen in der Alphaville-Kolumne der britischen Wirtschaftszeitung Financial Times [Seite auf Englisch] aufgetaucht zu sein.
Hier kommentierte der Redakteur Bryce Elder:
„Es gibt eine Reihe von Ideen, die diese Bewegung begründen, die Interessanteste von ihnen (unnötig, das zu sagen), ist die Spekulation über eine Übernahme/einen Going Private.“
Weiterhin betonte der Redakteur, dass in Verbindung mit diesen Vermutungen zwar kein Name bekannt sei, es sich aber um eine Übernahme unter Beteiligung von Private Equity handeln könnte. Dabei wird Eigenkapital eingesetzt, das private Kapitalgeber oder Kapitalbeteiligungsgesellschaften bereitstellen. Die jüngst angekündigte Übernahme von Merlin Entertainment lasse eine solche Vermutung zu.
Im Juni hatte der britische Freizeitpark-Betreiber Merlin bekanntgegeben, dass das Unternehmen, das neben den Legoland-Parks auch das Berliner Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds und den Heide Park Soltau besitzt, von den dänischen Lego-Erben übernommen werden soll. Die Familie von Lego-Gründer Ole Kirk Kristiansen soll zusammen mit zwei weiteren Investoren (WER) ein Übernahmeangebot in Höhe von 5,9 Millionen Pfund Sterling abgegeben haben, welches man laut Merlin für fair halte.
Steht tatsächlich eine neue Fusion britischer Casino-Riesen an?
In der Alphaville-Kolumne der Financial Times wurde ein Übernahme von Flutter Entertainment diskutiert. (Bild: Wikipedia)
Branchenkenner sehen die Idee einer Fusion von Flutter Entertainment mit einem anderen Glücksspielanbieter als durchaus möglich an. So haben Analysen der Deutschen Bank erst am vergangenen Dienstag festgestellt, dass es im britischen Glücksspielsektor durchaus Spielraum für eine weitere Konsolidierungswelle gäbe.
Untermauert wird diese Annahme in den Medien von den Übernahmegesprächen, die es zwischen dem Casino-Riesen Caesars Entertainment und dem britischen Buchmacher William Hill gegeben habe, bevor Caesars mit Eldorado fusionierte.
Flutter Entertainment selbst dementierte die Spekulationen und gab an, dass dem Unternehmen „kein wesentlicher Grund“ für den Anstieg der Aktien bekannt sei. Wie die irische Tageszeitung Irish Times betonte, gäbe es zudem keine weiteren Anhaltspunkte, die auf derzeit stattfindende Gespräche mit einem potenziellen Käufer hinwiesen.
Gegen eine anstehende Fusion spräche außerdem, dass Flutter Entertainment in den vergangenen Monaten verstärkt am Ausbau seiner Präsenz auf neuen Märkten arbeitete. So übernahm Flutter, damals noch Paddy Power, erst im Februar große Teile des größten, georgischen Online Glücksspielanbieters, Adjarabet.
Durch die 101 Millionen Pfund Sterling schwere Übernahme erlangte Paddy Power 51 Prozent des Glücksspielunternehmens Adjarabet, das rund 40 Prozent des Glücksspielmarktes in Georgien und 10 Prozent des Marktes in Armenien kontrolliert. Peter Jackson, Geschäftsführer von Flutter Entertainment, sagte damals:
„Diese Arrondierungsakquisition steht im Einklang mit unserer Strategie, einen Podiumsplatz auf den attraktiven Online Märkten einzunehmen. Adjarabets führende Markenpräsenz und ein starkes Management-Team haben es zur Nummer 1 auf dem schnell wachsenden, regulierten georgischen Online-Markt gemacht.“
Auch diese Erklärung weist klar daraufhin, dass der aktuelle Fokus des Glücksspielbetreibers nicht auf einer Fusion mit anderen britischen Unternehmen liegt. Abzuwarten bleibt allerdings, wie sich die derzeitigen Marktveränderungen in Großbritannien auf die Unternehmensstrategie auswirken. So kündigte William Hill gestern an, 700 Wettbüros zu schließen. Im Gegensatz zu GVC, William Hill und Betfred rechne Flutter Entertainment nach Angaben der britischen Tageszeitung The Guardian allerdings mit keinen Auswirkungen.
Ob sich die Spekulationen doch noch bewahrheiten sollten und neue Konsolidierungen auf dem britischen Glücksspielmarkt anstehen, wird sich zeigen.