Finnen misstrauen ihren Abgeordneten in Glücksspiel-Fragen
Die finnische Bevölkerung misstraut den eigenen Volksvertretern bei Fragen rund ums Glücksspiel. Einer neuen Umfrage zufolge glaubt eine Mehrheit der Finnen ihren Abgeordneten nicht, sobald es um das heikle Thema geht.
Geht es Abgeordneten um den eigenen Vorteil?
Bei der von dem Marktforschungsunternehmen Bilendi Oy ausgeführten Studie wurden im August repräsentativ ausgewählte 1.000 Finnen befragt. Dabei befürworteten 57,3 % der Befragten ganz oder teilweise die folgende Aussage:
Finnische Abgeordnete wollen Glücksspielregeln, die zuallererst ihnen selbst dienen.
Demnach zeichnet insbesondere ältere Menschen eine große Skepsis gegenüber ihren Abgeordneten aus, denn von ihnen stimmen knapp zwei Drittel der Aussage zu. Zum Vergleich: Bei den 18 bis 24-Jährigen sind es nur 44 %.
Kern der Kritik ist die Rolle des Glücksspielanbieters Veikkaus Oy [Seite auf Englisch], der in Finnland sehr umstritten ist. Das staatliche Unternehmen ist Monopolanbieter in dem Land, in dem Glücksspiel ansonsten verboten ist. Gleichzeitig ist Veikkaus eine wichtige Einnahmequelle für den Staat. So steuern die Umsatzabgaben jährlich über 1 Milliarde Euro zum Staatshaushalt bei, während dem Finanzamt weitere 200 Millionen Euro als Steuereinnahmen zufließen. Dieser Zwiespalt ist ein wichtiger Grund für die kritische Meinung der Bevölkerung über ihre Volksvertreter.
Da die den Staat vertretenden Abgeordneten sowohl das Glücksspiel regulieren sollen als auch am Wohlergehen des Staatsunternehmens Veikkaus interessiert sind, ergibt sich ein Interessenkonflikt, bei dem die Abgeordneten nach Ansicht eines Großteils der Befragten auf der Seite des Casino- und Lottokonzerns stehen.
Kritik an Veikkaus
Gleichzeitig werden die Bemühungen Veikkaus’ zum Schutz der Spieler kritisch hinterfragt. So finden nur 26,6 %, dass die Anstrengungen der Firma rund um den Spielerschutz ausreichen, während 44,4 % dem widersprechen. 40,1 % fordern, dass Finnland das Glücksspielmonopol aufgibt und stattdessen ein Lizenzsystem einführt, wobei sich 28,3 % dagegen wenden.
Dass es innerhalb der nächsten zehn Jahre soweit kommen wird und Finnland zur Vergabe von Lizenzen übergeht, glauben 45,3 %. Nur 21,4 % gehen davon aus, dass das Monopol auch im Jahr 2029 noch Bestand haben wird; eine Aussage, die dem derzeitigen Monopolisten zu denken geben dürfte.
Die Mehrheit der Studienteilnehmer spricht sich zudem dafür aus, dass die Spielautomaten aus Supermärkten, Restaurants und anderen häufig frequentierten Orten zurückgezogen werden: Hier liegt die Zustimmung bei 54,8 %, wohingegen sich lediglich 28,8% eine Beibehaltung der aktuellen Regelung wünschen.
Finnischer Monopolanbieter mit Umsatzminus
Derweil kämpft Veikkaus mit wachsenden Problemen. So gab das Unternehmen in der letzten Woche bekannt, dass seine Umsätze im ersten Halbjahr 2019 um 6 % gesunken seien. Demnach lagen die Einnahmen in den ersten sechs Monaten des Jahres bei knapp 1,5 Milliarden Euro, was auf eine zunehmende Unlust der Finnen in Bezug auf das staatliche Glücksspiel hindeuten könnte.
Dies wird unterstützt durch die Aussage von Janne Juntunen, Senior Client Service Manager bei Bilendi Oy:
Die Studie zeigt, dass die Finnen in der jüngsten Zeit eine striktere Haltung gegenüber der Monopolstellung des staatlichen Glücksspielanbieters Veikkaus Oy einnehmen. Darüber hinaus erfährt der Ansatz, Spielautomaten aus der alltäglichen Umgebung zu entfernen, über alle Altersgruppen hinweg wachsende Zustimmung.
Die Rückgänge seien dabei in allen Glücksspielbereichen zu verzeichnen. So verringerten sich nach Unternehmensangaben die Lottoumsätze ebenfalls um 6 % auf 630 Millionen Euro. Ein noch stärkeres Minus konnte nur durch eine vermehrte Spieltätigkeit der Finnen zu Beginn des Jahres verhindert werden, als eine Reihe außerordentlich hoher Jackpots für ein kleines Lottofieber in dem nordeuropäischen Land gesorgt hatte.
Allerdings könnte sich das Umsatzminus noch vergrößern, wenn Veikkaus seine angekündigten Pläne zur Reduzierung der Anzahl von Spielautomaten in die Tat umsetzt. Jüngsten Berichten zufolge geht es dabei um 3.000 der insgesamt rund 21.500 Automaten, die Veikkaus in Kiosken, Restaurants und Geschäften aufgestellt hat.
Darüber hinaus müssen sich finnische Spieler weiteren Regierungsplänen zufolge ab dem Jahr 2022 ausweisen, wenn sie an den Automaten spielen wollen. Ob diese Maßnahmen ausreichen werden, die skeptische Einschätzung der Finnen in Bezug auf ihre gewählten Abgeordneten zu verbessern, wird sich allerdings noch zeigen müssen.