Festnahmen: Chinesen entführen Angestellte von Offshore-Glücksspielanbietern auf den Philippinen
Philippinische Fahnder haben acht chinesische Staatsbürger festgenommen, die im Verdacht stehen, Teil eines organisierten Entführungs-Netzwerks zu sein. Dies gab die nationale Criminal Investigation and Detection Group (CIDG) gestern bekannt. Ziel der Kidnapper sollen vor allem chinesische Angestellte von Offshore-Glücksspielbetreibern (Philippine Offshore Gaming Operators, POGOs) gewesen sein.
Kriminalität im Schatten der POGOs
Seit geraumer Zeit zieht es Festland-Chinesen auf die Philippinen, um im dort florierenden Offshore-Glücksspielsektor tätig zu werden. Im Schatten dieser Arbeits-Migration ist ein weiterer „Wirtschaftszweig“ herangewachsen. So machen immer wieder Fälle Schlagzeilen, bei denen chinesische Kriminelle Landsleute in ihre Gewalt bringen, um von deren Familie oder Arbeitgebern Lösegeld zu erpressen.
Waren bislang in erster Linie Schuldner im Bereich des landbasierten Glücksspiels Ziel der Entführer, scheint sich das Geschehen allmählich ins Umfeld der POGOs zu verlagern.
Angaben der philippinischen Anti-Kidnapping-Sondereinheit PNP-AKG zufolge gab es im vergangenen Jahr einen Anstieg der Entführungen im POGO-Umfeld. So seien 2020 17 solcher Vorfälle bekanntgeworden, im Vorjahr waren es neun. Bei den 10 Fällen, bei denen die Polizei eingeschaltet worden sei, seien 23 Opfer befreit und 33 Verdächtige festgenommen worden. Zwei weitere mutmaßliche Täter seien während der Einsätze ums Leben gekommen.
Eine dieser Entführungen, so gestern ein Ermittler der Sondereinheit CIDG, sei am vergangenen Samstag in der Verhaftung von acht Tatverdächtigen gemündet. Ihnen wird vorgeworfen, bereits im Dezember zwei Angestellte einer chinesischen Tech-Firma entführt zu haben. Daraufhin habe der Vorgesetze von Lyu Long und Liu Xue Xue die geforderten 400.000 Philippinische Peso (umgerechnet rund 6.800 Euro) für die Freilassung Lyus gezahlt.
Tod trotz Lösegeld
Nichtsdestotrotz habe die Entführung des Mannes ein bitteres Ende genommen, so der zuständige Ermittler. So sei er nicht freigelassen, sondern ermordet worden. Nach Erhalt dieser Information habe die Firma die Polizei eigeschaltet. Die sterblichen Überreste von Lyu Lung seien in einer Schlucht gefunden worden:
Polizeibeamte wurden sofort zur Untersuchung entsandt und bestätigten, dass es sich bei der verwesenden Leiche um Lyu Long handelte, basierend auf der Kleidung, die er trug, als er das letzte Mal gesehen wurde und die auf dem von den Entführern geschickten Video zu sehen war.
Während der folgenden Ermittlungen seien weitere Lösegeldforderungen eingegangen. Am Samstag hätten Fahnder schließlich ein Mitglied der Gruppe bei einer fingierten Geldübergabe festnehmen können. Der Mann habe sie daraufhin zu einem Dorf südlich der Hauptstadt Manila geführt, in dem Liu Xue Xue gefangen gehalten worden sei. Die Frau, die mutmaßlich auch Opfer sexueller Übergriffe geworden war, konnte befreit werden. Ihre Entführer wurden festgenommen.
Die Polizei geht davon aus [Seite auf Englisch], dass die Täter auch für eine weitere Entführung im Dezember verantwortlich sind, die ebenfalls dramatisch endete. Damals war der Chinese Guan Ling verschwunden und nach Zahlung von Lösegeld mit einer Schusswunde aufgefunden worden. Guan Ling hatte trotz schwerer Verletzungen überlebt und soll seine Entführer identifiziert haben. Den Männern droht nun eine lebenslange Freiheitsstrafe.