FC Liverpool geht Partnerschaft mit Sportwetten-Anbieter 1xBet ein
Der englische Premier League-Club FC Liverpool ist eine Werbepartnerschaft mit dem russischen Sportwetten-Anbieter 1xBet eingegangen. Dies gab der Verein am Mittwoch auf seiner Homepage bekannt.
Obwohl kaum Details zu dem Deal an die Öffentlichkeit drangen, wurde mittlerweile bekannt, dass die mehrjährige Vereinbarung dem Online Buchmacher erlauben soll, seine Werbung sowohl an der Anfield Road als auch auf den digitalen Plattformen des Champions League-Siegers zu platzieren.
Von der Partnerschaft erhoffen sich die Verantwortlichen von 1xBet eine höhere Anziehungskraft auf die globale Fanszene des FC Liverpool und eine gesteigerte Werbereichweite, wie Unternehmenssprecher Alex Sommers in einem Statement einräumte:
„Der FC Liverpool ist einer der legendärsten Fußballvereine der Welt mit einer reichen Geschichte und einer riesigen globalen Fangemeinde. Wir freuen uns außerordentlich, mit dem Verein zusammenzuarbeiten, um unser Ziel zu erreichen, die Fans durch unsere innovativen Produkte und eine aufgeladene Wett-Erfahrung näher an den Sport zu bringen.“
1xBet folgt mit seinem Fußball-Sponsoring einer ganzen Reihe anderer Buchmacher, die sich bereits in der Premier League engagieren. Nach einer Statistik des Wirtschaftsforschungsinstituts Regulus gaben Glücksspiel-Anbieter im Jahr insgesamt bis zu 60 Millionen für die Unterstützung der Mannschaften aus.
Es wird nicht überall gefeiert
Der FC Liverpool ist einer der populärsten Clubs der Welt. (Quelle: Wikipedia)
Ob britische Glücksspiel- und Werberegulatoren ebenso über die neue Partnerschaft erfreut sind, darf bezweifelt werden. Schon seit Jahren streiten Politik und Interessenverbände über die möglicherweise schädliche Wirkung der Glücksspielwerbung auf Fußballzuschauer.
Erst in dieser Woche veröffentlichte die Suchtpräventions-Kampagne GambleAware einen Interimsreport über den komplexen Einfluss des Werbeengagements auf Kinder und Jugendliche. Das Resultat: die Gruppe der 11 bis 16-Jährigen würde vor allem bei Sportübertragungen und bei Live-Spielen mit der Werbung von Buchmachern konfrontiert.
Laut dem Bericht (Link auf Englisch) gaben 46 % der Untersuchungsgruppe an, durch Werbeplatzierungen auf Trikots und in Stadien mit den Glücksspielprodukten in Berührung gekommen zu sein.
Diese Regeln gelten für Glücksspielwerbung in Großbritannien
Anders als in den Vereinigten Staaten, in denen Glücksspielwerbung auf Major League Soccer-Trikots und in Stadien bis vor Kurzem verboten war, gab es in Großbritannien bislang keine Verbote dieser Art. Glücksspielwerbung kontrolliert die UK Gambling Commission (UKGC) und die Advertising Standards Authority (ASA) allerdings bei TV-Übertragungen und in Social Media-Kanälen.
Die Auflagen für Spots und Annoncen sind vielseitig. So darf die Fernsehwerbung unter anderem keine Aussicht auf hohe Gewinne versprechen oder eine Flucht aus Einsamkeit und finanziellen Problemen suggerieren.
Die Zusammenarbeit zwischen dem FC Liverpool und 1xBet könnte in Zukunft womöglich einen Beitrag zum Anstieg dieser Zahl liefern. Mit geschätzten 771 Millionen Fans weltweit gehören die „Reds“ zu den beliebtesten Clubs der Welt und besitzen eine globale Außenwirkung.
Wird der Buchmacher seine Wette verlieren?
Tom Watson setzte sich für ein Werbeverbot ein. (Quelle: Wikipedia)
Dass sich das mehrjährige Engagement von 1xBet tatsächlich auszahlen wird, scheint allerdings nicht garantiert. In den letzten Jahren regte sich in der britischen Politik immer wieder Unmut über das Fußball-Sponsoring durch Sportwetten-Anbieter, deren Logos mittlerweile fast die Hälfte der Team-Uniformen von Premier League-Mannschaften zieren.
Früher Gegner der Fußball-Glücksspiel-Kooperationen war der hochrangige Labour-Politiker Tom Watson, der sich bereits im Jahre 2017 für ein Verbot von Glücksspielwerbung auf Fußballtrikots einsetzte. Überraschende Unterstützung erhielt Watson im Winter 2018 von einigen britischen Buchmachern.
Sowohl William Hill als auch Ladbrokes und Bet365 befürworteten ein Verbot von Glücksspielwerbung während Live-Übertragungen aus Sorge um den negativen Einfluss auf Kinder und Jugendliche. Diese wurde im April 2019 nochmals vom Glücksspielunternehmen GVC Holdings aufgegriffen, welches sich ebenfalls für ein Verbot von Stadionwerbung und Fernsehwerbung aussprach.
Sollten den Bekenntnissen von Politik und Wirtschaft tatsächlich Resultate folgen, könnte sich das russische Investment als weniger profitabel erweisen als ursprünglich angenommen.