Freitag, 22. November 2024

Fake-Gewinnspiele überfluten Facebook: Werbung und Abzocke statt großer Gewinne

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Gefälschte Gewinnspiele auf Facebook. Fakes fluten die Timelines (Quelle:Pinterest)

Facebook steht wie keine andere Social-Media- Plattform für jede Menge Input: In der Timeline finden sich nicht nur die aktuellsten Posts von Freunden und Bekannten sowie Benachrichtigungen darüber, wer was geteilt und geliket hat, Facebook lädt den geneigten User auch dazu ein, Fortuna herauszufordern.

Große und kleine Anbieter nutzen Facebook & Co. seit langem erfolgreich zu Marketingzwecken. Die neuesten Aktionen, Bonusprogramme, spezielle Gewinnspiele, wer seine Kunden heutzutage erreichen möchte, belässt es nicht bei Print- und Rundfunkwerbung. Der Vorteil eines guten Social- Media-Marketings: Der User bekommt auf ihn zugeschnittene Angebote sehr direkt angezeigt und das Teilen der Inhalte durch Facebook-Freunde steigert das Vertrauen in die Seriosität des Anbieters.

Auf diese Art wird der User allerdings nicht nur mit kreativer Werbung, aktuellen Nachrichten und niedlichen Katzenbildern versorgt, auch Betrüger haben gelernt, wie sie möglichst effektiv an Reichweite gewinnen können.

Wenig Misstrauen bei geteilten Inhalten

Enkeltrick, Telefonabzocke, Zeitungsabos an der Haustür: Im Reallife sind Betrüger meist schnell zu erkennen. Der Grund: Obwohl sie sich immer neue Tricks und Kniffe einfallen lassen, ihre gutgläubigen Opfer übers Ohr zu hauen, sind wir schnell gewarnt, wenn ein Fremder uns ungebeten das Blaue vom Himmel verspricht.

Was aber, wenn Menschen die wir schätzen und denen wir vertrauen, Beiträge zu Gewinnspielen teilen?

Wenig Aufwand – Große Reichweite

Genau diese Form der Kommunikation machen sich Betrüger auf Facebook zunutze: Sie haben es nicht mehr nötig, Klinkenputzen zu gehen oder potenzielle Opfer telefonisch zu kontaktieren, um in den meisten aller Fälle abgewiesen zu werden. Im Gegenteil. Einmal in die Welt gesetzt, verbreitet sich ein Fake-Gewinnspiel via Facebook ohne weiteres Zutun.

Neuwagen, Tiny-Houses, Traumreisen – Wünsche sollen wahr werden

Fake-Gewinnspiel Facebook

Angebliches Ryanair-Gewinnspiel auf Facebook. Gewinnen können hier nur die Hintermänner. (Quelle:mimikama.at)

Fan werden, liken, kommentieren, teilen, der ganz große Gewinn scheint immer nur ein paar Klicks entfernt. Und wie das bei Gewinnspielen so ist, meist gewinnt man nicht. Da der Gewinner im Fall der Fälle persönlich kontaktiert werden soll, ist für alle anderen Teilnehmer nicht nachvollziehbar, wer denn nun gewonnen hat.

Oft enthält ein solches Gewinnspiel auch einen Teilnahmeschluss, meist verschwindet der Aufruf aber bereits vor dem genannten Termin.

Lukrative Geschäfte mit Userdaten

Was aber wollen die Hintermänner dieser dubiosen Gewinnspielaktionen? Natürlich geht es – wie immer, wenn falsche Versprechungen gemacht werden – im Endeffekt um finanzielle Interessen. Reichweite und Daten sind die Währungen, die nachher als ganz reale Beträge in die Taschen der Verantwortlichen fließen.

Seiten werden zum Verkauf angeboten

Läuft es gut mit einem Fake-Gewinnspiel, kann der Seitenbetreiber seine Page gezielt „züchten“. Umso mehr Traffic und Interaktion er generiert, umso wertvoller wird die Seite. Das Ziel des sogenannten „Likefarmings“: Der Verkauf der Präsenz an andere Firmen. Der User bekommt hiervon nichts mit, sondern erhält nun Inhalte, für die er sich nicht aktiv entschieden hat, angezeigt. Solch hochgezüchtete Seiten werden zuweilen sogar über Ebay zum Verkauf angeboten. Was das für die Sicherheit der eigenen Daten bedeutet, möchte man sich gar nicht ausmalen.

Provisionen durch Klicks

Eine andere Art, mit Fake-Gewinnspielen Geld zu machen, liegt in „Affiliate“-Programmen. Der Seitenbetreiber verlinkt in der Gewinnspielbeschreibung die Seiten von „Partnerprogrammen“, die der Teilnehmer besuchen soll. Für Klicks und Abschlüsse erhält der Anbieter jeweils eine Provision.

Fake- Gewinnspiele mit teuren Konsequenzen

Hinter den Links können sich verhältnismäßig harmlose Werbeangebote verbergen, die den User schlimmstenfalls Nerven kosten. Wirklich gefährlich hingegen sind Links, die auf WAP-Billing-Seiten führen. Hier können Kosten in ungeahnter Höhe entstehen.

WAP-Billing steht für das Abrechnen von Online-Käufen über Wireless Application Protocol-Sites. WAP-Billing ermöglicht es, Inhalte schnell und unkompliziert über die eigene Mobilfunkrechnung einzukaufen. Besonders beliebt ist das WAP-Billing im Bereich elektronischer Produkte wie Klingeltöne oder Handyspiele. Nach der Auswahl des Inhalts wird der Käufer auf eine WAP-Seite geleitet, wo er den Kauf und die Abbuchung über die Telefonrechnung bestätigt.

Da WAP-Billing lediglich ein paar Klicks benötigt, hat es sich als attraktives Modell für Kriminelle herausgestellt: Oft ist dem Käufer nicht bewusst, was genau er da gerade anklickt. Dies führt nicht selten zum ungewollten Abschluss von Abo-Verträgen, die dann monatlich ohne weiteres Zutun des Users und oft unbemerkt über die Mobilfunkrechnung abgebucht werden.

Da der Aufwand für die Betrüger nicht hoch ist, die Reichweite aber immens sein kann, ist der Mehrwert enorm: Selbst, wenn nur jeder tausenste Teilnehmer gutgläubig genug ist, dem vermeintlichen Angebot zu folgen, können durch das Einstellen von Fake-Gewinnspielen auf Facebook hohe Gewinne generiert werden. Nur eben nicht für die Spieler.

So erkennt man Fake-Gewinnspiele auf Facebook

Vor der Teilnahme an einem Gewinnspiel auf Facebook ist es sinnvoll, ein paar Informationen zum Anbieter zu checken.

Handelt es sich um eine nicht verifizierte (kein blauer Haken neben dem Namen) Seite eines großen Unternehmens?

Handelt es sich um ein Phantasieunternehmen? Hier hilft ein kurzer Blick in eine Suchmaschine.

Muss man, um am Gewinnspiel teilnehmen zu können, „liken“ und „teilen“?

Existiert die Seite erst seit kurzem?

Sind die Bilder der angegebenen Gewinne aus dem Internet kopiert?

Werden die Sponsoren der Gewinne nicht aufgeführt?

Gibt es keine öffentliche Bekanntgabe der Gewinner?

Ist das Impressum unvollständig bzw. unglaubwürdig oder fehlt ganz?

Treffen ein oder mehrere dieser Punkte zu, empfiehlt es sich, sich nicht auf das angebliche Gewinnspiel einzulassen und es insbesondere nicht weiter zu verbreiten. Spezielle Aufklärungsseiten im Internet sammeln zudem aufgeflogene Fakes und warnen potenzielle Opfer.

Da die Rechtslage schwammig und eine Fake-Seite schnell gelöscht ist, gibt es nur eine wirklich effektive Methode, sich selbst und andere zu schützen und den Betrügern das Handwerk zu legen: Man muss sie ins Leere laufen lassen.