European Gaming Congress 2020: Ist das Online-Glücksspiel in Westeuropa überreguliert?
Casinoonline.de nimmt am European Gaming Congress 2020 [Link auf Englisch] teil, der in diesem Jahr virtuell stattfindet.
Bei der Veranstaltung haben am Dienstag Branchenvertreter, Regulatoren und Rechtsexperten aus Großbritannien, der Niederlande und Frankreich über die Regulierung des Online-Glücksspiels in Westeuropa gesprochen. Der Tenor dabei: Die Richtlinien für die Industrie sind weitreichend und stellen mitunter große Herausforderungen für die Anbieter dar.
Wird in Großbritannien überreguliert?
Joe Evans, Managing-Editor bei Gambling Compliance, hat am Dienstag erklärt, dass mit einer noch umfassenderen Regulierung des Glücksspiels in Großbritannien zu rechnen sei. Mit der geplanten Einführung eines neuen Glücksspielgesetzes könnten auf die Betreiber viele weitere Einschränkungen zukommen.
Der Druck durch Spielerschützer sei bereits jetzt so groß, dass die Regierung praktische Maßnahmen, bspw. ein Verbot des Glücksspiel-Sponsorings im Sport, in Kürze umsetzen könnte, erklärte Evans:
„Die Regierung steht zumindest unter Druck, alle Arten des Glücksspiel-Sponsorings im Sport zu verbieten oder sie erheblich einzuschränken (…). Ich habe mit ein paar Leuten gesprochen, die sagen, dass es in ein paar Wochen soweit sein könnte.“
Auch die Einführung eines Einsatzlimits für virtuelle Spielautomaten, wie es in Deutschland im Rahmen des neuen GlüStV beschlossen worden ist, sei möglich. Dies begrüße zumindest eine „Anti-Glücksspiel-Lobby“, die schon die Senkung der Einsatzlimits an Fixed-Odds-Betting-Terminals unterstützt habe. Wie sich die Situation weiter entwickle, bleibe abzuwarten.
Ein Ausnahmefall sei die Verschärfung der Richtlinien in Großbritannien jedenfalls nicht. Eine ähnliche Entwicklung ließe sich derzeit in vielen Teilen Europas feststellen.
Harte Regeln für Glücksspiel in den Niederlanden
Auch in den Niederlanden böten sich vor dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielgesetzes große Herausforderungen für Online-Glücksspielbetreiber, unterstrich der Anwalt Dr. Alan Littler.
In den Niederlanden wird das neue Glücksspielgesetz, welches explizit das Online-Glücksspiel regelt, voraussichtlich am 1. März 2021 in Kraft treten. Nach dem Ende des Lizenzvergabeprozesses sollen die Unternehmen ihre Angebote ab dem 1. September 2021 legal anbieten dürfen.
Strenge Verfahrensweisen zum Spielerschutz gäbe es insbesondere hinsichtlich der Glücksspielwerbung, die unter anderem das Engagement von Influencern limitierten.
Zudem müssten Unternehmen in Zukunft eine Risikoanalyse ihrer Angebote durchführen und die Ergebnisse in Suchtpräventions- und Werbestrategien einfließen lassen.
Handlungsohnmacht bei der französischen Glücksspielaufsicht?
Simon Leymarie von der französischen Glücksspielaufsicht L’Autorité nationale des Jeux (ANJ) betonte am Dienstag, dass die Schaffung attraktiverer Rahmenbedingungen für Online-Glücksspielbetreiber nicht zur Funktion des Regulators gehöre.
Gegenwärtig sind nur 14 Online-Betreiber auf dem französischen Glücksspielmarkt aktiv. Experten führen dies auf hohe Steuern und ein Verbot von Online-Casinos zurück.
Reizvolle steuerliche und rechtliche Veränderungen herbeizuführen, sei Aufgabe der Politik, so Leymarie. Die ANJ wolle ihre Verantwortung wahrnehmen und den Online-Glücksspielunternehmen auch zukünftig transparente Guidelines zur Verfügung stellen.
Hielten sich die Anbieter nicht an die Vorgaben, seien Sanktionen möglich. In der Funktion der „Polizei“, so Leymarie, sehe sich die Glücksspielaufsicht jedoch nicht. Die Idee sei, mit den Anbietern zu kooperieren. Ob Leymaries Aussagen das Vertrauen in die französischen Behörden stärken werden, bleibt abzuwarten.
Casinoonline.de wird weiter am European Gaming Congress 2020 teilnehmen und von den neuesten Entwicklungen des Glücksspiels in Europa berichten.