Samstag, 23. November 2024

eSport Studie 2019: zu wenig Bewegung, zu viel Übergewicht

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Am Donnerstag veröffentlichte die Sporthochschule Köln in einer Pressekonferenz in ihrem NetCologne Stadion eine aktuelle Studie über das Gesundheitsbild von eSportlern in Deutschland. Gemeinsam mit der AOK Rheinland/Hamburg wurden dafür die Daten von 1.200 Spielern und Spielerinnen erhoben. Die Ergebnisse seien zwar nicht alarmierend, doch gebe es durchaus Verbesserungsbedarf.

Jung, gebildet und sportlich aktiv, aber…

Der eSport ist im Kommen, doch noch immer haben viele Menschen ein völlig falsches Bild von den teilnehmenden Spielern und Spielerinnen. Gamern werden dem Klischee gemäß gern eine ungesunde Lebensweise und ein ungepflegtes Äußeres angedichtet. Dass die Realität jedoch nicht ganz so drastisch aussieht, belegt aktuell eine Studie der Sporthochschule Köln.

So präsentierte am Donnerstag Prof. Dr. Ingo Froböse, Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule Köln, die Ergebnisse seiner großangelegten Studie „Wie gesund zockt Deutschland?“

Deutsche Sporthochschule Köln

Studie von Sporthochschule Köln durchgeführt (Bild: Wikimedia)

Die 1.200 Studienteilnehmer wurden dabei sowohl nach ihren Daten und Gewohnheiten befragt, als auch in spezifisch für eSportler kreierten Tests körperlich getestet.

Zunächst einmal ließ sich festhalten, dass mehr als 90 % aller eSportler männlich sind und das Durchschnittsalter bei 22,9 Jahren liegt. Für die Hälfte der Spieler ist der jeweilige eSport lediglich ein Hobby, für mehr als ein Drittel eine potentielle Geldeinnahmequelle im Rahmen von Wettbewerben.

Auch der Bildungsdurchschnitt kann sich durchaus sehen lassen, denn die Hälfte der Spieler hat entweder Abitur oder eine Fachhochschulreife und 16,2 % sogar einen universitären Abschluss.

Von größerer Bedeutung sind jedoch jene Daten, die zur körperlichen Gesundheit der Spieler erfasst werden konnten.

Zu hoher BMI bei eSportlern

Wenn auch generell umstritten, diente der Body-Mass-Index (BMI) als erste Grundlage zur Einschätzung der allgemeinen Fitness der eSportler. Dabei stellte sich heraus, dass der durchschnittliche BMI der Teilnehmer bei 24,7 und damit über dem Durchschnitt ihrer Altersgruppe liegt.

Prof. Frohböse erklärte in dem Zusammenhang, dass zwar 84 % der Befragten nach eigener Angabe Sport betrieben, jedoch nur die Hälfte von diesen an das wöchentliche Mindestmaß von 2,5 Stunden herankämen. Die beliebtesten „echten“ Sportarten unter den Teilnehmern seien dabei Ballsportarten, Radfahren und Fitnesstraining.

Body Mass Index Tabelle

Klassifizierung nach Body-Mass-Index (Bild: CasinoOnline)

Ein großes Hindernis sei jedoch das tägliche stundenlange Sitzen vor Computer und Konsolen, welches unweigerlich mit der Sportart einhergehe. Viele der Spieler verbrächten gut 25 Wochenstunden im Sitzen vor ihrem Spiel, und zwar nicht gerade in guter Haltung.

In der Studie weniger untersucht, aber dennoch nicht zu vernachlässigen sind auch die Essgewohnheiten der Spieler. Denn wer täglich viele Stunden vor dem Bildschirm verbringt, hat nicht unbedingt Zeit oder die nötige Energie, frisches Gemüse zu schneiden und gesundheitsfördernde Gerichte zu kochen. Auch darin könnte der leicht erhöhte durchschnittliche BMI sehr leicht begründbar sein.

Unterschätzte Gefahren des eSports

Wenn man an Sportverletzungen denkt, fallen einem zu allererst Dinge wie Muskelfaserrisse oder angerissene Sehnen und Bänder ein. Doch auch im eSport kommt es häufiger zu schwerwiegenden Verletzungen, als man annehmen würde.

Besonders die Gelenke der Hände und des Unterarms sind beim Spielen unter ständiger Belastung. Einseitige Bewegungen führen zur Überbeanspruchung gewisser Knochen- und Muskelpartien, während andere gleichzeitig schwächer und fragiler werden.

So kam es gerade im Profi-eSport schon häufiger zu Knochenbrüchen während des Spiels. Der Dota 2 Spieler Clinton Loomis verletzte sich 2014 beispielsweise so schwer den Arm, dass er ein Jahr pausieren musste. Damals sagte er:

Heute muss ich verkünden, dass ich mich aus dem Dota-Wettbewerb zurückziehen werde. Ich war für mehr als ein Jahrzehnt ein professioneller Spieler und habe meinen Traum gelebt und dabei all meine Ziele erreicht. Aber jetzt habe ich ein neues Ziel: gesund werden. Meine Leidenschaft für Dota bleibt, aber die langfristige Gesundheit meines Armes geht nun vor.

Während mechanische Verletzungen der Hände und Arme das am meisten vorkommende eSport-Gesundheitsproblem darstellen, ist auch das Risiko psychischer Erkrankungen nicht zu unterschätzen.

Letztendlich erfordert das Spielen eine Menge Konzentration und je nach Intensität des Spiels können enorme Emotionen seitens der Spieler mit einbezogen sein. Viele Profi-eSportler beginnen ihre Karriere bereits im frühen Jugendalter und für viele droht Jahre später die geistige Ermüdung oder das Burnout.

Gegenmaßnahmen unerlässlich

Auch die Krankenkassen sind sich der Gesundheitsrisiken des eSports längst bewusst. In vielen Fällen gilt dasselbe wie für Büroarbeiter, die ebenfalls einen Großteil des Tages vor einem Bildschirm arbeiten müssen: Ausgleichssport ist unerlässlich.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg sagte dazu:

Als Gesundheitskasse ist es unser Ziel, eSport, der von Millionen von Menschen betrieben wird, und Gesundheitsförderung in Einklang zu bringen. Lange Sitzzeiten, oft neben dem Berufsleben, wirken sich negativ auf die Gesundheit aus.

Auf der Website von eSportwissen, die mit der Studie in direktem Zusammenhang steht, werden daher auch bestimmte Übungen erklärt, die Spieler zur Vorbeugung typischer Probleme durchführen können.

Das Team von Professor Froböse arbeitet indes an gezielten Trainingskonzepten, die den Spielern zu besserer allgemeiner Gesundheit verhelfen sollen. Dafür wurde im Rahmen der Studie ein Leistungstest entwickelt, über welchen die nötigen Fähigkeiten der Sportler analysiert werden konnten.

Basierend auf den Ergebnissen können so künftig gezielte Übungen aufgestellt werden, damit es hoffentlich im deutschen eSport zu weniger Verletzungen kommt. Denn schließlich möchte die Branche weg von dem ungesunden Klischee, welches ihr noch immer anhaftet.