Freitag, 22. November 2024

EA wehrt sich gegen Belgiens Glücksspielgesetz: FIFA soll Loot Box behalten

FIFA 19 Ultimate Team||

Der Streit um die Legalität von Loot Boxes in Belgien geht weiter. Spielhersteller Electronic Arts (EA) weigert sich, Loot Boxes aus FIFA 18 und 19 zu entfernen und könnte damit vor Gericht enden.

EA kämpft spezifisch um FIFA Spiele

Seit April ist es offiziell: Loot Boxes fallen in Belgien in die Kategorie der Glücksspiele und unterliegen damit der dortigen Glücksspielgesetzgebung. Für die Anbieter von Videospielen, zu deren Zielgruppe auch Minderjährige gehören, ist die neue Gesetzgebung daher äußerst problematisch.

Da Kinder und Jugendliche keinen Zugriff auf kostenpflichtige Loot Boxes haben dürfen, müssen die Entwickler diese aus ihren Spielen entfernen. Die Hersteller Blizzard, Valve und 2k sind dieser Forderung bereits nachgekommen.

Auch EA hat in Teilen zugestimmt und Loot Boxes aus seinem Spiel Starwars Battlefront II entfernt. Doch bezüglich FIFA zeigt man sich unnachgiebig. Daryl Holt, der Vorstandsvorsitzende von EA Sport, verteidigte vehement die Loot Boxes in seinen FIFA Spielen:

Die Pakete Ultimate Team sind keine Form des Glücksspiels, da Spieler wissen, was sie kaufen. Man erhält eine spezifische Anzahl an Boni, welche garantiert ist. Wir sind auch bereit, die jeweiligen Wahrscheinlichkeiten offenzulegen.

Eine Loot Box im FIFA Spiel sei dabei nichts anderes als das Kaufen von Sticker-Paketen im Kiosk nebenan. Diese könnten von Kindern problemlos gegen echtes Geld erworben werden und der Mechanismus sei derselbe. Man wisse, wie viele Bildchen man bekommt, aber eben nicht, welche genau.

Genau gegen dieses Argument protestierte die Glücksspielbehörde jedoch, denn anders als bei den gedruckten Stickern gebe es bei FIFA eben nicht dieselben Chancen, die diversen wertvollen und weniger wertvollen Spieler zu erhalten.

EA Vorstandsvorsitzender Daryl Holt

EA Chef Daryl Holt verteidigt FIFA Ultimate Team (Bildquelle: Youtube)

EA betonte darüber hinaus aber auch, dass Spiele der FIFA in anderen Gesetzgebungen der Welt kein Problem darstellen würden. Man arbeite seit langem auf globaler Ebene und überall sei akzeptiert worden, dass die Loot Box FIFA Ultimate Team keine Form von Glücksspiel ist.

Die FIFA Versionen, um die es bei der ganzen Diskussion geht, sind die aktuelle FIFA 18 und die bald erscheinende FIFA 19. In beiden gibt es die Loot Box Ultimate Team, welche es Spielern ermöglicht, sich Spieler mit höheren Qualitäten entweder zu erspielen oder zu kaufen. Hierbei handelt es sich um ganze Sets, deren spezifischer Inhalt zunächst nicht bekannt ist.

Die belgische Glücksspielbehörde will klagen

Die belgische Glücksspielbehörde besteht weiterhin darauf, dass Loot Boxes auch aus den FIFA Spielen entfernt werden. Da EA der Forderung bisher nicht nachgegangen ist, hat die Behörde nun die belgische Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Berichten der belgischen Zeitung Nieuwsblad zufolge [Artikel auf Niederländisch] habe diese ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen EA eingeleitet. Sollte der Fall vor Gericht landen, könnte im schlimmsten Fall eine hohe Strafe auf den Spielentwickler zukommen.

Der belgische Justizminister Koen Geens bestätigte, dass die Verantwortlichen von EA eine Haftstrafe von fünf Jahren sowie eine Geldstrafe von 800.000 Euro riskieren, wenn die Spiele, die Loot Boxes enthalten, weiterhin in Belgien angeboten werden.

Glücksspielgesetzgebung in Belgien

Laut der belgischen Kommission für Glückspiele gilt in Belgien grundsätzlich ein Glücksspielverbot. Jedoch führte dies in der Vergangenheit zu einem starken Anwachsen illegaler Spiele, weshalb im Jahr 1999 die Glücksspielkommission eingeführt wurde. Diese kann verschiedenen Anbietern Genehmigungen erteilen, um Glücksspiele in geregeltem Maße legal anzubieten.

Gesetzlich anerkannte Einrichtungen für Glücksspiel sind Spielbanken, Automatenspielhallen, Schankstätten oder Wettbüros, wobei die ersten drei zahlenmäßig begrenzt sein müssen. Sobald ein Platz frei wird, wenn beispielsweise ein Casino schließt, können andere Anbieter eine Bewerbung auf Lizenzierung einreichen. Der belgische König bestimmt dabei, wer über den freien Platz wie in Kenntnis gesetzt wird.

Der potentielle gerichtliche Ausgang ist jedoch derzeit nicht einzuschätzen. Auch Peter Naessens, Generaldirektor der belgischen Glücksspielbehörde, sieht mehr als eine mögliche Entscheidung. Sollte das Recht sich für EA aussprechen, wolle die Kommission genau dort ansetzen und noch härtere Gesetze gegen Glückspiel fordern.

Begonnen hatten die Ermittlungen der Kommission bereits vor langer Zeit, als sowohl von Spielern innerhalb der Gaming Community als auch von außerhalb Klagen über die Loot Boxes kamen. Laut Naessens hätten Spieler große Geldsummen verloren.

Für EA sind die Einnahmen durch Loot Boxes jedoch geradezu essentiell. Laut dem amerikanischen Wirtschaftsmagazin Forbes kommen ganze 67 % der Einnahmen von EA direkt durch Loot Box Einkäufe. Es ist daher wenig verwunderlich, dass der Entwickler diese um jeden Preis beibehalten will.

Loot Boxes in den meisten Ländern kein Problem

Belgien hatte mit seiner Glücksspiel-Gesetzesänderung international für großen Wirbel gesorgt. Zahlreiche weitere Länder, in Europa vor allem Frankreich, hatten in der Folge diesbezüglich Untersuchungen in ihrer eigenen Rechtsprechung veranlasst.

UK Gambling Commission Loot Boxes No Gambling

Loot Boxes in Großbritannien kein Problem (Bildquelle: Youtube)

Derzeit werden Loot Boxes in vielen Ländern und Gesetzgebungen akzeptiert und nicht als Glücksspiel eingestuft. Dazu zählen insbesondere Großbritannien und Neuseeland. Die USA vertritt dabei einen ähnlichen Standpunkt. In Deutschland wurde die Angelegenheit bisher weiterhin nicht groß zum Thema gemacht.

Mit einem radikalen Verbot tut es Belgien damit am ehesten den Chinesen gleich. In China müssen Entwickler bei jeder Loot Box zumindest detailliert die Wahrscheinlichkeiten auflisten, damit Spieler wissen, was sie erwarten können. Anders als das Glücksspiel sind Loot Boxes in China jedoch noch immer legal.