DOSB Mitgliederversammlung: Sportbund bekräftigt ablehnende Haltung zum eSport
Am vergangenen Samstag fand die DOSB-Mitgliederversammlung in Düsseldorf statt. Hierin hat der DOSB seine ablehnende Haltung gegenüber dem eSport bekräftigt.
Bereits im Oktober hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in einer Erklärung mitgeteilt, dass er den eSport nicht als Sport anerkenne und dafür viel Kritik geerntet. Nun hat der DOSB in der Mitgliederversammlung seine Position bestätigt und verweist in seiner heutigen Pressemitteilung erneut auf die bereits im Oktober vorgenommene Positionierung hin.
ESport als „Gefahr für unsere Gesellschaft“
Walter Schneeloch sieht eSports als Gefahr für die Gesellschaft. (Bild: Wikipedia)
Eines der Kernmerkmale der Positionierung des DOSB ist die Unterscheidung von elektronischen Sportartensimulationen oder virtuellen Sportarten und eGaming. Unter virtuellen Sportarten versteht der DOSB sämtliche Sportarten, die in die virtuelle Welt überführt wurden. EGaming hingegen ist für den DOSB das „wettkampfmäßige Spielen von Video- bzw. Computerspielen aller Art“, die keinen virtuellen Sportarten entsprechen.
Während virtuelle Sportarten vom DOSB anerkannt werden, spricht er sich deutlich gegen die Aufnahme von eGaming aus. Dieses sei zwar Teil der modernen Jugendkultur, jedoch keine sportliche Aktivität.
Im Vorfeld der Mitgliederversammlung beantwortete der DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch in einem Interview mit der Rheinischen Post die Frage, warum er den eSport derart kategorisch ablehne, wie folgt:
„Weil es für mich kein Sport ist. Ganz einfach. Und ich bin ja mit dieser Sichtweise nicht allein. Peter Beuth, der Innenminister von Hessen, hat unlängst ein vernichtendes Urteil gefällt, der verlangt, dass es eigentlich nicht E-Sport heißen dürfe, weil es überhaupt kein Sport sei. Diese Daddelei vor dem Fernseher. Der Begriff Sport ist nicht geschützt. Wer aber aufgenommen will in die Familie der Sportorganisationen, der muss sich mit den allgemeinen Werten auseinandersetzen. E-Sport passt da in der heutigen Form nicht hinein.“
Schneeloch betonte im Interview weiterhin, dass eSport eine Entwicklung ist, die zum Jugendalter dazu gehöre, verurteilte aber „Ballerspiele“ scharf und bezeichnete den eSport als „Gefahr für unsere Gesellschaft“.
Der hessische Innenminister Peter Beuth, auf den sich Walter Schneeloch im Interview bezog, hatte im Rahmen des Turn- und Sportkongresses in Darmstadt geäußert, dass eSport nichts mit Sport zu tun habe und der Begriff ausradiert werden müsse. Der Vorsitzende des eSport-Bundes Deutschland (ESBD), Hans Jagnow, bezeichnete die Wortwahl Beuths auf Twitter als „unfassbar“.
Wesentlich weniger ablehnend hatte sich auf derselben Veranstaltung der Vizepräsident des Landessportbundes, Ralf-Rainer Klatt, zum eSport geäußert, wie dem Dortmunder Echo zu entnehmen ist:
„Wenn junge Menschen an die Vereine herantreten und sagen, wir würden eSport gerne als Mannschaftssport betreiben, dann ist das auch noch einmal was anderes, als wenn der Einzelne allein mit der Konsole gegen seinen Computer antritt.“
Die Mitgliederversammlung des DOSB eine „vertane Chance“
Wie Hans Jagnow vom ESBD ebenfalls auf Twitter betonte, sieht er die Mitgliederversammlung des DOSB als „vertane Chance“. Der ESBD bietet dem DOSB jedoch an, mit ihm gemeinsam einen dauerhaften eSport-Ausschuss „einzurichten und über verbindende Werte zu reden.“
Der e-Sport-Bund Deutschland (ESBD)
Der e-Sport-Bund Deutschland wurde im November 2017 in Frankfurt am Main gegründet und hat seinen Sitz in Berlin. Er repräsentiert den organisierten eSport in Deutschland und hat sich die Anerkennung des eSports in Deutschland sowie die Etablierung von Regularien, die Zertifizierung von Trainern und Schiedsrichtern sowie die Organisation eigener Ligen zum Ziel gemacht.
In der vergangenen Woche hatte der ESDB bereits in einer Pressemitteilung darauf aufmerksam gemacht, dass es in Zusammenhang mit der Diskussion um die Anerkennung von eSport als Sport zur „sprachlichen Verrohung“ komme. ESBD-Präsident Hans Jagnow forderte in der Pressemitteilung dazu auf, sich sachlich mit der Debatte auseinanderzusetzen anstatt „pure Polemik“ aufkommen zu lassen.
Als Beispiel für die sprachlich verrohte Diskussion nennt der ESBD dabei neben Peter Beuths Äußerungen Andreas Silbersacks in einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung. Hierin hatte Silbersack davon gesprochen, dass man an eSport zwar nicht vorbeikomme, Spiele „bei denen Menschen abgeschlachtet werden“ aber nicht mit der Ethik des Sports kompatibel seien.
Auf der Mitgliederversammlung vom 1. Dezember ist Andreas Silbersack nun zum DOSB-Vizepräsidenten für Breitensport und Sportentwicklung gewählt worden und tritt damit die Nachfolge Walter Schneelochs an.
Ausgaben in Milliardenhöhe für eSport in China
Während in Deutschland heiß um die Anerkennung des eSports als Sport diskutiert wird, investiert China bereits Milliarden in den Aufbau einer eSport-Stadt. In der chinesischen Stadt Hangzhou wurde für umgerechnet etwa 254 Millionen Euro ein eSport-Dorf errichtet, das eine eigene Infrastruktur erhalten hat und fast vier Millionen Quadratmeter groß ist. Die eSport-Organisation LGD Gaming, die unter anderem in League of Legends antritt, hat ihren Sitz bereits in die neue eSport-Stadt verlegt.
Ziel der Stadt Hangzhou ist es, bis zum Jahr 2022 noch weitere zwei Milliarden Euro in die Entwicklung der eSport-Stadt zu stecken. Neben Einrichtungen, die dem Training dienen, soll die Stadt ein Krankenhaus, ein eigenes Hotel und verschiedene Freizeitparks erhalten.